27 Kilo wenigerZum 60. Geburtstag: Bernd Stelter mit simplem Diät-Geheimnis

Köln – Eigentlich müsste es heißen: Bühne frei für Bernd Stelter – in diesen Tagen gibt es einiges zu feiern! Am 19. April 2021 hat er seinen 60. Geburtstag, vor drei mal elf Jahren lernte er im Sartory seine Frau Anke kennen.

  • Bernd Stelter wird am 19. April 2021 60 Jahre alt
  • Kölner Comedian schrieb Krimi zum Thema Camping
  • Im Köln-Gespräch spricht er über seine Karriere im Karneval

Es war auch der Tag, der zu einem Meilenstein seiner Karriere wurde – der erste Vorstellabend! Dazu kommt: Sein neuer Camping-Krimi ist in der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Und dazu purzeln seit einem Jahr die Kilos in Richtung neun mal elf: Viele Gründe für ein großes EXPRESS-Interview.

War es geplant, dass „Mieses Spiel um schwarze Muscheln“ zu Ihrem 60. erscheint?

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Dass es so gekommen ist, hat Corona bewirkt. Wäre die Pandemie nicht gewesen, hätte ich es nicht oder nur unter bedeutend mehr Stress fertig gekriegt. Doch ich hatte plötzlich Zeit, denn eigentlich hätte ich im letzten Jahr 107 Konzerte spielen müssen, es sind aber nur acht geworden.

Wenn wir das Foto auf dem Cover mit Ihrem aktuellen Aussehen vergleichen – Sie sehen da viel runder aus als im wahren Leben. Wie kommt’s?

Es ist ein älteres Foto. Ich habe vor einem Jahr von meinen Kindern ein Fitness-Armband zum Geburtstag bekommen, das mir mitteilt, wie viel Schritte ich am Tag gelaufen bin. Mir wurde dadurch schnell bewusst, dass ich mich viel zu wenig bewegte. Das habe ich geändert. Mittlerweile schaffe ich mindestens 10.000 Schritte pro Tag. Zusätzlich mache ich Gymnastik, und das Auto bleibt so oft es geht in der Garage.

Wie sieht die Kilo-Bilanz in Zahlen aus?

Ich habe 27 Kilo verloren, bin jetzt bei 105, das sind immer noch zu viel. Ich habe mal gelesen, dass ich in meinem Alter unter 99 Kilo wiegen müsste, dann hätte ich vom Body-Mass-Index her mein Normalgewicht. Darauf steuere ich zu.

60. Geburtstag – haben Sie Probleme mit der Zahl?

Der 50. war schlimmer. Damals dachte ich: „Schrecklich! Jetzt ist die eine Hälfte des Lebens weg!“ Jetzt bin ich optimistischer: Das letzte Drittel beginnt, jetzt geht´s noch mal rund.

Was haben Sie sich – außer der Bewegung – fürs neue Jahrzehnt vorgenommen?

Auch geistig fit zu bleiben. Zum Beispiel habe ich Niederländisch gelernt und mache einen Kursus zum Sommelier, wenn ich bestehe, bin ich „Junior-Sommelier“. Total geil: Junior in meinem Alter!

Wenn wir mal zurückblicken: Welche Rolle spielt Köln in Ihren Leben?

Ohne Köln wäre ich nicht das, was ich bin – privat und beruflich. Vor 33 Jahren habe ich im Sartory meine Frau kennen gelernt. Das war auch der Tag meines ersten Vorstellabends. Dann, vor 25 Jahren, bei einem Medientreff im Maritim, hat mir Rudi Carrell auf die Schulter getippt: „Hast du Lust, bei »7 Tage, 7 Köpfe« mitzumachen?“ Und später sprach mich im damaligen Interconti nach einer Veranstaltung der Lustigen Paulaner die großartige Alexandra Kassen an: „Herr Stelter, Sie können mehr! Schreiben Sie ein Abendprogramm, dann können Sie bei mir im Töpfchen auftreten!“

Sie kommen aus Unna. War Ihr Leben als junger Mann auf Köln ausgerichtet?

Nein, Köln spielte erst keine Rolle. Mein Ziel als junger Mann war Bonn. Da studierten meine Freunde, da wollte ich hin. Ich wollte BWL studieren, stellte dann aber in Bonn fest, dass das hier gar nicht ging. Also habe ich mich für VWL entschieden – daran sieht man, wie wichtig mir Studieren war.

Waren Sie da schon Karneval-infiziert?

