Säure-Anschlag auf ManagerSpur führt zu Hells Angels, Festnahme bei Event in Köln

bernhard günther

Der Manager Bernhard Günther bei einer Veranstaltung nach dem Säure-Anschlag.

Haan – Der Tipp kam aus dem Ausland. Mirco L. (Name geändert), 32, wollte sich am 18. Oktober bei einem Ringer-Event in Köln einfinden. Auf diesen Moment hatten die Ermittler in Düsseldorf und der Staatsanwaltschaft Wuppertal Monate lang zugearbeitet. Denn der  Schwergewichtler soll für die Rocker-Organisation Hells Angels spezielle Aufträge durchgeführt haben. Im März 2018 soll er mit einem  Komplizen das Säureattentat auf Bernhard Günther, 52, Finanzvorstand des Innogy-Energiekonzerns verübt haben.

Nach EXPRESS-Informationen sollte der Anschlag den Top-Manager der RWE-Tochter das Augenlicht nehmen. Zum Glück konnte sich Günther wegdrehen, sodass nur Teile seines Gesichts verätzt wurden, seine Sehkraft aber blieb unbeschadet.

Da der Tatverdächtige Mirco L. als höchst gefährlich eingestuft wurde, übernahm ein Spezialeinsatzkommando die Festnahme am Tag des Ringkampfs in Köln. 

Säure-Anschlag auf Innogy-Manager Bernhard Günther: Der Beschuldigte schweigt

Seither sitzt der Beschuldigte in Untersuchungshaft und schweigt. Laut Staatsanwaltschaft sind tagelange weitere Durchsuchungsmaßnahmen erfolgt. De Behörden fahnden nach weiteren Komplizen.

Es ist der Morgen des 4. März 2018. Hinter Günther liegen aufreibende zwei Jahre. Einst Finanzchef des Energie-Riesen RWE, baut der gelernte Volkswirt die grüne Strom-Sparte über die Marke Innogy auf. In kürzester Zeit bündelt Günther mit Innogy die Sparten erneuerbarer Energien, Vertrieb und Netze unter seinem Dach. Im Oktober 2016 bringt Günther das Unternehmen an die Börse. Mit großem Erfolg, die Aktien werden zu Höchstpreisen gehandelt.

Mitte Dezember 2017 verprellt die Ökostromtochter mit einer Gewinnwarnung die Anleger. Die Aktie bricht um fast 20 Prozent ein. Günther sucht das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen.  An jenem Märzmorgen startet der Manager seine übliche Joggingrunde von seiner Villa in Haan nahe Wuppertal aus. Auf dem Rückweg attackieren ihn zwei Männer. Einer wirft ihn zu Boden, ein zweiter schüttet ihm einen Liter hochkonzentrierte Schwefelsäure ins Gesicht.

Günther überlebt schwerst verletzt. Er braucht zwei Monate, um wieder an die Arbeit zu gehen. In der Zwischenzeit liegt ein Übernahmeangebot für Innogy durch den Energie-Wettbewerber Eon vor.

Zum ersten Mal tritt Günther im März 2019 – rund ein Jahr nach dem Angriff – bei einer Bilanzpressekonferenz wieder öffentlich auf.

Die Folgen des brutalen Angriffs sind ihm noch anzusehen. Eine getönte Sonnenbrille und ein schwarzes Band um die Stirn verdecken die Anschlagsspuren. „Ich freue mich hier zu sein“,  bekennt der 52-Jährige. Das sei vor einem Jahr alles andere als klar gewesen.

Derweil suchen Kripo und Staatsanwaltschaft erfolglos nach den Tätern.

Sogar einen Suchhund setzen sie ein, um die Spur der Gangster vom Tatort aufzunehmen. Zudem durchleuchtet die Sonderkommission alle möglichen Motivlagen.

Säure-Anschlag auf Innogy-Manager Bernhard Günther: Akte im September 2018 geschlossen

Im September 2018 wird die Akte vorerst geschlossen. Derweil aber engagiert der Innogy-Konzern eine Privat-Detektei. Die Berliner Agentur, dem Ex-Kriminalisten aus dem BKA und dem LKA angehören, rollet den Fall ganz von vorne auf.

Auch lobt der Konzern im März 2019 für entscheidende Hinweise auf den Täter 80.000 Euro aus.

Säure-Anschlag auf Innogy-Manager Bernhard Günther: Spuren führen zu Hells Angels

Daraufhin meldet sich ein Informant, der die Fährte zu Mirco L. und einem Komplizen legt. Monatelang spüren die Privatermittler hinter den Verdächtigen her. Laut „Focus“ arbeitet man hierbei eng mit serbischen Behörden zusammen. Die Nachforschungen führen unter anderem zu Rocker-Größen der Hells Angels.

Demnach soll sich auf europäischer Ebene eine Führungsriege der Höllenengel zusammengefunden haben, die für derart heikle „Hits“ ihre Männer zur Verfügung stellen. Mirco L. soll einer jener Leute sein, die für diese Ebene Operationen übernimmt. 

Die hiesigen Ermittlungsbehörden werden über die neuen Erkenntnisse informiert, die Ermittlungsakte öffnet sich erneut.

Die Jagd nach den Tatverdächtigen gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel. Angreifer Nummer 2, der die Säure auf den Innogy-Manager geschüttet haben soll, bleibt bis heute unauffindbar.

Die hiesigen Stellen erreichen jedoch alarmierende Nachrichten, dass die Zielperson sich womöglich endgültig absetzen wolle. 

Umso mehr konzentrieren sich die Strafverfolger auf Ls Kontakte ins Rheinland. Mit Erfolg: Jetzt sitzt der 32-Jährige in Untersuchungshaft