„Ratten fressen Kinder an“Kölner Pfarrer weint in der Flüchtlings-Hölle von Samos

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Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter mit Kids im Flüchtlingslager auf Samos (Griechenland).

von Markus Krücken (krue)

Köln – Apokalypse in Europa, nannte taz.de aktuell die Zustände auf Samos, wo knapp 4300 Flüchtlinge, ein Drittel davon sind Kinder, derzeit einem ungewissen Schicksal ausgesetzt sind.

Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche in der Kölner Südstadt, der sich seit Jahren mit der Flüchtlingsthematik auseinandersetzt und für Geflüchtete engagiert, wollte sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen.

Er reiste daher auf die Ägäisinsel, von der seit Wochen Berichte über Brände und Aufstände ausgehen.

Hans Mörtter: Ich habe keine Worte für das hier

Und was der Kölner dem EXPRESS schildert, spricht für sich: „Es ist viel schlimmer, als ich gedacht hatte. Es ist unfassbar, wenn am hellichten Tag die Ratten durch die Gegend laufen. Nachts werden Kinder an den Fingern und Zehen von ihnen angefressen. Eine Hütte, die ist für die Menschen hier wie eine Villa. Ich habe keine Worte für das, worin diese Leute leben. Dass es das gibt im 21. Jahrhundert, in Europa, ist eine Schande."

Was ist seine Botschaft? Mörtter: „Wir sind hier, um zu bezeugen wie Menschen leben, Selbst ein AfD-Mensch würde sagen: Das geht nicht.“

In den sozialen Netzwerken postete Mörtter emotional und bekannte, dort auf Samos nun geheult zu haben, angesichts der Zustände seiner Mitmenschen dort.

Bis Sonntag wird der streitbare Geistliche Hans Mörtter noch auf der griechischen Insel bleiben, sagt er. Er verschaffte sich illegal Zugang zum Kernlager, führte mit der Hilfe von Dolmetschern Interviews mit Flüchtlingen aus Syrien und fragte sie, wie sie leben, wie lange sie schon hier ausharren.

Jede Nacht könne ein neuer Aufstand losgehen, sagt er uns.

Denn die hygienische Lage, das Essen – katastrophal. Die Menschen hätten keinerlei Perspektive: „Ich hoffe nicht, dass es zu einem Aufstand kommt. Doch die Griechen sind völlig überfordert. Sie sagen: Deutschland ist der wichtigste Tonangeber Europas, Deutschland mutet uns das zu und lässt uns im Stich. Nur damit die Leute nicht nach Deutschland kommen, ist das hier so.“