50 Jahre Bläck Fööss„Ich könnte heulen": Kölner Jubiläumskonzert mit traurigem Erry

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Endlich wieder live auf der Bühne: Fööss-Urgestein Erry Stoklosa.

Köln – „En unserem Veedel...“ Zauberhafte Schunkel-Stimmung, die Lanxess-Arena in gold-rotes Licht getaucht, in der Mitte die 360 Grad-Bühne und der Videowürfel mit den kölschen Helden im Großformat: Auf den Tag genau 50 Jahre nach der Gründung an einer Tankstelle am Bonner Verteiler feierten die Bläck Fööss ihr großes Jubiläum.

Seit einem halben Jahrhundert schreiben die Bläck Fööss musikalische Geschichte. Doch eigentlich wollten die Herren Anfang der 70er Jahre nur eins: „Mindestens so erfolgreich wie die Beatles, oder die Rolling Stones werden“, lacht Fööss Ur-Gestein Erry Stoklosa und ergänzt: „Mit den Stowaways wollten wir unseren Traum von Rockstars verwirklichen.“

Und das gelang: Fast drei Stunden brannten die Fööss ein Feuerwerk ihrer größten Hits ab und machten einmal mehr deutlich, was ihre Songs für eine Bedeutung für die Domstadt haben. Klar scheint: Ohne die Fööss hätte es wohl Kölns heutige Musikszene in dieser Form nie gegeben.

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Eine EXPRESS-Leserin nach dem Konzert: „Vielen Dank für dieses einmalige, sagenhafte Erlebnis. Meine Freundin und ich erlebten einen unbeschreibbaren, unvergesslichen stimmungsvollen Abend. Ich bin noch immer nicht zurück in der Wirklichkeit."

Trotz aller Freude, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen - die Angst, wie es in Corona Zeiten weitergehen soll, bleibt. Erry Stoklosa nutzte den emotionalen Abend, um sich im Namen der Band bei der Crew zu bedanken, die seit Aschermittwoch nichts mehr verdienen konnte: „Auch wenn es schwer ist: Jungs, wir schaffen das.“

In Sachen Fans ließ auch Mirko Bäumer seinen Gefühlen freien Lauf: „Auch wenn ich es mir gestern noch nicht vorstellen konnte, fühlt es sich ganz großartig für uns an. Schön dat mir widder zosamme sin – wir haben euch vermisst.“ Seufz!

Bläck Fööss in Köln: Jubiläums-Konzert in der Lanxess-Arena

Rückblende auf eine einzigartige Karriere: Als der damalige Schlagzeuger der Stowaways Bubi Lypold seinen Ausstieg ankündigte, fragte Erry Stoklosa bei Tommy Engel an. „Am 15. August 1970 traf sich die Band mit Tommy an der Ehemaligen Tankstelle am Bonner Verteiler – für uns die Geburtsstunde der Bläck Fööss. Während Tommy unser neuer Schlagzeuger wurde, übernahm Bubi Lypold das Management der Stoways“, erinnert sich Erry.

Lypold war es auch, der den Kontakt zur Schlagerikone Graham Bonney vermittelte. „Als Begleitband von Graham zogen wir durch die Lande. Irgendwann sagte er zu uns: Bitte hört doch auf Englisch zu singen, ihr werdet nie so gut werden wie eure englischen Vorbilder – singt in eurer Muttersprache. Das könnte was werden.“

Zwei Monate später im Oktober 1970 standen dann Peter Schütten, Erry Stoklosa und Tommy Engel, mit Unterstützung von Graham Bonney in den berühmten EMI-Studios am Maarweg und nahmen ihre erste kölsche Single auf. „Ein älterer Herr aus Porz hatte für uns den Rievkooche Walzer und die Silverhuuzick geschrieben und uns geschenkt. Nachdem feststand, dass ich die Songs singen sollte, dachte ich nur: Ok, das geht auch wieder vorbei, schließlich bin ich ja Beatmusiker“, erinnert sich Tommy Engel und gesteht lachend: „Ich habe nie an eine kölsche Karriere geglaubt.“

Bläck Fööss: Corona vermieste kölschen Helden den Geburtstag

Für ihr 50-jähriges Jubiläum hatten sich die Fööss viel vorgenommen. Höhepunkt sollten die drei Open-Air-Konzerten mit 24.000 Menschen im Schatten des Kölner Doms werden. Doch die Corona-Pandemie und das damit verbundene Verbot von Großveranstaltungen, machte den Musikern einen Strich durch die Rechnung.

„Zwar konnten die Roncalliplatzkonzerte auf den 2./3. und 4. Juli 2021 verschoben werden, aber es tut schon weh. Da machst du 50 Jahre Musik und plötzlich darfst du nicht mehr. Wenn ich über die letzten Monate nachdenke, könnte ich heulen“, gesteht Erry Stoklosa. Doch Samstag war für Fööss und Fans für ein paar Stunden wieder alles in Ordnung.

Übrigens: Die Fööss-Jubiläumsausstellung ist noch bis zum 27. September im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen. Für Erry ein bisschen zu kurz: „Eigentlich wäre es doch schön, die Ausstellung würde bis Silvester verlängert!“