„Macht Angst“Schützen, aber wie? Kölnerin über schwierige Corona-Lage beim Zahnarzt

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Den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter können Zahnärzte und Mitarbeiter bei der Ausübung ihres Berufes nicht einhalten. (Symbolfoto)

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Restaurants, Kneipen und der Einzelhandel sind dicht – das öffentliche Leben steht in Köln so still, wie es für viele noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wäre. Doch die medizinische Versorgung in Arztpraxen muss auch in der Corona-Zeit aufrechterhalten werden. Deswegen müssen gerade viele besonders gefährdete Berufsgruppen weiterhin zur Arbeit.

So auch Zahnärzte und ihre Assistenten, die sehr nah am Patienten arbeiten müssen, um ihnen zu helfen. An den nötigen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter ist auch für die Zahnmedizinische Fachangestellte Laura S. aus der Südstadt nicht zu denken. Eine Tatsache, die sie und viele ihrer Kollegen nachdenklich macht.

Coronavirus: Hohe Infektionsgefahr in Zahnarztpraxen

Die Zahnarztpraxis Peterke, in der sie arbeitet, hat seit Donnerstag drastische Maßnahmen ergriffen, um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Das Personal wurde auf das Nötigste reduziert. Statt drei Zahnärzten behandelt nur noch ein Mediziner pro Schicht.

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In der Frühschicht arbeiten nur noch eine Rezeptionistin an der Anmeldung und eine Assistentin am Behandlungsstuhl. Genauso sieht es in der Spätschicht von 13 bis 20 Uhr aus.

Zahnarzt auf Severinstraße reduziert Personal

Die große Zahnarztpraxis auf der Severinstraße hat aus diesem Grund bereits Kurzarbeit angemeldet, denn ein Großteil der Belegschaft soll zu Hause bleiben. „Füllungen und andere Behandlungen, die aufschiebbar sind, verschieben wir“, erklärt Mitarbeiterin Laura S.

Patienten aus Risikogebieten werden abgewiesen

„Unseren Patienten sagen wir, dass sie sich melden sollen, sobald die Corona-Zeit vorbei ist“, so die Assistentin weiter. Viele Patienten hätten in den letzten Tagen auch selbst Termine abgesagt, gerade ältere.

Wer kommen will, wird am Telefon erst einmal gefragt, ob er kürzlich in Italien oder der Schweiz war. Wenn Patienten dies bejahen, werden sie nicht weiter behandelt. „Wir hatten einen Fall, da war eine Patientin vor kurzem in der Schweiz, solche Termine sagen wir ab.“

Druck auf Regierung: Zahnärzte fordern Schließung ihrer Praxen

Doch Notfälle, wie Patienten mit Zahnschmerzen, die nicht in Risikogebieten waren, behandelt die Zahnarztpraxis nach wie vor täglich. Eine gefährliche Arbeit in Zeiten der Corona-Krise.

Hinzu kommt das hohe Infektionsrisiko. Denn bei fast allen Behandlungen kommen rotierende und druckluftgetriebene Instrumente, die oftmals zusätzlich Wasser funktionieren, zum Einsatz. So entstehen zwischen den Behandlern und den Patienten feine Wassertröpfchen, die in der Luft schweben. Diese sogenannten Aerosole können sehr gut Viren transportieren.

Deswegen fordern viele Zahnärzte die Regierung mit Nachdruck dazu auf, endlich auch die Zahnarztpraxen im Land zu schließen oder nur noch nach Notdienstplan arbeiten zu lassen – ähnlich wie in der Südstadt-Praxis.

Eine Petition an die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Bundeszahnärztekammer dazu haben bisher mehr als 64.000 Menschen unterschrieben.

 „Wir schützen uns, wie wir uns sonst auch schützen“

Bevor momentan in der Südstadt-Zahnarzpraxis behandelt wird, messen die Mitarbeiter bei den Patienten erst einmal Fieber. Wer Fieber oder Symptome hat, kommt nicht auf den Behandlungsstuhl. Schützen müssen sich Zahnärzte und Mitarbeiter nach wie vor mit dem normalen Mundschutz und nicht dem speziellen Mundschutz, der wesentlich effektiver gegen Covid-19 schützen soll.

„Wir schützen uns, wie wir uns sonst auch schützen. Mit Handschuhen, dem normalen Mundschutz und der Brille“, erklärt auch die Mitarbeiterin aus der Südstadt weiter.

So ist die Situation in vielen Arztpraxen, denn der spezielle Covid-19-Mundschutz mit Filter ist kaum noch zu bekommen.

„Das macht Angst, weil man ja hört, dass der Mundschutz nicht wirklich schützt“

Dadurch löst die Behandlung von Patienten auch in Laura S. und ihren Kollegen momentan ungewohnte Gefühle aus. „Das macht Angst, weil man ja hört, dass der Mundschutz nicht wirklich schützt“, so die Assistentin. Man sei täglich Gesicht-an-Gesicht beim Patienten und hantiere ihm im und am Mund herum.

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Das sei in der Corona-Zeit, in der alle anderen auf Abstand gehen, unangenehm. „Man weiß ja nicht, ob die Patienten positiv sind, womöglich ohne es zu wissen. Es kann immer sein, dass nur noch nicht bekannt ist, dass ein Patient am Coronavirus leidet“, so die Angestellte.

Lichtblick für Zahnarzt-Assistentin – dankbare Patienten

Doch wenn abends auf Kölner Balkonen geklatscht wird, um sich bei allen Helfern in der Corona-Krise zu bedanken, fühlt sich auch die Zahnarzt-Mitarbeiterin angesprochen.

Aber die größte Dankbarkeit und Verständnis erlebt sie nach wie vor täglich von Patienten in der Praxis, wie sie gegenüber unserer Redaktion schildert.