„Bergische Jung“Willibert Pauels besiegt Depression – so geht es ihm heute

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Gebete statt Gürzenich: Die Pfarrkirche St. Franziskus in Gummersbach ist jetzt seine Wirkungsstätte.

von Bastian Ebel (bas)

  • Sechs Jahre nach seinem Schicksalsschlag erlebt man Willibert Pauels heute wie ausgewechselt.
  • Im Nachhinein habe ihn der Aufenthalt in einer Neusser Klinik gerettet.
  • Jeden Tag so zu leben, dass die Souveränität die Oberhand behält – das ist das Credo des Gottesmannes.

Köln/Gummersbach – Er war der gefeierte Star im Kölner Karneval. Doch als das Scheinwerferlicht erlosch, wurde es still um „Diaclown“ Willibert Pauels (64). Seine Krankheit, die Depression, nannte er den „schwarzen Hund“. Er biss sich fest. Bis sich der Büttenredner in eine Klinik begab und anschließend dem professionellen Geschäft den Rücken kehrte. Genau sechs Jahre nach seinem ersten Interview nach dem Klinik-Aufenthalt hat EXPRESS Willibert Pauels in seinem neuen Leben besucht: „Ich bin sozusagen im missionarischen Außendienst“, lacht Pauels, der als Diakon in Vollzeit seine „Schäfchen“ in Gummersbach betreut.

Mit Pappnase und Gebetbuch

„Mit Pappnase und Gebetbuch – dafür bin ich, glaube ich, geboren.“ Sechs Jahre nach seinem Schicksalsschlag erlebt man Willibert Pauels heute wie ausgewechselt.

Obwohl: „Es ist dasselbe Leben wie vorher auch“, sagt er. Aber: „Mir ist es gelungen, mich innerlich unabhängig zu machen. Ich muss nicht den großen Erfolg haben, der gefeierte Star sein. Denn wenn dich das Streben danach beherrscht, hast du verloren.“

Jetzt, im Nachhinein, hat ihn der Aufenthalt in einer Neusser Klinik gerettet. „Es war ein großes Glück für mich. Ich kann nur noch einmal betonen: Stellt euch dieser Krankheit, tabuisiert sie nicht. Sie ist heilbar.“

Unter seinem „Schwarzen Hund“, der Depression, leiden Millionen. Doch der Diakon hat es letztlich geschafft, Kontrolle über den schwarzen Hund zu bekommen. „Wenn ich morgens aufstehe, weiß ich, dass der schwarze Hund brummt. Aber im Gegensatz zu früher, erfüllt mich das nicht mehr mit Angst.“

Neues Buch „Lachen, Leiden, Lust am Leben“

Jeden Tag so zu leben, dass die Souveränität die Oberhand behält – das ist das Credo des Gottesmannes. Ein Umstand, der ihn wieder kreativer werden lässt. Deshalb hat Pauels jetzt sein zweites Buch „Lachen, Leiden, Lust am Leben“ vorgelegt, indem er sich mit den Atheisten auseinandersetzt.

„Ich glaube, dass jeder Mensch unendlich mehr ist als eine Ansammlung biochemischer Zellen. Deshalb habe ich zusammengetragen, dass es viel sinnvoller ist, gläubig zu sein, als es eben nicht zu sein.“

Für ihn ist aber wichtig: „Es geht nicht darum, dass dieses Buch römisch-katholisch geprägt ist. Es ist eine witzige Lektüre für alle Gläubigen, egal welcher Konfession.“

Dass bald die Karnevalszeit beginnt, hat er natürlich im Blut. „Ich gehe nur dahin, wo es schön ist. Ganz weit entfernt vom professionellen Karneval“, sagt er ruhig und dabei muss er lachen. „Letztlich sind nicht die Dinge entscheidend“, zitiert er einen griechischen Philosophen. „Sondern wie ich die Dinge sehe.“