„Viele geraten in Panik“Kölner Kammerjäger über verrücktes Homeoffice-Phänomen

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Der Kammerjäger Ali Muhderem (48) hat in Corona-Zeiten oft verrückte Homeoffice-Einsätze bei verzweifelten Kölnern. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Es kratzt, raschelt und fiept hinterm Schreibtisch? Auweia! „Viele Kölner haben erst im Homeoffice bemerkt, dass sie ein Mäuse-Problem in ihren eigenen vier Wänden haben“, sagt der Kölner Kammerjäger Ali Muhderem (48) gegenüber EXPRESS. Genauso unangenehm sieht es jedoch auch oft für die Arbeitgeber der Betroffenen aus. Denn immer wieder hat der Schädlingsbekämpfer Einsätze in seit Monaten leerstehenden Büros. Weil der Hausmeister plötzlich sieht, dass es in den menschenleeren Fluren kreucht und fleucht..

  • Kölner Kammerjäger über Job in Corona-Pandemie
  • Mäuse-Plage in leerstehenden Bürogebäuden
  • Kammerjäger vermehrt in Privatwohnungen im Einsatz

Köln: Mäuse in leerstehenden Büros und in Privatwohnungen

„Mäuse in leerstehenden Büros haben wir gerade oft. Viele Angestellte haben noch Lebensmittel dort gelassen und so haben sich Mäuse in den Büros angesiedelt, die dort jetzt unter sich sind. Dann fühlen sie sich wohl und können sich über eine lange Zeit ungestört ausbreiten. Bis wir dann kommen! Aber noch viel häufiger werden wir momentan in Privatwohnungen gerufen“, sagt Ali Muhderem im EXPRESS-Gespräch.

Erst hatte der Kammerjäger Bedenken, in der Corona-Krise weniger Aufträge zu bekommen. Doch soweit kam es bei ihm nicht. Trotzdem hat sich sein Job als Schädlingsbekämpfer stark verändert. Die Aufträge in Köln haben sich an andere Orte verlagert.

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Seitdem viele Büro-Angestellte im Homeoffice arbeiten, wird auch der Kammerjäger aus Mülheim regelmäßig ins Homeoffice gerufen. „Die Menschen sitzen plötzlich nur noch zu Hause und merken, dass da eine Maus ist. Manchmal sehen sie sogar schon mehrere, was auf einen starken Befall hindeutet. Aber meistens ist es doch nur eine „Hausmaus“, die oft die Nähe von Menschen sucht“, sagt Muhderem.

Kölner Homeoffice-Arbeitende: „In Panik, wenn sie Maus sehen und hysterisch“

Für den 48-Jährigen Kammerjäger aus Köln-Mülheim ist die Suche nach dem Störenfried namens Maus schon Berufsroutine. Für die Kölner im Homeoffice, die selten bis nie mit Mäusen konfrontiert werden, aber ganz und gar nicht. Die flippen auch gerne mal aus..

„Die Menschen geraten oft in Panik, egal ob Männer oder Frauen – wenn sie die Maus sehen, werden sie hysterisch, wenn sie mich anrufen. Manche melden sich spät abends oder sogar nachts und bieten mir mehr Geld an, damit ich sofort komme. Doch wir arbeiten von Termin zu Termin – wir machen zwar auch Noteinsätze, aber eben nicht immer. Aber wenn jemand gar nicht zu beruhigen ist..“, schildert Muhderem vielsagend.

Köln: Schädlingsverband NRW warnt vor schwarzen Schafen der Branche

„Panik und Angst sind die schlechtesten Berater“, sagt Werner Steinheuser vom Schädlingsverband NRW dazu. Die Mäuse-Panik der Klienten führe immer wieder zu Schnellschüssen bei der Online-Suche. Dadurch würden Kölner schneller zum Opfer der schwarzen Schafe in der Branche werden, kritisiert der Fachmann.

„Das Problem sind Suchmaschinen im Internet, die Betrüger werden bei der Suche zeitweise ganz oben angezeigt, weil sie sich einkaufen und wer sich nicht besser informiert, kann hier in die Falle tappen und wird abgezockt“, so Steinheuser. Sein Tipp: Betroffene, die einen Schädlingsbekämpfer suchen, sollten sich über die Website des Schädlingsverbands informieren. Hier seien nur seriöse Anbieter gelistet. Und: „Preisabsprachen sollten immer im Vorhinein getroffen und genau abgesprochen werden“, appelliert Steinheuser.

Köln: Woher kommen die „Homeoffice-Mäuse?“ 

Das „Corona-Schädlingsproblem“ sei in Köln vor allem eine Folge der langjährigen Müll-Situation im öffentlichen Raum, die sich in den letzten Monaten noch weiter zugespitzt habe.

„Wenn sich viele Menschen fragen, wo die Mäuse und manchmal auch Ratten plötzlich herkommen, denen sage ich nur ein Stichwort: Aachener Weiher. Keiner will mehr Verantwortung übernehmen, jeder lässt seinen Müll überall im öffentlichen Raum liegen und das lockt die Tiere natürlich an“, so Steinheuser.

Gerade Mäuse würden sich ihre Schlupflöcher schon suchen. Auch, wenn der Homeoffice-Platz eigentlich schon längst belegt ist..