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„14 Tage Koma“Kölner Milieu: Sie nannten ihn „De Ax” – jetzt erklärt er den Grund

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Konnte gut zulangen und teilte auch aus: Hermanns Tünn, hier in der Bar im Pascha.

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Pille Rolf“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Köln: Hermanns Tünn schildert Milieu-Erfahrungen

Auf EXPRESS.de erinnern wir mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als „Chicago am Rhein” zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

Alles zum Thema Musik

Heute veröffentlichen wir Anekdoten von Ex-Rotlichtgröße Hermanns Tünn aus dem oben erwähnten Buch von Roland Bebak. Das Interview mit „De Ax“, wie er auch genannt wird.

Können Sie mal erklären, man kennt Sie ja unter dem Spitznamen „de Ax“ – wie das kam?

Hermanns Tünn: Ja, ich habe 1979 in dem Café gesessen, wo wir alle waren, da rief mich ein Freund an, und das war damals auch eine Rotlichtgröße. Der sagt: „Hör ens Tünn, ich hab hier Stress mit Wienern, die sind mit zwei Autos hier. Da ist einer aus dem Zuchthaus entlassen, die sind hier den Bär am machen. Kannst Du mal rüber kommen mit ein paar Mann?“ „Ja“, sag ich ,„wir kommen gerade vom Boxring, der Strube, Rudi Kuhl, der Wienands Jupp und ich.“

Dann denk ich, was machst Du? Dann bin ich in den Keller gegangen, der Inhaber von dem Café war im Keller. Ich sah in der Ecke eine Axt stehen und hab mir gedacht, die nimmst Du aber mit. Und vor dem Café, da saß ein Straßenmusikant, der hat mir seinen Kasten gegeben.

Da hab ich die Axt rein getan und bin dann zum Friesenwall gefahren. Das waren ganz arrogante Typen, ich kannte die. Da sagt der eine von denen: „Machst du Musik für mich?“ „Ja klar mach ich Musik für dich“.

Dann hab ich die Axt genommen und hab die in die Theke gehauen und dann haben die se gekriegt und seit der Zeit hatte ich den Namen.

Auwei…

Und im Happy Day, wo ich in der Tür gestanden habe, hatte ich die Axt immer in der Garderobe stehen. Im Auto hatte ich die offen stehen, damit jeder wusste, was los ist. Das war ein Laden – alles, was Rang und Namen hatte, ob es die Dickelsbrüder waren, war da.

Und wenn es dann abging untereinander – du kennst den, du kennst den ... dann hat der „Küppers Will“ sich mit dem „Pütze Will“ stundenlang zerschlagen. Nicht nur einmal – ach Gott.

War das Happy Day nicht auch der Schauplatz, wo Schäfers Nas und Dummse Tünn...

Ja.

Ihre Karriere fing wann an?

1970! Ich kam von der Bundeswehr, und dann hab ich gesehen, wie ein Freund meines Cousins auf dem Ring zusammengeschlagen wurde. Denk ich: Hier musst Du aber helfen, dann hab ich dem geholfen. Zwei Wochen später treff' ich den auf dem Ring wieder, und da hat der mich gefragt, ob ich nicht im Happy Day anfangen will.

„Ja“, sag ich, „warum?“ Da sagt der mir: „Es gibt 150 am Tag.“ Ja denk ich, das ist viel. Ja, und dann fing das an, dann hab ich den Beckers Dieter kennengelernt. Der hat uns dann erklärt, wie das im Leben so geht.

Der hat uns mitgenommen nach Hamburg, in Berlin habe ich die Gebrüder Speer getroffen, wir waren ja die jungen Luden, wir waren heiß und täten uns ja nur zerschlagen.

Was war das Happy Day?

Es war eine Boxbude. Und ich war Türsteher da.

Haben Sie selbst mal einen einstecken müssen in der Zeit?

Oh ja. Das war 1983, da hab ich eingesteckt, da hatte ich ein Bordell in Aachen. Da rief mich dann ein Mädchen an und sagte: Hör mal Toni, mich hat ein Lude zerschlagen aus Frankfurt. Ich war da im Calypso, mir einen trinken, und hatte eine Flasche Dimpel drin und dann sagte ich, ich komme jetzt rum. Han mich dann rauf fahren lassen. Und im „Kölner Eck“, das ist ja der Treff von den Aachener Luden gewesen.

Jetzt geh ich da rein, sternevoll und sag: „Hör ens, hast Du ein Mädchen von mir gehauen?“ Hau dem eine rein, direkt Kieferbruch. Der Wirt kütt und säd: „Raus... Lokalverbot...“ Egal sag ich, ich zahle alles. Ich war schon raus und wollte bei mir ins Haus, auf einmal kütt da einer mit 'nem Ledermantel und säd „Hör mal gerade“. Da geht der in die Täsch und holt so ein Dingen Tränengas-Spray und sprüht mir das in et Gesicht und haut mir den Baseballschläger ob de Kopp. Dann bin ich ins Koma gefallen, die Mädchen all über mich. Ich hatte 28 Fußabdrücke an mir. Dann haben sie mir den Schädel aufgemacht und das Hämatom rausgenommen und dann hab ich ein dreiviertel Jahr gelegen. Der René Weller ist dann immer zu mir gekommen. Hat mir nen Sandsack gebracht, und dann hab ich wieder trainieren müssen. Ich wusste ja nicht, kannst Du noch was? Das ist ja ein Schock. Ich sah aus. 14 Tage Koma.

Aber Sie haben überlebt…

Das war schwer, ja. Danach bin ich wieder auf den Eigelstein, da hatte ich auch eine Wirtschaft und in der Zeit war da einer groß geworden aus Kalk – ein Klaus. „Wat mähst du? Wer bist du?“, sagte der dann zu mir irgendwann. Da dacht ich, dem haust jetzt den Aschenbecher op de Kopp. Der Typ vom Markt wollte auf einmal Geld von mir haben. Alle haben mir gesagt, der ist gefährlich, der hat wegen Mord gesessen. Der hat sich da feiern lassen, so 1,92 Meter, der schöne Klaus aus Kalk ja und da hät er se kräge.

Da han ich gedacht, jetzt musst Du aber wieder anfangen. Dann han ich angefangen bei dem Beckers Dieter seiner Frau beim Schiffers Karl. Dat war dann noch ne schlimmere Boxbud. Morgens um 6 Uhr ham wir aufgemacht und dann kamen die zu uns – stern gedrissenvoll, hatten sich gerade auf den Ringen zerschlagen, und dann ging es bei uns weiter. Das hamse aber nach drei Jahren zu gemacht, wegen der ganzen Schlägereien und dann han ich beim Hans angefangen.

Bis der auch aufgehört hat. Dann stand ich wieder da ohne Arbeit. Han noch de Krumme gemacht, und dann han ich wat gemacht, was die Älteren uns beigebracht haben... ein verliebter Stenz ist ein toter Stenz...