Vor 30 JahrenRohwedder-Mord in Düsseldorf: Todesschuss aus dem Schrebergarten

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Ein Foto, das Zeugnis der Zeitgeschichte wurde: Die Einschusslöcher in dem Fenster, durch das Detlev Karsten Rohwedder erschossen wurde. Der damalige Trauhandchef hielt sich in seinem Düsseldorfer Haus auf.

Düsseldorf – 30 Jahre nach dem Mord an Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder ist das letzte RAF-Attentat offiziell weiter ungeklärt. Ein Haar deutet auf den RAF-Terroristen Wolfgang Grams. Doch wer war noch am Tatort?

  • True Crime: 1991 wird Detlev Karsten Rohwedder in Düsseldorf erschossen
  • Der Täter lauerte in Düsseldorfer Schrebergarten
  • Düsseldorf: Das letzte Attentat der RAF – Ermittlungen laufen noch

Detlev Karsten Rohwedder sitzt am 1. April 1991 nachts im Pyjama am Schreibtisch seiner Villa am Kaiser-Friedrich-Ring und arbeitet.

Rohwedder_Porträt

Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder wurde vor 30 Jahren von der RAF getötet.

Als Treuhandchef ist der einst als Jobretter gefeierte Topmanager zum „Buhmann der Nation“ geworden. Er muss die marode DDR-Wirtschaft privatisieren, oder, wo das nicht geht, abwickeln. Das bringt ihn ins „Fadenkreuz der Frustrierten“, wie er selbst sagt.

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Mord an Detlev Karsten Rohwedder 1991: Täter lauerte im Schrebergarten

Als Rohwedder aufsteht, fällt ein Schuss. Er wird in den Rücken getroffen – stirbt eine halbe Stunde vor Mitternacht. Eine zweite Kugel verletzt seine Frau am Arm. Eine drittes Projektil bleibt im Bücherregal stecken.

Terroristen haben den 58-jährigen Rohwedder aus einem Schrebergarten ins Visier genommen.

Der Mörder, das ergibt später eine Laser-Rekonstruktion, lauerte 63 Meter entfernt. Dort findet sich ein Bekennerschreiben der RAF.

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Ein Foto, das zum Zeugnis der Zeitgeschichte wurde: Die Einschusslöcher in dem Fenster, durch das Detlev Karsten Rohwedder erschossen wurde.

Das Gewehr, aus dem die Kugeln abgefeuert wurde, war kurz zuvor schon beim RAF-Anschlag auf die US-Botschaft in Bonn benutzt worden.

Rohwedder-Mord in Düsseldorf ist „Cold Case“

Dennoch macht die Theorie von einem Scharfschützen der Stasi rasch die Runde. Andere wittern einen Komplott der westdeutschen Wirtschaft gegen die neue Konkurrenz im Osten.

30 Jahre später wird das Ermittlungsverfahren bei der Bundesanwaltschaft noch immer „gegen Unbekannt“ geführt. Der Fall ist seit Jahren ein „Cold Case“.

Dass es gefährdet war, war dem Ehepaar bewusst. Wenige Tage vor dem Anschlag bat Rohwedders Frau Hergard die Polizei um mehr Schutz – vergeblich.

Nachts hatte das Telefon geklingelt, ohne dass sich der Anrufer meldete. Unbekannte klingelten an der Haustür und ließen sich nicht blicken.

Rohwedder-Witwe (†) mit harscher Kritik an Ermittlern

Hergard Rohwedder starb vor knapp zwei Jahren. In einem Interview ein Jahr vor ihrem Tod machte die Richterin sich Vorwürfe, die Vorhänge im Arbeitszimmer nicht zugezogen zu haben und nicht reagiert zu haben, als am Tattag ein Auto mit einem verdächtigen Paar auf dem Nachbargrundstück parkte.

Aber auch an den Ermittlungen und Schutzmaßnahmen ließ sie deutliche Kritik erkennen.

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Polizeibeamte sichern am 1. April 1991 in einem Düsseldorfer Garten Spuren nach dem Mord an Detlev Karsten Rohwedder.

„Es war staatlicher Unwille, der Rohwedder an jenem Tag in seiner Wohnung das Leben gekostet hat“, sagte Rainer Hofmeyer, Ex-Chef der Terrorismusabteilung im Bundeskriminalamt (BKA), vor wenigen Tagen dem „Spiegel“. Warnungen des BKA seien ignoriert worden. „Das ist ein Versagen des Föderalismus, das in mir auch heute noch große Wut auslöst.“

Killer-Kommando entkommt nach Rohwedder-Mord in Düsseldorf

Rohwedder zählt damals zu den meistgefährdeten Personen Deutschlands. Er ist Blitzableiter und Sündenbock.

Dennoch sind nur die Fenster im Erdgeschoss seiner Villa gepanzert, nicht das des Arbeitszimmers im ersten Stock. Die RAF hatte die Sicherheitslücke wohl erkannt.

Das Killer-Kommando entkommt trotz Großalarm und Ringfahndung. Es ist das letzte Attentat der linksterroristischen RAF, die ein Jahr später Mordanschlägen abschwört und sich 1998 schließlich auflöst.

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Ein BKA-Beamter hält am 3. April 1991 das Präzisionsgewehr hoch, mit dem Detlev Karsten Rohwedder in seinem Düsseldorfer Haus erschossen wurde.

Einer von Rohwedders Mördern könnte Wolfgang Grams gewesen sein. Ein Haar von ihm klebte an einem Frottee-Handtuch, das am Tatort zurückgelassen worden war.

Drei RAF-Mitglieder seit Rohwedder-Mord in Düsseldorf untergetaucht

Zehn Jahre nach der Tat gelingt es – dank wissenschaftlichem Fortschritt – die DNA des Terroristen zu identifizieren, der 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen starb.

Rohwedder_Schlagzeile

So berichtete EXPRESS am 2. April 1991 von der Ermordung Rohwedders in seinem Haus am Kaiser-Friedrich-Ring.

Drei Ex-Terroristen der dritten RAF-Generation sind nach wie vor untergetaucht. Sie finanzieren sich ihren Lebensunterhalt offenbar durch Überfälle auf Geldtransporter.

Aber wissen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette, wer am Rohwedder-Attentat beteiligt war? „Die werden nichts sagen. Alle haben bislang geschwiegen, keiner den anderen verraten“, so ein Ermittler.