Qualitätsoffensive gescheitert?Düsseldorfer Rheinbahn ist so schlecht wie noch nie

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Die Uhr nach der Rheinbahn stellen – das sollte man wohl lieber lassen, denn pünktlich kommt die selten.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Kaum mehr als ein Jahr ist es her, da herrschte bei der Rheinbahn echte Aufbruchstimmung: Nach dem unrühmlichen Abgang von Vorstandschef Michael Clausecker versprach der neue Vorstand im April 2019 eine „Qualitätsoffensive“.

Was ist daraus geworden? Ein Windei, ein klassischer Schuss in den Ofen!

Rheinbahn: Vorstände hatten mehr Pünktlichkeit versprochen

Das Vorstandstrio Klaus Klar, Michael Richarz und Sylvia Lier kündigte damals am, alles besser zu machen, und zwar „zügig im Jahr 2019“.

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Nun gut, zumindest die weibliche „Vorständin“ ist sowieso schon Geschichte, musste nach einer „Dienstwagen-Affäre“ gehen. Aber ihre beiden Kollegen sind noch da und müssen sich an den Versprechen von vor einem Jahr messen lassen.

Rheinbahn: Das ist aus den Qualitäts-Versprechen geworden

  • „Mehr Sauberkeit“ hatte der Vorstand versprochen. So recht bemerkbar haben das die Kunden bis heute nicht. Und auf den Corona-Notstand kann die Rheinbahn das nicht schieben – der kam erst 2020.
  • Zweites Versprechen: eine „kürzere Taktung“. Die Wahrheit ist: Nennenswert hat sich daran nichts verbessert. Konkret war ein 7,5-Minuten-Takt auf den wichtigsten Strecken angekündigt worden. Nimmt man beispielsweise die (ohne Zweifel wichtige) Strecke der K-Bahn (U 76) nach Krefeld, ist dort immer noch der 20-, oft auch 30-Minuten-Takt Realität.
  • Und dann das Wichtigste, auf das alle treuen Rheinbahn-Kunden gewartet haben: eine „Verbesserung der Pünktlichkeit“. Hier ist nichts besser geworden, im Gegenteil: In seinem eigenen „Pünktlichkeitsbericht 2019“ muss der Vorstand zerknirscht einräumen: „In Summe können die Werte im Durchschnitt nicht zufriedenstellen, sie erreichen nur in wenigen Monaten ein Niveau, welches wir uns selbst als Ziel gesteckt haben.“

Rheinbahn: Hier lief es mit der Pünktlichkeit 2019 besonders schlecht

Die WZ hat den Pünktlichkeits-Report mal ausführlich analysiert und die Monatswerte (nur die gibt die Rheinbahn an) auf das ganze Jahr 2019 hochgerechnet – mit dem Ergebnis, dass die Busse und Bahnen 2019 sogar noch unpünktlicher geworden sind als 2018.

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Übrigens: „Pünktlich“ bedeutet konkret, nicht mehr als eine Minute zu früh oder drei Minuten verspätet. Was die Monate betrifft, ist demnach der November der schlechteste Monat, der August der beste.

Und welche Linien sind besonders unpünktlich? Bei den Stadtbahnen war es 2019 die U 79, bei den Straßenbahnen die 708 und bei den Bussen die Linien 754 und 752. Ebenfalls oft verspätet war zudem die Linie 707 wegen der Dauerbaustellen an der Ulmenstraße und Kalkumer Straße.

Fazit: Versprochen hat der Vorstand indirekt die beste Rheinbahn aller Zeiten. In Wahrheit war sie wohl nie so schlecht wie heute …

Kommentar zu Rheinbahn-Verspätungen: EXPRESS-Autor hat eine klare Meinung dazu

Um noch einmal zu wiederholen, was ich dem Rheinbahn-Vorstand mehrfach gesagt habe: Ich bin ein Fan der Rheinbahn! Aber was man besonders mag, das schaut man sich auch besonders kritisch an.

Und wenn ich das tue aus dem täglichen Erleben, aber auch mit Blick auf die jetzt herausgegebenen Pünktlichkeits-Zahlen, dann kann ich an „meiner“ Rheinbahn eher verzweifeln.

Die Chancen waren doch nie so groß wie 2019: Durch die Umweltspuren wollte die Stadt Düsseldorfs Autofahrer doch geradezu in Busse und Bahnen zwingen. Aber genau diese Chance hat das Nahverkehrsunternehmen gnadenlos vergeigt: Wie sollen Autofahrer umsteigen, wenn auch das Stehen im Stau nicht länger dauert auf das Warten auf den Bus oder die Bahn … wenn sie denn kommen?

Und 2020? Was bringt uns dieses Jahr? Wenn die „Qualitätsoffensive“ wieder nicht funktioniert, höre ich schon die Ausrede: „Ja, es war aber doch Corona!“ Und dann werden wir Kunden den Vorstand daran erinnern müssen, welches Ergebnis er für 2019 einräumen musste. In dem Jahr gab es keine Pandemie. Und genau das werden wir in einem Jahr nicht vergessen haben. Versprochen!