+++ EILMELDUNG +++ Hausordnung wird geändert Bericht: Bahn mit neuem Verbot in allen Bahnhöfen – in ganz Deutschland

+++ EILMELDUNG +++ Hausordnung wird geändert Bericht: Bahn mit neuem Verbot in allen Bahnhöfen – in ganz Deutschland

90 Prozent EinbußenKölner Kabarettistin: „Sozialhilfe beantragen ist entwürdigend“

sylviabrecko5

Zwischen Schockstarre und Kampfgeist: Kabarettistin Sylvia Brecko.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Leere Theater. Keine Aufführungen. Corona zieht der Kultur den Stecker. Wie hart das Ausmaß der Pandemie die Kleinkünstler trifft, kann Sylvia Brecko momentan gut beschreiben.

 Mit einem emotionalen Posting machte die Kölner Kabarettistin zuletzt auf die Krise der Theater in den sozialen Netzwerken aufmerksam. Exemplarisch schildert sie im EXPRESS ihre persönliche Lage.

„Ich denke auch wir KünstlerInnen dürfen da nicht weiter zusehen, wie unsere Szene langsam, aber sicher kollabiert. Wir alle zeigen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit", beginnt sie, „Es gibt bisher, soweit ich informiert bin, keinen einzigen Hotspot in einem Theater. Kulturelle Veranstaltungen sind keine Superspreader—Ereignisse, sondern „Schutzräume“. Hier haben Menschen „kontrolliert“ Spaß. Wenn es das nicht mehr gibt, ist die einzige Alternative der Privatraum, in dem es aber meist wesentlich lockerer und „abstandsloser“ zugeht, wenn Freunde zusammenkommen."

Alles zum Thema Corona

Bizarre Situationen im Halbdunkel auf der Bühne

Das Ambiente der raren Auftritte sricht für sich, schildert sie: „Wir KünstlerInnen treten - wenn wir überhaupt dürfen, denn die meisten Vorstellungen werden ja gecancelt - seit Monaten vor ganz kleinem Publikum auf, daß nun auch noch „vermummt“ dasitzen muß.  Eine ganz neue Erfahrung. Man sieht höchstens Augen im Halbdunkel und fragt sich „Wie geht es meinem Publikum?“.

Gesundheit sei das höchste Gut, klar. Doch die Einbußen seien verheerend: Brecko: „Daß sich geringe Zuschauerzahlen vorne und hinten nicht rechnen, dürfte jedem klar sein. Hinzu kommt, daß die Theater/Veranstalter momentan so gut wie keine neuen Termine mit uns Künstlern vereinbaren, da sie ja selbst nicht wissen, wo es hingeht.

Fakt ist: ich habe quasi seit März Berufsverbot. Meine Umsätze sind im Vergleich zu 2019 um mindestens 90% zurückgegangen. Dies alles ist natürlich sehr belastend für mich. Mein Zustand schwankt zwischen Schockstarre und Kampfgeist.“

Kölner Kabarettistin: Gang zum Sozialamt ist keine Alternative

Man muss erfinderisch sein und jede Chance ergreifen. So trat Brecko in den Sommermonaten sogar in Hundeschulen auf und bot sogenannte Dogparties in privaten Räumen an.

Aufgeben wolle sie nicht. Sie fordert ein Umdenken dahingehend, dass die Theater im Verhältnis betrachtet sichere Orte seien. Dass es unkompliziertere Überbrückungshilfen vom Staat für die Branche gibt.

Zum Amt zu gehen ist für sie keine Alternative: ‚Uns KünstlerInnen wird seitens der ‚Bürokratie' nahegelegt in dieser Situation doch Sozialhilfe zu beantragen. DAS ist für die meisten von uns aber keine Option, sondern lediglich entwürdigend. Denn: wir könnten unseren Lebensunterhalt bestreiten - wenn wir dürften. Unsere „Unmündigkeit“ ist also unverschuldet!

Wenn ich dann beobachte, wie sich im örtlichen Kiosk der Angestellte mit Mundschutz unterm Kinn und der Kunde ohne Mundschutz mit Um-armung und angedeuteter „Küsschen links, Küsschen rechts-Kombina-tion“ begrüßen, geht mir der Hut hoch und ich frage mich, wie die ganzen Corona-Maßnahmen so greifen sollen.“