„Hat es noch nie gegeben“Chef der Kölner Agentur für Arbeit mit unfassbaren Zahlen

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Der Chef der Kölner Agentur für Arbeit spricht im EXPRESS-Interview über unfassbare Zahlen und kleine Lichtblicke in der Pandemie. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Jeder dritte Betrieb in Köln hat Kurzarbeit angemeldet, das ist eine unglaubliche und beispiellose Größenordnung“, schildert der Kölner Agentur für Arbeit-Chef Johannes Klapper.

  • Rekord-Zahlen zu Kurzarbeit in Köln
  • Chef der Kölner Agentur für Arbeit beschreibt Lage für Arbeitslose
  • Arbeitsmarkt-Lichtblick: Manche Branchen boomen

„Das hat es noch nie gegeben“, sagte der Fachmann am Donnerstag (21. Januar) gegenüber EXPRESS. Die Kölner Unternehmen haben in der Corona-Pandemie bislang 455,21 Millionen Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt bekommen.

„Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2019 haben 85 Betriebe in Köln Kurzarbeit angemeldet. Im April 2020 waren es über 12.000, die in einem Monat Kurzarbeit angemeldet haben. Aktuell sind es in Köln mehr als 16.000 Betriebe“, so der krasse Vergleich von Johannes Klapper.

Köln: Job-Chancen in Logistik und Gesundheitswesen

Die Pandemie zeige ihre Wirkung, trotzdem will der Fachmann positiv bleiben, denn Kurzarbeit sichere auch Arbeitsplätze und in manchen Branchen und Kölner Betrieben würde es trotz allem sogar richtig boomen.

Dazu gehöre der gesamte Logistik und Lebensmittel/Einzelhandel-Bereich und nach wie vor das Gesundheitswesen.

Hier könnten viele Solo-Selbstständige und Künstler zumindest für kurze Zeit neue Stellen bekommen.

Köln: „Job im Supermarkt für Künstler und Solo-Selbstständige kann zur Überbrückung helfen“

„Ein Job im Supermarkt für Künstler und Solo-Selbstständige kann zur Überbrückung helfen, die betreffenden Arbeitslosen müssen aber natürlich auch gewillt und qualifiziert sein“, so Klapper.

Man wolle niemanden in nachgefragte Jobs zwingen, aber Lösungen aus der Krise aufzeigen. „Wer hier hin wechseln will, hat gute Job-Chancen. Doch auch im Supermarkt-Bereich oder im Gesundheits-Bereich sind Vorkenntnisse von Vorteil“, erklärt Klapper weiter.

Köln: Deutlich mehr Arbeitslose durch Pandemie-Lage

Doch diese Job-Perspektiven können erst einmal nicht über die heftigen Arbeitslosen-Zahlen hinwegtäuschen. Im Durchschnitt waren 2020 etwa 55.000 Kölner arbeitslos, das sind rund 19 Prozent mehr als im Vorjahr.

Im August 2020 erreichte der Wert mit 60.723 Menschen den Höchststand, seitdem sinkt er. Im Dezember waren 57.051 Menschen arbeitslos. Der Stichtag für die Auswertung liegt Mitte Dezember, deswegen lassen sich dabei noch keine genauen Folgen des aktuell zweiten Lockdowns beziffern.

Kölner Arbeitslose vor allem aus Veranstaltungs-Bereich und Gastronomie

Die meisten „neuen Arbeitslosen“ seien aktuell Beschäftigte aus dem Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstaltungs-Bereich.

Auch Arbeitnehmer im Bereich Information und Kommunikation/Handel, Zeitarbeit und dem Hotel- und Gastgewerbe.

Gerade beim Thema Kurzarbeit zeigt sich der Chef der Kölner Agentur für Arbeit trotz der extrem hohen Zahlen optimistisch.

„Die gute Nachricht ist, wir werden das durchhalten. Die Mittel, die wir für Kurzarbeit aufwenden müssen, können wir auf jeden Fall bezahlen“, so Klapper. Im Notfall könne der Bund aushelfen, die Zahlungen für die Kölner Arbeitnehmer seien jedenfalls absolut sicher.