54.000 Euro Kosten pro TagKeine Einnahmen: Wie lange hält Kölner Zoo Corona durch?

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Marlar hat an diesem Montag, dem 30. März, Geburtstag! Sie wurde im Mai 2006 im Kölner Zoo geboren - als erstes Elefantenbaby seit mehr als 140 Jahren.

Köln – Seelöwen-Clan-Chefin Astrid schaut in diesen Zeiten mittags um 11.30 Uhr vermutlich irritiert in die Runde und fragt sich: „Wo bleiben die denn alle? Wem sollen wir denn jetzt unsere Kunststücke vorführen?“ Gar nicht, liebe Astrid! Der Kölner Zoo ist dicht. Und wird es zumindest auch bis zum 20. April bleiben: Was die Corona-Krise für die Tiere, die Tierpfleger und die Überlebenschancen unseres Tierparks bedeuten? EXPRESS hat nachgefragt.

Orang Utan-Kind Cabu wartet auf ihre Menschen-Freunde

Nicht begeistert dürfte auch Cabu sein. Das 2018 im Kölner Zoo geborene Orang-Utan-Mädchen ist eine der beliebtesten Menschenaffen. Sie lässt sich gerne an der Scheibe ihres Geheges nieder und führt „Vier-Augen-Gespräche“ mit ihren Besuchern.

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Orang Utan-Mama Cajunga mit ihrem Baby Cabu

Diese stumme Kommunikation geht den Zoo-Besuchern immer wieder ans Herz. Ob Cabu die Menschen jetzt so fehlen, wie sie ihnen? Man weiß es nicht.

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Elefantendame Marlar muss auf Geburtstagsgäste verzichten

Nicht wenige wären heute auch ganz bestimmt im Zoo, um Elefanten-Mädchen Marlar zu gratulieren. Sie feiert an diesem Montag, 30. März, ihren 14. Geburtstag – aber es kommen keine Gratulanten.

Aber im Ernst: Am Tagesablauf der Tiere ändert sich auch in Zeiten von Corona eher wenig: Die rund 100 Tierpfleger arbeiten weiterhin im Wechseldienst und sind jeden Tag für sie da. Astrid lässt sich die Makrelen schmecken, Cabu freut sich über frisches Obst und Marlar bekommt sicher an ihrem Ehrentag auch ein paar süße Früchte extra.

Kölner Zoo: Keine Einnahmen, aber 54.000 Euro Kosten pro Tag

De facto aber ist der Shutdown auch für den Kölner Zoo nicht einfach: „Es ist doch so," sagt Geschäftsführer Christopher Landsberg: „Uns fallen 100 Prozent unserer Erlöse aus Eintrittsgeldern, Gastronomie und dem Souvenir-Shop weg. Wir haben faktisch keine Einnahmen. Dem stehen tägliche Ausgaben von 54.000 Euro entgegen.“

Zoo-Geschäftsführer Landsberg: „Wir haben klug gewirtschaftet“

Der Zoo habe in den vergangenen Jahren aber klug gewirtschaftet. „Wir hatten zuletzt sehr gute Besucherzahlen, weil wir – zum Beispiel mit den Einnahmen aus dem China- Light-Festival in der Winterzeit – auch in neue und innovative Richtungen gedacht haben. Das zahlt sich nun aus.“

Kölner Zoo: Je länger die Krise dauert, um so schwieriger wird es

Dennoch stellt die aktuelle Lage auch den Zoo vor massive Herausforderungen. „Wir haben es in den vergangenen Jahren geschafft, den Zoo unabhängiger von städtischen Zuschüssen zu machen. 80 Prozent unseres Etats decken wir durch selbst erwirtschaftete Gelder. Wir können zwar eine gewisse Zeit überleben, aber den Einnahmen-Ausfall nicht über einen längeren Zeitpunkt kompensieren“, erklärt Landsberg.

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Astrid, Chefin der Kalifornischen Seehund-Bande im Kölner Zoo mit ihrem Pfleger.

„Je nachdem, wie lange die Krise anhält, benötigen wir möglicherweise irgendwann doch Unterstützung durch die Stadt.“ Die unterstützt den Zoo jährlich mit 3,5 Millionen Euro, was ungefähr 25 Prozent der jährlichen Kosten deckt.

Köln: Zoobesucher spenden und übernehmen Patenschaften

Landsberg erläutert: „Wo wir auf stabile oder sogar steigende Erlöse setzen, sind unsere Spenden- und Patenschaftsbereiche. Hier gab es schon ermutigende Zeichen von Menschen, die den Kölner Zoo schätzen und sagen: Wir können momentan zwar nicht in den Zoo, bedenken Euch jetzt aber erst recht mit einer Spende. Das ist großartig und da hoffen wir natürlich auf viele Nachahmer.“

Im Gegenzug kommt der Zoo zu seinen Freunden ins Wohnzimmer, postet in den sozialen Netzwerken immer wieder kleine Videos aus dem Zoo-Alltag.

Kölner Zoo: Kurzarbeit gibt es hier (noch) nicht

Kurzarbeit gibt es im Kölner Zoo derzeit übrigens nicht: Die Tierpfleger arbeiten wie gehabt, die Verwaltung zumeist aus dem Homeoffice. Nur Kassierer und Einlasskontrolleure, die über einen Subunternehmer beschäftigt wurden, kommen nicht mehr. 

Sollten sich die Ausgangsregelungen nach dem 20. April wieder lockern, könnte der Zoo darauf gut einstellen: „Der Zoo ist 20 Hektar groß, würden wir nur 1000 oder 3000 Besucher hineinlassen, könnten etwaige Abstandsregelungen durch das Einlass-Kontrollsystem jederzeit einzuhalten und kontrollierbar sein“, so Landsberg. Nur zur Orientierung: Erst bei etwa 10.000 Besuchern wäre es im Zoo spürbar voll …