Düsseldorf – Es ist das Gefühl nicht zu können, wenn andere mit im Raum sind. „So wie im Fußballstadion, wenn man auf der Toilette nebeneinander steht und nicht pinkeln kann.”

Marius Harrer (31) aus Düsseldorf hat dieses Gefühl, mit dem medizinischen Begriff Paruresis, in Worte gefasst und gleich mal ein 280 Seiten langes Buch mit dem treffenden Titel „Das schüchterne Organ” zu Papier gebracht.

Düsseldorfer Autor schreibt Buch über Paruresis

„Ich habe ein Faible für skurrile Dinge”, erzählt Harrer. Skurril ist die Geschichte von Ruben, dem „gestörten Urinierer”, allemal. Das öffentliche Pinkeln stellt ihn regelmäßig vor eine Herausforderung.

Seine schüchterne Blase ist auch eine Metapher für seine Teilnahmslosigkeit bei schwierigen Themen wie Klimawandel und Genderdebatten, aus denen er sich gerne raushält.

Ob auf der Toilette oder bei kniffligen Situationen, für Ruben gilt: Bloß nicht auffallen!

Düsseldorf: Marius Harrer kündigt Job und wird Autor

„Ich hatte immer den Traum vom Pfeife rauchenden Schriftsteller, der im Abendlicht einen Whiskey trinkt”, erklärt Harrer seinen Plan Autor zu werden.

Also kündigt er kurzerhand seinen Job als Unternehmensberater und widmet sich ganz seinem neuen Buch – Thema unbekannt.

Ein Zeitungsartikel über Paruresis bringt ihn dann auf die Idee. Er fragt sich: „Was macht jemand, der unter der Krankheit leidet und dann kommen zwei andere in die Toilette?” Achtung Spoiler-Alarm: „Abbruch im Mittelstrahl.”

Düsseldorfer Autor Marius Harrer gründet eigenen Verlag

Mit einem gut strukturierten Leitfaden aus bunten Post-its und einem Ziel von 1000 Seiten pro Tag lässt Marius seiner Kreativität freien Lauf. Und während es auch bei Ruben langsam anfängt wohlig zu plätschern, erschafft der Autor seine Charaktere.

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Vier Monate später hat er die erste Rohfassung fertig und sieht sich plötzlich mit ganz neuen Problemen konfrontiert.

„Bis ein Buch von einem Verlag abgenommen wird, vergehen schon mal sechs Monate. Das dauerte mir alles zu lange, denn ich wollte loslegen”, erzählt Harrer.

„Das schüchterne Organ” – Düsseldorfer Autor spricht über Pipi-Probleme

Kurzerhand gründet er einen Verlag und lernt, wie man sich eine eigene Website baut. Sein langfristiges Ziel: Der „Seemannsgarn-Verlag” soll in Zukunft auch anderen Autoren den Traum vom eigenen Buch schneller ermöglichen.

Vom Verlag bis zum Versand macht Harrer alles in Eigenregie. Die harte Arbeit zahlt sich aus: „Es macht unglaublich viel Spaß und die Resonanzen sind super”, erzählt er freudig.

Auch bei Freunden und Familie kommt das Pipi-Buch super an – das Gefühl vom nicht können, wenn man muss scheint nicht nur Ruben zu beschäftigen...