100 Spritzen am Tag„Überwältigende Inanspruchnahme“ des Kölner Drogenmobils

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Am Kölner Cäcilienhof in der Jabachstraße steht ein mobiler Drogenkonsumraum für Abhängige. Hier können sicher Drogen konsumsiert und Spritzen getauscht werden.

Köln – 100 mal am Tag wird in Köln die Spritze angesetzt. Geregelt und mit sauberem Besteck – mitten in der Stadt.

Ein halbes Jahr ist der mobile Drogenkonsumraum des Gesundheitsamts Köln am Cäcilienhof in der Jabachstraße jetzt schon im Einsatz und die Nachfrage ist groß.

Köln: Drogenabhängige nehmen Angebot am Neumarkt an

An die 300 Drogenkonsumenten nutzen das Angebot der Stadt. Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Umwelt, Gesundheit und Wohnen: „Wir wussten um den großen Bedarf eines Drogenkonsumraums am Neumarkt. Aber diese überwältigende Inanspruchnahme durch die Drogenkonsumenten hat uns selbst überrascht.“

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Von 8 bis 20 Uhr sind ausgebildete Helfer vor Ort und greifen im Notfall auch mal ein. In den letzten Monaten fanden über 3.700 Konsumvorgänge statt. In 20 Fällen konnte der Tod durch eine Überdosis durch ein schnelles Eingreifen verhindert werden.

Drogenabhängige waren früher für Kölner eine große Belastung

Ein Erfolg für alle Beteiligten, denn der anhaltende Drogenkonsum in Neumarktnähe war für viele Anwohner und Ladenbesitzer eine Belastung.

Polizei kontrolliert Junkies – ein Fall zeigt, was Drogen anrichten. (Hier lesen Sie mehr)

Abhängige, die früher auf öffentlichen Anlagen und in Hauseingängen zur Spritze griffen, suchen jetzt die sicheren Räume auf. Außerdem sei die Zahl der Spritzenfunde in der Umgebung, so die Stadt, deutlich zurück gegangen.

Im Drogenkonsumraum des Gesundheitsamts Köln wird auch Beratung angeboten

Denn im Beratungsbus können auch Spritzen getauscht werden. Alleine in den letzten sechs Monaten waren es unglaubliche 17.600 Stück.

Der Beratungsbus ist ein weiteres Hilfsangebot und eine gefragte Anlaufstelle bei den Konsumenten. Bisher fanden rund 400 Beratungen und über 300 Vermittlungen in weiterführende Hilfsangebote statt.

Kölner Beamter hofft auf festen Drogenkonsumraum

„Die Menschen kommen, um sicher ihre mitgebrachten Drogen zu konsumieren. Aber sie bekommen auch einen Kaffee bei uns. Das kann der Anfang einer Beratung sein“, sagt Rau.

Das Konzept des mobilen Konsumraums soll vorerst bestehen bleiben. So lange, bis ein festinstallierter Raum eingerichtet worden ist. Man hoffe auf eine schnelle Lösung mit mindestens zehn Plätzen. (sj)