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„Wie ein Schlag ins Gesicht“Corona: Kölner Fahrlehrer fühlt sich im Stich gelassen

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Für den Kölner Fahrlehrer Cem Nacak lief in den vergangenen Monaten nicht wirklich alles nach Plan. Vom Staat fühlt er sich ein Stück weit im Stich gelassen.

Köln – Mit der Verlängerung des Corona-Lockdowns möchte die Bundesregierung den weiter in die Höhe schießenden Infektionszahlen Einhalt gebieten.

Stand jetzt müssen zahlreiche Unternehmen bis zum 31. Januar ihre Pforten schließen. So auch diverse Kölner Fahrschulen, die nun auf eine harte Probe gestellt werden.

Gelingt es den Fahrlehrern der Domstadt, den Corona-Stau zu umfahren oder ist es für eine Ausfahrt längst zu spät?

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Köln: Fahrlehrer stellte frühzeitig auf Online-Unterricht um

Als die Bundesregierung rund um Kanzlerin Angela Merkel (66) am 16. März 2020 den ersten Lockdown beschloss, versuchten viele Ausbilder, sich einfach nur an „die Situation anzupassen und den Teufel nicht an die Wand zu malen“, so Fahrlehrer Cem Nacak (41) gegenüber EXPRESS, der als Inhaber der Fahrschule Südstadt Köln nicht in Panik verfiel.

Mit dem Wegbrechen des Präsenzunterrichtes ging es in erster Linie zunächst darum, Lösungen zu finden.

Köln: Fahrlehrer stellten auf Online-Unterricht um

„Diese Problematik existiert und es betrifft die ganze Welt, dem müssen wir uns stellen. Deshalb haben wir relativ schnell auf Online-Unterricht umgestellt, der auch hervorragend lief. Die Nachfrage war sehr groß und die Leute waren echt zufrieden.“

Das größte Problem seien aber natürlich die enormen Kosten, die es zu stemmen gilt. Dazu zählen die Gehälter seiner sechs Mitarbeiter, die Miete der Räumlichkeiten und die Leasingraten der Ausbildungs-Fahrzeuge.

Kölner-Fahrlehrer beklagt Zeitpunkt der Hilfe-Rückzahlung

Mit der Soforthilfe des Staates, die sich im Fall des Kölners auf etwa 15.000 Euro belief und dem eigenen Ersparten sollte der Karren so gut es denn geht aus dem Dreck gezogen werden.

Nachdem Nacak zwei Monate lang rote Zahlen geschrieben hatte, stand im dritten Monat wieder eine 0 unter dem Strich – der Schock sollte allerdings schnell folgen: Die Unterstützung sei in seinem Fall nicht notwendig gewesen, er müsse den Betrag nun zurückzahlen, hieß es. Seine harte Arbeit habe im Endeffekt nur dazu geführt, dass die zuvor erhaltene Finanz-Spitze wieder in die Staatskasse wanderte.

Kölner Fahrlehrer sorgt sich um Mitarbeiter: „Schlafe nicht ruhig“

„In erster Linie geht es mir immer darum, dass ich meine Schüler zufriedenstelle und Mitarbeiter schütze. Meine Leute haben alle Verpflichtungen, sie müssen Häuser bezahlen. Ich schlafe nicht ruhig, denn ich weiß, dass ich natürlich für diese Leute Verantwortung übernehmen muss. Es war ein richtiger Schock, dass ich so hart gearbeitet habe und dann im Endeffekt die Soforthilfe umgehend zurückzahlen muss, weil ich sie nicht nötig gehabt hätte“, so Nacak, der mit dem erneuten Lockdown nun auf einen weiteren Zuschuss hoffen muss, um seinen Betrieb am Leben halten zu können.

Köln: Fahrlehrer fangen an zu resignieren

Hierbei fühle der Fahrlehrer sich aber keineswegs als Einzelfall, auch anderen Kollegen sei es in puncto Rückzahlungen ähnlich ergangen wie ihm.

„Es war wie ein Schlag ins Gesicht und man fühlt sich auch ein Stück weit verarscht. Es geht noch anderen Kollegen so wie mir. Ich habe das Gefühl, dass wir uns irgendwie selber aus dem Dreck ziehen müssen.“

Corona-Verordnung ließ Platz für Schlupflöcher

§7 Weitere außerschulische Bildungsangebote: (3) Der Betrieb von Fahrschulen ist nur für berufsbezogene Ausbildungen zulässig und ansonsten untersagt. Darüber hinaus dürfen bereits angesetzte Prüfungen und darauf vorbereitende Maßnahmen unter Beachtung der §§ 2 bis 4a dieser Verordnung durchgeführt werden.

Einige Fahrlehrer sahen in dieser Formulierung allerdings erhebliche Schlupflöcher, um nach wie vor mit ihren Schülern ins Auto steigen zu können.

„Was bedeutet denn terminiert? Überspitzt gesagt heißt terminiert für mich, dass ein Kind in 18 Jahren bei mir eine Fahr-Ausbildung machen kann – dann ist das Ding terminiert! Und deshalb habe ich ganz normal weitergearbeitet. Natürlich gibt es auch bei mir den theoretischen Online-Unterricht, in der Praxis läuft allerdings alles nach wie vor“, sagte ein Fahrlehrer, der sogar den Gang zu den Behörden nicht scheute und um eine genaue Erläuterung bat.

„Ich habe mit den Fahrschülern einen Ausbildungsvertrag geschlossen. Als Monopolist habe ich gegenüber dem Gesetzgeber die Verpflichtung auszubilden und so lange mir das nicht untersagt wird, werde ich das auch tun. Ich habe sogar die Ordnungsbehörde Köln angerufen und dort nachgefragt, allerdings konnte man mir auch dort keine Antwort geben.“

Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes rät zu Absprache mit Steuerberater

Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein, zeigt sich in Anbetracht der vergangenen Monate trotzdem recht zuversichtlich.

„Den ersten Lockdown haben die Fahrschulen in NRW in großen Teilen ganz gut überstanden. Das lag tatsächlich daran, dass die Hilfen relativ schnell zugänglich gemacht wurden.“

Zudem habe es paradoxerweise trotz der Kontaktbeschränkungen in vielen Fahrschulen einen Zuwachs an Neuanmeldungen gegeben.

„Das Online-Angebot war dabei wahrscheinlich ein Mosaikstück. Allerdings waren auch andere Faktoren daran beteiligt. Viele junge Leute könnten sich tatsächlich gedacht haben: Ich mache jetzt noch schnell den Auto- oder Moped-Führerschein, um eben nicht mit dem überfüllten Bus fahren zu müssen“, erklärte Bartels.

Die Corona-Hilfen des Staates seien zwar wichtig und gut, allerdings solle man diese Unterstützungen mit Vorsicht genießen. (cw)