Ich war schon als Kind Karnevalsfan, meine Eltern hatten mich angesteckt. Sie haben jedes Jahr Luftschlangen um die Wohnzimmerlampe gewickelt und im Fernsehen jede Karnevalssendung geguckt. Wir haben Berliner gegessen, mitgesungen und gelacht. Mein erstes Lieblingslied war „Ming eetste Fründin“.

Vom VWL-Studenten in Bonn zum Star des Kölner Karnevals ist es ein langer Weg. Wie ging es los?

Ich habe in Bonner Kneipen gespielt und bin dann beim Sommerfest der Pommes-Bude, in der ich normalerweise bediente, aufgetreten. Da wurde ich von der Bühne weg zu einem 60. Geburtstag im Tennisclubs Schwarz-Weiß Riehl engagiert – und da wiederum wurde ich von den 3 Colonias, die auch dabei waren, entdeckt. Und beim nächstem Auftritt, diesmal im Haus Robinson in Nippes, lernte ich Manfred Wolff kennen, der mir den Weg zum Vorstellabend ebnete.

Sieht aus, als sei alles Schlag auf Schlag gegangen: Was machten Sie anders als andere?

Eigentlich habe ich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Ich war nicht kostümiert, konnte kein Kölsch und habe auch noch über Werbung gesprochen, was mit Karneval nichts zu tun hat. Doch die Leute haben danach auf den Bänken gestanden...

Kein Kölsch und kein Kostüm – das ist bis heute geblieben. Nie mal was dran ändern wollen?

Ich glaube, ich habe sehr viel geändert. Früher war ich „Der Werbefachmann“. Heute habe ich andere Themen. Wenn ich auf der Bühne jetzt noch das gleiche machen würde wie vor 30 Jahren, wäre es wohl sehr langweilig. Fürs Publikum und für mich!

Als was bezeichnen Sie sich – Comedian, Kabarettist?

Ich bin kein Comedian. Der rennt zwei Stunden mit dem Mikro in der Hand über die Bühne und erzählt was hoffentlich Witziges. Das würde mir nicht reichen. Ich bin auch kein politischer Kabarettist, ich möchte nicht jede aktuelle Sache kommentieren müssen. Ich bin Geschichtenerzähler, beziehe aber Stellung und zeige Haltung. Mittlerweile sind in meinen Programmen sehr ernste und leise Momente. Im letzten Jahr war es das Lied „Ein Leben lang“, in dem es um den Tod meiner Eltern ging, die vor vier Jahren kurz hintereinander gestorben sind.

Sie kommen aus Westfalen, leben im Rheinland. Wo ist für Sie Heimat?

Da halte ich es mit meinem Papa, mit dem ich mal den Ort seiner Kindheit in Polen besucht hatte. Als ich ihn fragte, wie er sich hier in seiner Heimat fühlte, antwortete er: „Hier ist nicht meine Heimat. Hier sind zwar meine Wurzeln, doch meine Heimat ist da, wo ich meine Liebe gefunden habe und meine Kinder aufgewachsen sind.“

Ist es Ihnen auch egal, wo Sie eines Tages beerdigt werden?

Es gibt keinen festen Ort für mich, es sollte aber ein Wald sein. Wenn die Kinder dann in Kontakt mit mir treten wollen, sollen sie in dem Wald spazieren gehen und an mich denken. Ich könnte mir auch vorstellen, dass meine Asche vor Holland in die Nordsee käme, und meine Kinder dann auf der Pier ständen und an mich dächten.

Wenn Sie sich selbst einschätzen – ist für Sie das Glas meist halbvoll oder halbleer?

Ich bin ein Mensch, der an seinen Optimismus arbeiten muss. Ich stehe nicht morgens auf und bin fröhlich. Dann hätte sich meine Frau längst von mir scheiden lassen. Aber ich bin glücklich mit dem, was ist: Mein Sohn ist 28 und Weinküfermeister an der Ahr, meine Tochter ist 26 und Referendarin, sie wird im nächsten Jahr wohl Lehrerin sein. Das heißt, ich habe zwei Kinder, die so selbstständig sind, dass sie mich nicht mehr brauchen. Ich bin seit 30 Jahren extrem glücklich verheiratet und muss nicht durch irgendwelche Kneipen laufen und irgendwelche Frauen aufgabeln. Ich muss niemanden mehr etwas beweisen – nirgends mehr.

Legendär ist Ihre Liebe zum Camping in Holland, die man auch in Ihren Krimis spürt. Haben Sie diese Liebe weiter vererben können?

Glücklicherweise sind wir alle einer Meinung. Wenn wir Alten sagen, dass wir bis Samstag da sind, kommen die Kinder freitags, wir feiern, und dann bleiben sie weiter. Das ist ein schönes Gefühl!