„Lage spitzt sich zu“Kölner Händlerinnen mit klarer Forderung – vor allem an einen

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Gerade für Einzelhändler aus der Modebranche spitzt sich die Lage zu. Auf dem Foto sind Händler auf der Neusser Straße am 22. März zu sehen.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Die Corona-Krise trifft vor allem Einzelhändler in der Modebranche hart. Der Kontakt zu den Lieferanten wird immer schlechter, die beratungsintensive Branche braucht den Kontakt zu ihren Kunden und die zunehmende politische Unklarheit zermürbt die Geschäfte immer mehr – nicht nur finanziell. 

  • Corona-Krise trifft Mode-Einzelhändler besonders hart
  • Kölner Stadtmarketing ordnet Lage ein
  • Kölner Händlerinnen aus Modebranche erklären, was jetzt passieren muss

Zwei Kölner Geschäftsführerinnen von Modegeschäften erklären gegenüber EXPRESS, was der Kölner Einzelhandel jetzt dringend braucht. Modehäuser im Einzelhandel – wie das Modehaus „Weingarten“ oder das Modegeschäft „Zwölf“ – müssen momentan umso stärker in die eigene Tasche greifen und kreativ bleiben, um durchzuhalten. 

Köln: „Andauernder Lockdown trifft Modeeinzelhandel schwerer als im Frühjahr“

„Der andauernde Lockdown trifft den Modeeinzelhandel noch viel schwerer als im letzten Frühjahr. Die Reserven der Unternehmen sind aufgebraucht. Mode ist einem starken Saisongeschäft unterworfen“, erklärt Weingarten-Geschäftsführerin Theresa Weingarten gegenüber EXPRESS.

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„Nun ist die Branche bereits in der dritten Saison, in der die aktuelle Mode nicht vermarktet werden kann. Die Läger füllen sich und die Ware verliert kontinuierlich an Wert. Diese Misere trifft die gesamte Lieferkette vom Lieferanten bis hin zum Händler“, erklärt Theresa Weingarten weiter.

Köln: „Für die Lieferanten spitzt sich die Lage zu“

Auch der Inhaberin des Modegeschäfts „Zwölf“ in Köln-Dellbrück liegt das Verhältnis zu ihrem Lieferanten am Herzen. 

„Auch für die Lieferanten sieht es mittlerweile bitter aus. Hier spitzt sich die Lage zu“, wenn jetzt wieder ein Lockdown kommt, kann die Ware gar nicht mehr abfließen“, sagt Inhaberin Stefanie Finken. Ein Telefonat mit ihrem Lieferanten am Mittwoch (7. April) habe sie mehr als nachdenklich gestimmt.

Köln Stadtmarketing: „Unternehmen kommen an Existenzgrenzen“

„Die seit Monaten anhaltenden Schließungen für weite Teile des Handels bringen die Branche an ihre wirtschaftlichen Grenzen und gerade jetzt im Ostergeschäft fehlten schlichtweg die Umsätze, die in keiner Weise durch Click & Collect aufgefangen werden konnten“, erklärt Annett Polster vom Stadtmarketing Köln gegenüber EXPRESS.

„Die finanzielle Grundlage und das seit vielen Jahren hinweg aufgebaute Kapital, das teilweise für die Investitionen gerade im Digitalbereich beziehungsweise für Absicherungen vorgesehen war, wird seit langem eingesetzt, um das Unternehmen aufrecht zu erhalten. Je nachdem, wie sich die Pandemie weiter entwickelt, gehen wir davon aus, dass Unternehmen noch stärker an ihre Existenzgrenzen kommen“, so Polster zur Situation des Innenstadt-Einzelhandels weiter.

Kölner Einzelhandel: „Click & Meet hat alle Händler positiv überrascht“

Als Hoffnungsschimmer sieht Theresa Weingarten die baldige Rückkehr zum „Click & Meet“-Konzept, sobald es die Infektionszahlen zulassen.

„Der Modeeinzelhandel verfügt über geräumige Flächen mit viel Abstand, ein überzeugendes Hygienekonzept und gute Möglichkeiten zur Kontaktverfolgung. „Click & Meet“ hat alle Händler positiv überrascht und wurde von der Kundschaft gut angenommen. Diesen Service möchten wir so schnell wie möglich wieder anbieten“, so die Weingarten-Chefin. Der Idee, mit negativen Schnelltests einkaufen zu dürfen, steht die Einzelhändlerin aktuell kritisch gegenüber.

Köln: Einkaufen nur noch mit negativen Schnelltests? 

„Die Auflage, nur mit einem negativen Corona Schnelltest einkaufen zu dürfen, halten wir aufgrund der noch begrenzten Testmöglichkeiten für schwierig. Solange die Gastronomie und sonstige Freizeit- oder Kultureinrichtungen nicht ebenfalls mit negativen Tests öffnen dürfen, ist die Hürde eines negativen Tests recht hoch“, so Weingarten.

Weingarten-Chefin fordert einheitliches und verlässliches Konzept

Wichtig seien jetzt endlich einheitliche politische Entscheidungen, betont die Weingarten-Chefin.

„Die Entscheidungen werden sehr kurzfristig und regional sehr unterschiedlich getroffen. Durch diesen Flickenteppich verlieren die Menschen den Überblick und sind verwirrt. Die Fokussierung auf den Inzidenzwert allein ist nicht mehr nachvollziehbar, da durch die vermehrten Tests die Inzidenzen steigen. Gerade jetzt, wo bereits alle müde und der Maßnahmen überdrüssig sind, wäre ein einfaches, verständliches und verlässliches Konzept mit Perspektiven notwendig“, betont Weingarten.

„Dann soll der Brückenlockdown jetzt aber auch endlich kommen“

Ähnlich sieht die Inhaberin des Modegeschäfts „Zwölf“ die Corona-Situation. Seit mehr als zehn Jahren führt Stefanie Finken mittlerweile ihr Geschäft, ans Aufgeben denkt sie noch lange nicht. Doch was sie und ihre Kollegen aus dem Mode-Einzelhandel nun dringend bräuchten, seien einheitliche Regeln und Klarheit von der Politik – so die Forderung.

„Wir können auch einen mehrwöchigen Lockdown nochmal aushalten, wenn er einheitlich ist und wir danach mehr Klarheit und eine konkrete Öffnungsstrategie bekommen. Dann soll der von Armin Laschet angekündigte Brückenlockdown jetzt aber auch kommen“, erklärt Finken deutlich.

Es könne nicht sein, dass Politiker wie Laschet in der jetzigen Situation tagelang „nachdenken“ würden, während insbesondere Einzelhändler in der Modebranche sich diese abwartende Haltung schon längst nicht mehr leisten könnten.