„Ich finde das unmöglich“Impf-Stopp in Köln: Krankenschwester mit deutlichem Appell

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Krankenschwester Nicole Niebel (46) sorgt sich um die zweite Impf-Dosis. Geht es im Februar wirklich weiter?

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Der abrupte Impf-Stopp in Köln kam überraschend – auch für das St. Antonius Krankenhaus in Köln-Bayenthal.

„Wir haben morgens davon erfahren, dass Biontech erst ab Februar wieder liefern kann. Alle hoffen, dass es dann weitergeht“, erklärt Prof. Dr. Frank Baer am Mittwoch (20. Januar) gegenüber EXPRESS.

  • Impf-Stopp in vielen Kölner Krankenhäusern
  • Lieferengpass bei Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer
  • Krankenschwester Nicole Niebel (46) beschreibt Verärgerung und Enttäuschung beim medizinischen Personal

Eigentlich waren noch viele weitere Corona-Impfungen in seiner Klinik geplant. Krankenschwester Nicole Niebel (46) gehörte noch zu den 78 Mitarbeitern aus der Klinik, die Mitte der Woche geimpft wurden.

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Köln nach Impf-Stopp: Krankenschwester hofft auf zweite Impfdosis im Februar

Als Allergikerin hat Nicole Niebel sich vor ihrer Impfung viele Gedanken gemacht. „Ich hatte Angst davor und war aufgeregt. Aber wir wurden gut aufgeklärt und die Ängste wurden uns genommen“, so Niebel.

Auch die Kollegen hätten sich untereinander sehr unterstützt und ausgetauscht. Bis auf zwei Kollegen hätten sich alle Pfleger und Krankenschwestern auf ihrer Station mit rund 24 Mitarbeitern impfen lassen.

„Bis ich auf dem Stuhl saß und die Spritze drin war, hatte ich Bedenken. Für mich war zwar immer klar, dass ich mich impfen lassen würde, aber ich bin ja auch nur ein Mensch“, so die stellvertretende Leiterin der Covid-19-Infektionsstation im St. Antonius Krankenhaus.

„Für mich war klar: Ich bin Krankenschwester, aber ich habe auch ein Privatleben und will irgendwann mal wieder raus aus dieser Corona-Situation“, so die Fachkraft gegenüber EXPRESS. Ihr Mann und ihre Eltern würden außerdem zur Risikogruppe gehören.

„Für mich war nie die Frage, ob ich mich impfen lassen will, sondern nur, ob ich es kann“

„Für mich war nie die Frage, ob ich mich impfen lassen will, sondern nur, ob ich es auch kann“, so die Allergikerin deutlich.

Nach der Corona-Impfung am Dienstag (19. Januar) habe sie am Tag danach linksseitig Muskelschmerzen gehabt und sich etwas abgeschlagen gefühlt. Weiter sei ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Nach der Freude über die Corona-Impfung, die sie so gut vertragen habe, sei dann jedoch schnell der große Dämpfer mit dem Impf-Stopp gekommen.

Kölnerin nach Impf-Stopp: „Ich finde das unmöglich“

„Ich finde das ehrlich gesagt unmöglich. Ich weiß auch als Krankenschwester nicht, was das Problem ist, aber ich finde das sehr ärgerlich. Ich bin noch jemand von den Glücklichen, die noch geimpft wurden“, so Niebel.

Als erstes habe sie sich Sorgen um ihre Zweit-Impfung gemacht, die für die Wirksamkeit des Impfstoffes enorm wichtig ist.

Kölner Krankenschwester verunsichert – wie geht es jetzt weiter?

„Es heißt jetzt, die Zweit-Impfung sei gesichert, aber eine Unsicherheit bleibt“, sagt Niebel. „Die Kollegen, die sich diese Woche impfen lassen wollten stehen jetzt weiter ohne Impfung da“, so die Krankenschwester. Das mache die Situation mehr als schwierig.

„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, auch wenn die Hintergründe des Liefer-Engpasses nicht klar seien, sei der Impf-Stopp alles andere als förderlich für die Motivation.

Köln: Viele Krankenhäuser von plötzlichem Liefer-Engpass betroffen

Das Land zieht aktuell bei den Corona-Impfungen in vielen Krankenhäusern die Notbremse.

Der Hauptgrund dafür sind die stockenden Lieferungen des Corona-Impfstoffs von Biontech. Mehrere Uni-Kliniken, die aktuell den Moderna-Impfstoff verimpfen, waren zunächst nicht betroffen.

Krankenhausgesellschaft: Herbe Kritik am abrupten Impf-Stopp

Auch die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, die 345 Kliniken vertritt, reagierte „mit großer Enttäuschung auf den Impf-Stopp in dieser Woche, wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt.

„Eine große Mehrheit unserer Beschäftigten auf den Intensiv- und Isolierstationen, in den Notaufnahmen und weiteren sensiblen Bereichen hat diese Woche herbeigesehnt, weil die Impfung die zweifellos stärkste Waffe gegen dieses tückische Virus ist. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass diese jähe Unterbrechung die hohe Impfbereitschaft gefährden kann“, heißt es weiter.

Man hoffe jetzt darauf, dass der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann transparent über den unerwarteten Lieferengpass informiere, erklärt KGNW-Präsident Jochen Brink.