Abschied vom KultverkäuferKöln sagt „Tschö Klaus“: Mr. Tischtennis starb mit 55

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Die Kölner Tischtennis-Szene trauert: Klaus Weißbach war eine Frohnatur und bei allen Sportlern hoch geschätzt. 

von Ayhan Demirci (ade)Jan Wördenweber (jan)

Köln – Es ist ein Geschäft, wie es in Köln kein zweites gibt, und der leidenschaftliche Klaus Weißbach war als Geschäftspartner von Thomas Roßkopf die Seele des Ladens.

Wer dieser Tage das kleine Tischtennis-Geschäft „TT Experten“ an der Gravenreuthstraße, Ecke Subbelrather betritt, sieht ein Kondolenzbuch ausliegen. Klaus Weißbach ist, wie wir erst jetzt erfuhren, am 12. Mai mit nur 55 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.

Karl Lauterbach (SPD) hat in das Kondolenzbuch geschrieben

Im Kondolenzbuch für den stets quirligen TT-Experten hat sich zum Beispiel Karl Lauterbach von der SPD eingetragen. Einer der prominenten unter den Tausenden von Tischtennisfreunden, ob Profis oder Amateure, die bei „TT Experten" alles kaufen, was sie für ihren Sport brauchen: Schuhe, Shirts, Bälle, Tischtennisplatten und natürlich – die Schläger.

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Der kleine Laden an der Subbelrather Straße: Wohl jeder Tischtennis-Sportler in Köln kennt ihn.

Davon verstand Klaus Weißbach, der selbst in der Bezirksliga spielte, enorm viel. Er fertigte neue Schläger in Eigenproduktion oder erneuerte die liebgewordenen Sportgeräte der Kundschaft. 

Klaus Weißbach: Der Tischtennis-Experte für Köln

„Hömma, bist du dir sicher, dass du den Belag wirklich so auf der Vorhand haben willst“, fragte er etwa gerne skeptisch, wenn Kunden einen besonders schnellen Belag samt dicker Schwammstärke haben wollten.

Tischtennis ist eine Wissenschaft für sich: Welches Holz, welcher Spielertyp, Abwehr, Konter- oder Blockspiel, Spin mit mehr Effet oder Tempo...  Und Klaus Weißbach wirkte in dem kleinen Laden wie der nette Professor und Ratgeber. Zudem kannte er nahezu jeden Kunden von der Kreisklasse bis in die hohen Ligen. Sogar ihre Spielbilanzen hatte er oftmals im Kopf.

Mit Thomas Roßkopf, deutscher Vizemeister im Doppel und Europacupsieger, bildete Klaus Weißbach über 25 Jahre ein Team. Roßkopfs Bruder Jörg gewann unter anderem mit Steffen Fetzner den Weltmeistertitel im Doppel (1989) und ist seit 2010 Tischtennis-Bundestrainer.

Geschäftspartner Roßkopf: 2021 hätten TT-Experten 30-Jähriges gefeiert

„Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagt Thomas Roßkopf im Gespräch mit dem EXPRESS. Am 1. März 2021 hätten die beiden Geschäftspartner 30-Jähriges mit ihrem kleinen TT-Shop gefeiert. „Ich war damals Spieler in der 1. Bundesliga bei Jülich, als man mir den Laden angeboten hatte. Aber den konnte ich nicht alleine führen, weil ich nicht die Zeit dafür hatte. Da haben die vom Großhändler Schöler & Micke gemeint, sie hätten da einen, der zu mir passen könnte. Und das war der Klaus." 

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„25 Jahre Kult“: Thomas Roßkopf und Klaus Weißbach (r.) vor ihrem Geschäft, im kommenden Jahr hätten sie zusammen 30-Jähriges gefeiert.

Jedes Wochenende standen Weißbach und Roßkopf viele Jahre im Geschäft. Um weniger Stress zu haben, wurde eine Aushilfe eingestellt. „Klaus konnte entspannen, hatte mehr Ruhe. Er hat sich gesund ernährt ... Umso unfassbarer, dass das jetzt passiert ist“, so Roßkopf. „Klaus wollte immer allen helfen, er konnte nicht nein sagen.“

Josef Schäfer (80) vom benachbarten Schreibwarenladen: „Wir sind sehr traurig über seinen Tod. Er stammte aus dem selben Ort bei Düren wie ich. Klaus hatte erst vor zwei Jahren geheiratet, die Hochzeitsreise ging nach New York.” Zur Beerdigung seien über 300 Menschen gekommen. „Leider konnten wegen der Coronabestimmungen nicht alle in die Trauerhalle“ sagt Schäfers Frau.

TT-Mannschaft des 1. FC Köln würdigt die Seele des Ehrenfelder Shops

Die Tischtennismannschaft des 1. FC Köln würdigte Klaus Weißbach als „im positivsten Sinne Tischtennis-Verrückten. Über einen bestimmten Belag, ein Holz oder die neuesten Bälle konnte man stundenlang mit ihm reden, oder sagen wir es genauer: Klaus redete. Er war nicht nur ein Fachmann, sondern auch ein immer ehrlicher Berater.“

Köln ist um ein Original ärmer. Weißbach, der mit seiner Frau in Porz-Zündorf lebte, wurde am vergangenen Mittwoch, dem 3. Juni 2020, auf dem Friedhof an der Frankfurter Straße in Mülheim beigesetzt. Seine Freunde haben den Plan, eine ihm gewidmete Tischtennisplatte aus Stein auf einem öffentlichen Platz in Köln aufzustellen.