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„Eine Katastrophe“Risikogruppe in Angst: So leiden Kölner Obdachlose in Corona-Krise

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In Köln haben es die Obdachlosen während der Corona-Krise besonders schwer. (Symbolfoto)

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Abstand halten, ständiges Händewäschen und unbedingt zuhause bleiben. Doch wie sollen sich Obdachlose an die Coronavirus-Maßnahmen halten, die keinen festen Wohnsitz haben? „Es ist eine Katastrophe“, weiß Linda Rennings (53) alias die „kölsche Linda“. Sie setzt sich seit Jahren für Obdachlose und andere Hilfbesdürftige in Köln ein.

Viele Einrichtungen für Obdachlose mussten wegen des Coronavirus vorerst schließen oder konnten nur unter völlig veränderten Bedingungen wieder öffnen. Doch draußen sitzen die Wohnungslosen in der Falle. Was kann jetzt noch helfen?

Köln: „Obdachlose können sich nicht andauernd die Hände waschen“

Lange war sie selbst obdachlos. Nun gehört sie nach dieser beschwerlichen Zeit zur Corona-Risikogruppe, denn während ihrer Obdachlosigkeit hat sich die „kölsche Linda“ eine Lungenerkrankung zugezogen.

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Trotzdem will sie gerade jetzt Obdachlosen und anderen Bedürftigen helfen. Doch noch nie war diese Hilfe schwieriger. In keiner anderen Stadt in NRW gibt es so viele Wohnungslose wie in Köln. Mit aktuell 5987 erfassten Obdachlosen laut Sozialbericht NRW, ist Köln in der Corona-Krise trauriger Spitzenreiter im Bundesland.

Mittlerweile seien nicht nur Behörden, sondern alle Kölner gefragt, wenn es darum geht Hilfsbedürftige und Obdachlose in der Corona-Zeit nicht im Stich zu lassen. Auch in ihrem eigenen Interesse, findet Rennings.

„Die Leute auf der Straße haben wenige Informationen und wissen nicht, wo sie noch an Lebensmittel kommen können“, erklärt Linda Rennings.

„Alles hat geschlossen, die Obdachlosen wissen nicht einmal, wo sie noch auf Toilette gehen können“, erklärt sie weiter. Cafés und Restaurants hätten schließlich seit Tagen geschlossen.

Florian Wess und kölsche Linda

In besseren Zeiten: Linda Rennings mit Helfer und Reality-Star Florian Wess vor dem Dom.

Dann weist Rennings noch auf ein besonders großes Problem hin. „Die Obdachlosen können sich nicht andauernd die Hände waschen und haben auch keine Seife“, so Rennings. Auch Spendenbereitschaft von Passanten gebe es keine mehr. Denn die Fußgängerzonen seien leer und das Kleingeld von Fußgängern bleibe somit aus. Deswegen brauchen die Hilfsbedürftigen laut Rennings vor allem jetzt Spenden, also „Geld, Geld, Geld.“

Denn gerade seien die Leute auf der Straße verzweifelt und komplett sich selbst überlassen. Sie können sich nicht gegen das Coronavirus schützen. Linda Rennings appelliert momentan täglich an die Behörden, zu helfen und Lebensmittel sowie Hygieneartikel zur Verfügung zu stellen. Mit der Stadt Köln stehe sie im direkten Austausch.

Obdachlose in Köln: „Riesige Risikogruppe“

Doch: „Keiner ist sich darüber im Klaren darüber, was die Obdachlosen für eine riesige Risikogruppe sind“, so Rennings. Hier komme etwas auf uns alle zu, wenn das Coronavirus die Szene erreiche.

„Sie haben Hunger und sie haben Angst“, erklärt Rennings über die Situation der Obdachlosen. Im Chaos der Corona-Ladenschließungen hatten auch Einrichtungen für Obdachlose zeitweise geschlossen. Übliche Unterschlupf-Möglichkeiten seien tagelang weggefallen.

Stadt Köln: Gespräche mit Hoteliers für mehr Wohnraum

Aktuell versuche sie mit ihrem Team herauszufinden, welche Anlaufstellen noch geöffnet haben und welche Hilfseinrichtungen noch etwas anbieten würden. Unterdessen arbeitet die Stadt Köln an mehr Wohnraum für Obdachlose.

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„Die Stadtverwaltung weitet ihr Angebot an Wohnversorgungs-Angeboten aus, spricht dabei mit Hoteliers und versucht, leerstehende Wohnungen zu nutzen“, so eine Stadtsprecherin vom Wohnungsamt Köln gegenüber EXPRESS.

„Notübernachtung soll bleiben, solange es irgendwie geht“

Außerdem: Die Notschlafstellen und Tagesaufenthaltstationen, wie die in der Vorgebirgsstraße, würden unter der Beachtung aller Maßnahmen zur Verhinderung einer Infektion erhalten bleiben.

„Soweit möglich sollten die Abstände zwischen den dort nächtigenden Personen ausgeweitet werden. Die Notübernachtung soll bestehen bleiben, solange es irgendwie geht“, erklärt die Stadtsprecherin weiter.

Köln: 44 Wohnungen im Quarantäne-Fall für Obdachlose

In den weiteren Hilfseinrichtungen sei laut Stadt eine Einschränkung des Hilfsangebotes nötig, um das Infektionsrisiko in Köln zu vermindern. Das betreffe alle Kontakt- und Beratungsstellen, wie auch die Notaufnahme Annostraße und die Überlebensstation „Gulliver”, die nun (Stand 24. März) vorübergehend geschlossen hat.

Die Hilfseinrichtung „Oase“ hat noch geöffnet. „Wir halten den Betrieb aufrecht, wenn auch etwas eingeschränkt. Wir geben zum Beispiel Essenspakete am Fenster aus“, erklärt eine Mitarbeiterin auf EXPRESS-Anfrage.

Wenn ein Obdachloser momentan positiv auf das Coronavirus getestet wurde, gibt es momentan von der Stadt Köln erst 44 Wohnungen, um in Quarantäne zu gehen. Man arbeite mit dem Sozialamt jedoch an einer Aufstockung.

Hilfe für Obdachlose: Lebensmittelgutscheine

Linda Rennings ist dazu weiterhin im engen Kontakt mit der Stadt Köln. Doch ihre große Hoffnung für alle Hilfsbedürftigen und Obdachlose sind Lebensmittelgutscheine.

Für diese können Kölner jetzt zum Beispiel über den Verband „HiK – heimatlos in Köln“ spenden. Damit das passiert, setzt die ehemalige Obdachlose gerade alle Hebel in Bewegung.

  • Sparkasse Münsterland Ost
  • DE 75 4005 0150 0153 9364 48
  • BIC :WELADED 1MST
  • Paypal hik-heimatlos@gmx.de

Bei Fragen zu den Spenden und den Lebensmittelgutscheinen wenden Sie sich bitte an den Verein: „HiK Heimatlos in Köln“ unter dieser Telefonnummer: 0221-82822063.