Neonazi-Anwalt im Düsseldorfer KarnevalCC fordert Rauswurf, Clemens kam dem zuvor

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Der Neonazi-Anwalt Björn Clemens (Mitte) bei einer Veranstaltung des Narrencollegiums in der Wagenbauhalle.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Neonazi-Skandal im Düsseldorfer Karneval - mit allen Zutaten, die man sich für einen solchen Eklat ausmalen könnte: Vorwürfe, Dementis, Drohungen, Forderungen nach einem Rauswurf und am Ende dann der eigene Rücktritt des Betroffenen.

Es geht um die Karnevalsgesellschaft Düsseldorfer Narrencollegium und eines ihrer Mitglieder. Björn Clemens (52) war 2017 dem Verein beigetreten. Was dort offensichtlich niemand wusste: Clemens ist seit Jahrzehnten eine echte Größe in der rechten Szene in Deutschland.

Neonazi-Anwalt: So war er in der rechten Szene aktiv

Schon im Studium trat der Jurist der Burschenschaft von Rheinfranken bei, wurde Mitglied der rechten Republikaner. Und - zumindest das hätte man im Narrenkollegium mitbekommen können - 1999 kandidierte er für die Partei sogar für den Düsseldorfer Stadtrat, verpasste aber den Einzug.

2007 trat er zwar aus der Partei aus, engagierte sich aber als Redner weiter in der Szene, etwa bei der Bürgerbewegung Pro Köln, bei der NPD, der DVU und der Gesellschaft für freie Publizistik, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Neonazi-Anwalt: Er verklagte sogar OB Geisel

Als Rechtsanwalt fuhr er in den selben Fahrwassern, verteidigte beispielsweise 2010 den NPD-Funktionär Udo Pastörs, verklagte auch 2015 OB Thomas Geisel wegen seiner „Licht aus!“-Aktion gegen Dügida – auch das hätten die Narren wissen können.

Und Clemens vertritt derzeit auch einen der Verdächtigen im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU). Lübcke soll von einem Rechtsextremisten erschossen worden sein.

Neonazi-Anwalt: Krisensitzungen bei den Karnevalisten

Nach einer Veröffentlichung der RP am Dienstag zu dem Fall überschlugen sich am Dienstag die Ereignisse: Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) verurteilte die Mitgliedschaft Clemens' im Narrenkollegium scharf.

CC-Präsident Michael Laumen betonte in einer ersten Stellungnahme, dass extremistisches Gedankengut keinen Platz im Düsseldorfer Karneval haben darf. „Wir werden mit dem Narrencollegium umgehend Kontakt aufnehmen und den Vorstand auffordern, das Mitglied Björn Clemens aus dem Verein auszuschließen“, sagte Laumen. Anderenfalls drohten dem Verein weitreichende Konsequenzen bis hin zu einem Ausschluss aus dem CC.

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Laumen: „Wir dürfen es nicht tolerieren, dass Menschen, die nachweislich extremistischen Gruppierungen nahestehen, am Rosenmontagszug auf einem Prunkwagen mitfahren.“

Neonazi-Anwalt: Er kam seinem Rauswurf zuvor

Wenig später meldete sich dann das Narrencollegium selbst zu Wort: Man sei mitten in den Beratungen zu dem Fall gewesen, als den Vorstand die Mitteilung erreicht habe, dass Björn Clemens von sich aus seine Mitgliedschaft beendet habe.

Der Vorsitzende Dennis Vobis betonte aber auch: „Die Beurteilung des Vorstands, Björn Clemens habe sich an alle Regeln gehalten, bleibt dabei bestehen. Björn Clemens hat auf keiner Veranstaltung des Narrencollegiums je über Politik gesprochen, weder in kleineren Runden noch auf der Bühne. Von dem Gedankengut, das Björn Clemens allerdings auf privaten Veranstaltungen und Kundgebungen hat verlauten lassen, distanzieren wir uns deutlich.“

Clemens selbst erklärte, er solle offenbar durch eine „infame Rufmordkampagne“ beschädigt werden.