Neue Corona-VerordnungDüsseldorfer Tagesmutter: „Man fühlt sich im Stich gelassen“

Tagesmütter in der Corona-Krise

Durch die neuen Corona-Verordnungen können auch Kinder von Eltern, aus vorher nicht system relevanten Berufsgruppen, in einer Notbetreuung abgegeben werden. (Symbolbild)

Düsseldorf – Die neue Corona-Betreuungsverordnung der Landesregierung NRW sieht vor, dass die Liste der systemrelevanten Berufsgruppen erweitert wird.

Damit steigt auch das Infektionsrisiko für Tagesmütter- und Väter. Die Kosten für Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe müssen die Betreuer selbst tragen.

Corona-Verordnung trifft Tagesmütter- und Väter in Düsseldorf hart

„Was ist, wenn wir krank werden und ausfallen und uns nicht mehr um die Kinder von Ärzten, Krankenschwestern und Pflegekräften kümmern können?“ Diese Frage beschäftigt aktuell nicht nur Jasmin Schneider (Name von der Redaktion geändert) aus Düsseldorf, sondern auch viele andere Tagesmütter- und Väter in Düsseldorf.

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Corona-Notbetreuung wird ausgeweitet

„Durch die neuen Verordnungen können zukünftig auch Rechtsanwälte und Einzelhandelskräfte ihre Kinder bei mir in der Notbetreuung abgeben“, erzählt die 38-Jährige, die selbst Mutter von drei Kindern ist.

Für sie kommen die Lockerungen zu früh. „Man fühlt sich mit der Situation im Stich gelassen.“

Düsseldorfer Tagesmutter in Sorge um eigene Familie

Als Tagesmutter betreut sie ihre Schützlinge in ihrer eigenen Wohnung.

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Obwohl sie verstärkt auf die Hygienemaßnahmen achtet, sorgt sie sich vor allem um ihre eigene Familie und sagt: „Wegen Corona sind mein Mann und meine Kinder jetzt auch permanent im Haus. Ich habe Angst, dass sie sich an einem fremden Kind anstecken könnten.“

Hygienemaßnahmen für Notbetreuung müssen selbst getragen werden

Aktuell hat sie bereits ein Kind in der Notbetreuung, in einer Woche soll ein weiteres dazu kommen. Um das Infektionsrisiko zu verkleinern, trägt sie bei ihrer Arbeit Handschuhe und einen Mundschutz.

„Das ist der einzige Schutz, den ich habe. Die Abstandsregelung kann ich als Tagesmutter einfach nicht einhalten. Selbst wenn die Eltern bei der Abgabe im Türrahmen stehen bleiben sitzt trotzdem den ganzen Tag über ein fremdes Kind auf meinem Schoß“, erzählt sie besorgt.

Corona-Abstand wahren, bei Tagesmüttern unmöglich

Hinzu kommt, dass sie Kleinkinder unter drei Jahren betreut, „die stecken alles in den Mund und eigenständiges Händewaschen muss man ihnen erst noch beibringen.“ Auch wenn sie selbst eine Maske trägt, den Kindern kann sie nur schwer eine aufziehen.

„Viele Kinder lernen auch gerade erst, wie man mit Besteck umgeht. Die stochern dann auch schon mal mit der angesabberten Gabel im Essen eines anderen rum.” Auch beim Wickeln sind die 1,50 Meter Sicherheitsabstand unmöglich einzuhalten.

Angst vor leichtfertigem Handeln nach Corona-Verordnung

Ihre größte Sorge ist, dass Eltern leichtfertig handeln könnten und ihre Kinder womöglich zum „Urlaub machen“ in eine Notbetreuung schicken.

„Es sollte bei einer Notbetreuung bleiben und keine Bequemlichkeits-Betreuung daraus werden”, sagt die Düsseldorferin.

Düsseldorfer Tagesmutter will Eltern in Corona-Krise entlasten

Tessa Gierscher (52) ist in einer ganz anderen Situation. Ihr Mann Peter (55) und sie leiten eine Kindertagesbetreuung in Düsseldorf Unterbach, sie sagt: „Wir wollen wieder anfangen!“

Anders als ihre Kollegin hat sie externe Räume für die Betreuung angemietet und kümmert sich um Kinder aus dem ländlichen Raum, die seit Wochen keinen Kontakt zu anderen Kindern hatten.

Tagesmutter ist auf Corona-Notbetreuung vorbereitet

Auch wenn sie gerne helfen würde, ihre Arbeit ist aktuell noch nicht gefragt.

„Ich möchte die Familien gerne unterstützen, leider habe ich kaum Eltern in systemrelevanten Berufen. Außerdem sind meine Eltern von sich aus alle sehr vernünftig und lassen ihre Kinder lieber zu Hause.“