„Seit 30 Jahren Kunde“Kölner bekommt Soforthilfe, dann folgt ein Schock-Anruf

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Der Kölner István D. hat einen ominösen Anruf von seiner Sparkasse erhalten, den er zunächst für einen Fake hielt.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Wie vielen Selbständigen in der Corona-Krise brechen auch TV-Autor István D. gerade sämtliche Einnahmen weg. Deswegen hat der Kölner die NRW-Soforthilfe beantragt. Antragsteller bekommen von der Landesregierung 9.000 Euro, um sich über die Zeit ohne Einnahmen hinwegzuhelfen. Die Bezirksregierung Köln hat bisher etwa 120.000 Anträge auf Soforthilfe erhalten.

Am Gründonnerstag erhielt István D. plötzlich einen unerwarteten Anruf von der Sparkasse Köln Bonn. Eine Mitarbeiterin der Sparkasse drohte ihm damit, sein Konto einzufrieren, wenn er ihren Aufforderungen nicht nachkommt.

Köln: Kein Fake-Anruf – Sparkasse verärgert Kunden

Nur einen Tag, nachdem der Kölner die NRW-Soforthilfe auf sein Konto bekommen hatte, erhielt er den ominös anmutenden Anruf von seiner Bank. István D. ist seit über 30 Jahren zufriedener Kunde bei der Sparkasse Köln Bonn.

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„Die Frau am Telefon hat mich in einer drohenden Art und Weise befragt. Der Ton war so krass, dass ich davon ausgegangen bin, dass es sich um einen Phishing-Anruf, also um Betrug handelt“, erklärt der Kölner.

Sparkassen-Mitarbeiterin verlangt sämtliche Steuerunterlagen des Kölners

Der Tenor des Anrufs erschien ihm bedrohlich. Die Sparkassen-Mitarbeiterin erklärte, dass István D. die NRW-Nothilfe zwar erhalten, aber gar kein Geschäftskonto habe. Daher gehe man davon aus, dass etwas hier nicht mit rechten Dingen zugehe.

„Die Mitarbeiterin forderte schnellstmöglich meine gesamten Steuerunterlagen von 2019, sonst könnte man mir mein Konto einfrieren“, erklärt der Kölner geschockt.

Ex-Nachrichtenjournalist geht dem Fall weiter nach

„30 Jahre lang war mein Privatkonto bei der Sparkasse kein Thema, jetzt soll ich plötzlich auch ein Geschäftskonto führen und bin andernfalls verdächtig?“ fragt sich D. seitdem irritiert.

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István D. ist in Köln selbstständiger TV-Autor.

Als früherer Nachrichtenjournalist stellte sich D. nach dem Anruf schnell die Frage, was die NRW-Soforthilfe vom Land und seine Sparkasse Köln Bonn überhaupt miteinander zu tun haben.

Also verifiziert D. zunächst den fragwürdigen Anruf seiner Sparkasse und findet dabei heraus, dass es sich bei der Mitarbeiterin tatsächlich um eine Sachbearbeiterin der Sparkasse Köln Bonn und nicht um eine Betrügerin handelt.

Kölner geht mit ungutem Gefühl ins Oster-Wochenende

Nutzt die Sparkasse Köln Bonn die Corona-Krise nun, um Solo-Selbstständigen ein Geschäftskonto aufzudrücken, weil es der Bank mehr Geld einbringt? István D. hat diesen Eindruck gewonnen.

Doch der Kölner gibt sich zunächst trotzdem mit der Erklärung seiner Bank zufrieden, auch wenn ihn über die Osterfeiertage nonstop ein ungutes Gefühl beschleicht.

D. kann Asthmaspray in Apotheke nicht bezahlen

Als er dann am Mittwoch (15. April) in der Apotheke bezahlen will bemerkt er, dass seine EC-Karte nicht mehr funktioniert.

„Ich bin Asthmatiker und wollte mein Medikament abholen“, erklärt D. fassungslos. Auch in anderen Geschäften funktionierte seine Karte nicht mehr. Alle Zahlungsverpflichtungen und Daueraufträge, die zum 15. eines jeden Monats von seinem Konto abgehen, wurden gestoppt.

Bank-Mitarbeiter entdeckt Grund für Kontosperrung

Nach einem weiteren Anruf bei der Sparkasse habe man sich zunächst ahnungslos gegeben. Erst nach akribischer Suche habe ein Bank-Mitarbeiter bemerkt, dass wohl eine „Verfügungsbeschränkung“ auf dem Konto des Kölners liege.

„Selbst der Sparkassen-Mitarbeiter hatte Probleme, diese Sperrung aufzuheben“, so der Kölner entgeistert. Denn: Er wusste von nichts.

Sparkasse muss Kunden ohne Geschäftskonto überprüfen

Auf EXPRESS-Anfrage erklärt die Sparkasse Köln Bonn ihr Vorgehen. „In einer sehr frühen Phase nach Bekanntwerden von Betrugsversuchen im Zusammenhang mit der Corona-Soforthilfe des Landes NRW sind Kunden kontaktiert worden. Wir wollten damit in Erfahrung bringen, ob sich Dritte bei der Antragstellung Zugang zu den Kundendaten verschafft haben könnten“, erklärt ein Sprecher der Sparkasse Köln Bonn gegenüber EXPRESS.

Sparkasse: Keine Ermittlungsbehörde

Die „BaFin“ (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) habe die Kreditwirtschaft darum gebeten, verdächtige Zahlungen im Kontext der Corona-Soforthilfe zu überprüfen.

„Dabei werden ausdrücklich auch Fälle angesprochen, wo solche Gutschriften auf Konten eingehen, die keine Geschäftskonten sind“, so der Sprecher weiter. Die Sparkasse sei zwar keine Ermittlungsbehörde, jedoch habe sie Anzeigepflichten.

„Kann dazu führen, dass Konten für gewisse Zeit eingefroren werden“

„Verpflichtungen aus dem Geldwäschegesetz können dazu führen, dass Ermittlungsbehörden tätig und Gelder auf Konten für eine gewisse Zeit eingefroren werden“, erklärt der Sprecher abschließend.

Sparkassen-Kunde D. hofft, bald wieder zur Normalität übergehen zu können. „Man kann nicht nur, weil wir Corona haben, alle Grundrechte und alle Verträge einfach außer Kraft setzen“, findet der Kölner.

Rechtsanwalt Solmecke: „Kontoinhaber können Ansprüche gegenüber Bank prüfen“

Rechtlich betrachtet ist laut dem Kölner Rechtsanwalt Christian Solmecke klar, nur wer falsche Angaben im Antrag zur NRW-Soforthilfe macht, kann dafür auch von seiner Bank zur Rechenschaft gezogen werden.

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„Bei einem solchen Verdacht kann sodann durchaus auch die Sperrung des Bankkontos auf Geheiß der Ermittlungsbehörden, aber auch auf Veranlassung durch die Bank selbst erfolgen. Allerdings lässt sich beobachten, dass Banken hier oft übereilt agieren und bereits bei harmlosen Fällen strikt reagieren,“ erklärt der Rechtsanwalt zum Fall.

„Hier können Kontoinhaber dann prüfen lassen, ob sie im Nachhinein nicht gar selbst einen Anspruch gegen die Bank haben, sollte Ihnen durch das Handeln ein Schaden entstanden sein“, so Solmecke.