Vorreiter für DeutschlandErster Solarpark seiner Art in NRW eröffnet

schwimmende Solaranlage

Diese schwimmende Solaranlage revolutioniert den Bau von Solarparks in Deutschland. Weeze hat nun das größte schwimmende Kraftwerk in NRW eröffnet

Weeze – Auch in Deutschland sollen Baggerseen und geflutete Braunkohletagebaue jetzt Platz für schwimmende Sonnenkraftwerke bieten.

Weeze ist von nun an stolzer Besitzer eines schwimmenden Kraftwerkes und eröffnet NRWs größte schwimmende Solaranlage. Noch steckt diese Technik in Deutschland aber in den Kinderschuhen.

  • Die Suche nach Standorten für große Solaranlagen gestaltet sich oft schwierig
  • Deshalb bieten nun Baggerseen und geflutete Braunkohletagebaue Platz für schwimmende Kraftwerke
  • Weeze hat jetzt die größte schwimmende Solaranlage in NRW eröffnet

NRW: Weeze eröffnet größte schwimmende Solaranlage

Erneuerbare Energien, wie Solarparks brauchen Platz, der in einem dicht besiedelten Land oft nur schwer zu finden ist. Baggerseen kommen da als Alternative ins Spiel. Auf ihnen können schwimmende Solaranlagen zur Stromerzeugung eingesetzt werden.

Während im Nachbarland Niederlande schon zahlreiche solcher Kraftwerke auf dem Wasser im Betrieb sind, steht ihre Nutzung in Deutschland noch am Anfang.

Auf einem Baggersee am Niederrhein wurde am Donnerstag die bislang größte Anlage dieser Art in Nordrhein-Westfalen vorgestellt.

Weeze: Größtes schwimmendes Sonnenkraftwerk in NRW eröffnet

Das 150 mal 50 Meter große schwimmende Kraftwerk besteht aus 90 kleinen Pontons, auf denen knapp 2000 Solarmodule montiert sind.

Es soll eine Spitzenleistung von 750 Kilowatt erreichen und fast den gesamten Energiebedarf des Sand- und Kiesproduzenten Hülskens decken – alternativ könnten 155 Haushalte damit versorgt werden.

Werner Schaurte-Küppers von Hülskens Firmenverband verspricht dadurch eine jährliche CO2-Einsparung von 312 Tonnen, berichtet der WDR.

Eine ähnlich große Anlage ist seit dem vergangenen Jahr auf einem Baggersee in Baden-Württemberg im Einsatz.

Schwimmende Solaranlagen vereinen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte in Weeze, die Produktion von Solarstrom dort, wo er verbraucht werde, biete viele Vorteile. Die schwimmende Solaranlage zeige, „wie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bei der Energieerzeugung miteinander verbunden werden können“.

Schwimmende Sonnenkraftwerke haben nach Ansicht von Experten eine Reihe von Vorteilen. Es gibt kaum Konflikte mit anderen Nutzungen der Flächen.

Eine intensive, ganztägige Sonneneinstrahlung sorgt dafür, dass der Stromertrag höher als bei einer gleich großen Anlage an Land ist. Zudem habe das Wasser einen kühlenden Effekt auf die Module.

Zusätzlich würden aufgrund der verschatteten Seen Probleme mit Algen sinken, da die Photosynthese der Wasserpflanzen und deren Wachstum durch weniger Sonneneinstrahlung verlangsamt würde.

Weeze: Weniger Algen durch schwimmende Solaranlage

Der Gewässerökologe Prof. Dr. Daniel Hering von der Universität Duisburg-Essen bemerkt jedoch, dass durch die Photosynthese Sauerstoff im und für das Gewässer produziert würde.

Ob das zum Problem werden könne, hänge vom Verhältnis zwischen See- und Anlagengröße ab: „Bei einer kleinen Anlage auf einem großen See wird das aber vermutlich nicht viel ausmachen.“

Hülskens investierte rund 800.000 Euro in das schwimmende Kraftwerk. Mitarbeiter des Unternehmens bauten die Schwimmkörper selbst. Die Ausgaben sollen sich bereits nach zwölf Jahren amortisiert haben.

Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Am Wochenende, während die Maschinen des Kieswerks stillstehen, wird der Ökostrom ins öffentliche Netz gespeist.

Schwimmende Solaranlagen in Deutschland: Teuer und schwer zu genehmigen

Doch warum gibt es dann erst so wenige schwimmende Photovoltaikanlagen in Deutschland? Die Kosten für schwimmende Solaranlagen seien derzeit noch höher als bei Freiflächenanlagen am Boden, heißt es beim Solarpark-Entwickler Baywa.

„Damit können sie nicht in den allgemeinen Solar-Ausschreibungen gegen diese bestehen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Daneben seien die Genehmigungsprozesse für diese neuen Anlagen in Deutschland unklar. Das bringe Unsicherheiten bei den Genehmigungsbehörden mit sich.

Im Ausland installiert Baywa schwimmende Solarparks, die vielfach größer sind als die Anlagen in Deutschland.

In den Niederlanden hat das Unternehmen Anfang des Jahres eine Anlage mit einer Spitzenleistung von mehr als 27 Megawatt errichtet. Rund 73.000 Solarmodule sind dort verbaut worden – 36 Mal so viele wie in Weeze.

NRW: Weezes schwimmende Solaranlagen im Vergleich sehr klein

Auch der Energieriese RWE, der verstärkt auf grünen Strom setzt, hat das Thema schwimmende Solaranlagen entdeckt.

„Das Potenzial für schwimmende Solaranlagen ist groß, und das Thema nimmt weltweit Fahrt auf“, sagte ein Sprecherin. RWE prüfe auch in Deutschland derzeit Optionen, „sowohl für Forschungs- als auch kommerzielle Projekte“.

Ein erster Vorstoß der Essener war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Im vergangenen Jahr war die damalige RWE-Tochter Innogy in der Stadt Grevenbroich mit der Idee vorstellig geworden.

NRW: Schwimmende Solaranlage in Grevenbroich wurde abgelehnt

Sie wollten eine Demonstrationsanlage auf dem dortigen Neurather See errichten, dem Restsee eines ehemaligen Braunkohletagebaus. Der Umweltausschuss der Stadt ließ sich aber nicht von dem Plan überzeugen.

Tagebauseen gelten als besonders geeignet für schwimmende Solaranlagen. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme hat ermittelt, dass auf den knapp 500 Tagebauseen in Deutschland Solaranlagen mit einer Spitzenleistung von 2,74 Gigawatt wirtschaftlich betrieben werden könnten.

Die Studie von Anfang des Jahres bezieht sich vor allem auf die Seen in Ostdeutschland. Aber auch im rheinischen Revier gebe es einiges Potenzial, heißt es bei der Energieagentur NRW mit Blick auf die in den Tagebauen Garzweiler und Hambach entstehenden großen Seen. (dpa/mh)