Nach Entführung traumatisiertDas Panzer-Auto des Aldi-Gründers Theo Albrecht

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Theo Albrecht am 17. Dezember 1971, das Bild zeigt ihn nach seiner Freilassung.

von Nathalie Riahi (nari)

Düsseldorf – Das packende Dokudrama „Die ALDI-Brüder“ in der ARD: Darin hat Regisseur Raymond Ley die 17 Tage der Entführung von Theo Albrecht zum Dreh- und Angelpunkt seiner Erzählung über eine der bedeutendsten, aber auch geheimnisvollsten Unternehmerfamilien Deutschlands gemacht.

Theo Albrecht wurde im Auto entführt

Nach der Entführung lebte Theo Albrecht sehr zurückgezogen. Das Trauma ließ ihn nicht mehr los. Zu diesem Leben gehörte auch ein ganz spezielles Auto. Ein gepanzerter Mercedes, der nach Theo Albrechts Tod im Jahr 2010 in Düsseldorf verkauft wurde.

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Es passierte am 29. November 1971. Zwei Männer lauerten Supermarkt-Milliardär Theo Albrecht, der mit seinem Bruder Karl das Aldi-Imperium aufbaute und später in Nord und Süd aufteilte, vor der Firmenzentrale in Herten auf. Der eine: der wegen Spielsucht hoch verschuldete Düsseldorfer Rechtsanwalt Heinz Joachim Ollenburg. Der andere: Tresorknacker Paul Kron. Mit gezückten Waffen zwangen sie Albrecht, sich in den Kofferraum seines Mercedes 280 SL zu legen.

Die Fahrt ging nach Düsseldorf, wo das Opfer 17 Tage lang in einem Hinterzimmer von Ollenburgs Kanzlei gefangen gehalten wurde. Gegen eine Lösegeldsumme von 7 Millionen Mark ließen sie ihn nach der Geldübergabe in Breitscheid bei Düsseldorf wieder frei.

Panzer-Wagen für 1,4 Millionen Mark

Am 24. Juli 2010 starb Theo Albrecht im Alter von 88 Jahren als einer der reichsten Männer der Welt (geschätztes Vermögen: 12,8 Milliarden Euro). Nur eine Woche später stand sein Wagen bei Düsseldorfs Autohändler Michael Fröhlich zum Verkauf. Eine echte Panzer-Karosse!

Wir nahmen damals das Auto genau unter die Lupe und sahen Details, die nur erahnen lassen, wie sehr Theo Albrecht unter den traumatischen Erlebnissen der Entführung gelitten haben und Angst vor einer Wiederholung gehabt haben muss.

Eine Mercedes 420L S-Klasse (Baujahr 1996) mit einer Höchstschutzpanzerung der NATO. Sogar mit eigener Innenraum-Atemluftversorgung. Allerdings mit spartanischer Innenausstattung: Stoffsitze, keine teure Holzverkleidung - typisch für Albrecht, der auf sparsamem Fuß lebte. In die Sicherheit seines Autos aber investierte er: 1,4 Millionen Mark hatte die Spezialanfertigung der Firma Trasco gekostet. der Wagen wiegt 3,5 Tonnen, hat 279 PS und im Jahr 2010 176 000 Kilometer runter.

Die Sicherheits-Extras in Albrechts Mercedes

Schusssicheres Glas: Die Panzerglasscheiben waren 6,5 Zentimeter dick.

„Run Flat“-Reifen: Auch die Reifen waren schusssicher.

Abhöranlage: In den Außenspiegeln waren unsichtbar von außen Hightech-Richtmikrofone angebracht. Insassen konnten so die Umgebung auf bis zu 30 Metern Entfernung abhören – sogar Flüstern.

Wegsprengbare Türen: Auf jeder Tür befand sich im Innenraum ein Knopf mit einer Schutzkappe. Hätte man den Knopf gedrückt, wäre die Tür pyrotechnisch rausgesprengt worden.

Telefon im Kofferraum: Im hinteren Teil der Kofferraumdecke war ein Telefon versteckt, damit man im Falle des Falles Hilfe alarmieren konnte.

2010 wurde die Karosse über Ebay versteigert

Fernstart: Mit einer Fernbedienung konnte man den Mercedes starten, ohne, dass man drinnen sitzt. Für den Fall, dass jemand eine Bombe installiert hat, die beim Motorstarten explodiert. Übrigens fuhr ein Chauffeur den Wagen.

Albrechts Panzer-Karosse wurde im August 2010 über Promi-Autohändler Michael Fröhlich (verkaufte schon ein Papstauto) für 86.150 Euro auf Ebay an einen anonymen Bieter versteigert.