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135 BetroffeneMissbrauch im Erzbistum Köln: Jetzt werden Namen genannt

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Missbrauch in der Katholischen Kirche: Für Köln verzeichnet die Studie 135 Betroffene.

Köln – Es wird wohl eine Stunde bitterer Wahrheit über Versagen in der Kirche. Münchner Juristen haben im Auftrag des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki sämtliche Personalakten seiner Erzdiözese der vergangenen Jahrzehnte unter die Lupe genommen, um Fehler der Bistumsspitze im Umgang mit Missbrauchsfällen aufzudecken.

Missbrauch im Kölner Erzbistum: Ergebnisse am Donnerstag 

Donnerstag kommender Woche legt die Münchner Kanzlei „Westphal Spilker Wastl“ die Ergebnisse vor. Die Untersuchung dieser Art ist ein Novum. In den Fokus geraten nicht nur ehemalige, sondern amtierende Amtsträger – nicht zuletzt Woelki selbst.

Dieser und andere Vertreter der Bistumsspitze werden zur Wahrung der Unabhängigkeit der Studie auch erst in der Pressekonferenz selbst erfahren, was bei den rund eineinhalb Jahren dauernden Recherchen herausgekommen ist.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Die Erhebung knüpft an die Missbrauchsstudie an, die die Bischofskonferenz im Herbst 2018 vorgelegt hatte. Danach fanden sich in den Kirchenakten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute. Für Köln verzeichnete die Untersuchung 135 Betroffene und 87 Beschuldigte. Daraufhin gab Woelki die weitere Expertise in Auftrag, um Fehler von Verantwortlichen sowie systemische Defizite aufzudecken. Der Kölner Generalvikar Markus Hofmann hatte angekündigt, dass die Kanzlei Namen nennen werde.

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Erwartet werden zudem Handlungsempfehlungen für den weiteren Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt. Wenn sich persönliche Schuld herausstelle, könne er Forderungen nach Rücktritten verstehen, so Hofmann.

Missbrauch: Forschungen reichen zurück bis Kardindal Josef Frings

Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis in die Amtszeiten der Kölner Kardinäle Josef Frings (1887-1978), Joseph Höffner (1906-1987) und Joachim Meisner (1933-2017). Auf den Prüfstand kommen auch die jeweiligen Generalvikare als Leiter der Kirchenverwaltung und die Personalchefs, darunter Norbert Feldhoff. Aber auch die Arbeit seiner Nachfolger, des heutigen Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp und des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße, sind Gegenstand der Untersuchung.

Köln: Ex-Domkapitular erhebt schwere Vorwürfe 

Aus dem Kreis der Hauptverantwortlichen der Erzdiözese hat sich bislang nur ein Geistlicher näher zum Thema geäußert: Feldhoffs Weggenosse Robert Kümpel (79). Der ehemalige Domkapitular war von 1984 bis 1996 Personalchef. Er wirft sich und früheren Verantwortlichen einen zu laxen Umgang mit Missbrauchstätern vor. Diese seien „sofort aus dem Dienst herausgenommen“ und „ausnahmslos zu einem namhaften Psychotherapeuten geschickt“ worden. Der habe begutachtet, „ob und, wenn ja, wie und wo ein zukünftiger Einsatz möglich sein könnte“, so Kümpel.

Die Perspektive der Opfer habe kaum eine Rolle gespielt. Zweimal hat Kümpel nach eigenen Worten vorgeschlagen, die Täter in den Ruhestand zu versetzen: „Das brachte mir damals ein nachsichtiges Lächeln meiner Kollegen ein.“