Düsseldorfer Bäderchef entmachtet„Mit Personalführung und Kommunikation überfordert“

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Der Düsseldorfers Bäderchef Roland Kettler: Nach der Sondersitzung des Aufsichtsrates hagelte es Kritik.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Düsseldorfs Bäderchef Roland Kettler - rausgeworfen wurde er am Mittwoch nicht ... noch nicht! Aber der Aufsichtsrat hat den Geschäftsführer der Düsseldorfer Bädergesellschaft quasi entmachtet.

Kettler soll - wie OB Thomas Geisel bestätigt - ein zweiter Geschäftsführer zur Seite gestellt werden, der sich um die Bereiche Sicherheit und Kommunikation kümmern soll. „Der Aufsichtsrat hat die Bitte an uns herangetragen, einen solchen Geschäftsführer zu finden“, sagt der OB. „Und wir wollen dieser Bitte auch so schnell wie möglich entsprechen.“

Abgang auf Raten für Düsseldorfer Bäderchef?

Und: Der OB lässt ausdrücklich offen, ob es am Ende dieses Prozesses einen oder zwei Bäder-Geschäftsführer geben wird. Der Aufsichtsrats-Kompromiss könnte also auch einen Kettler-Abschied auf Raten bedeuten.

Einer, der dabei war in der Sondersitzung, ist der grüne Bürgermeister Wolfgang Scheffler - und der stellt Kettler ein Armutszeugnis aus: „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass er in der Personalführung und in der Kommunikation überfordert ist.“ Wohlgemerkt: Wir sprechen über einen Geschäftsführer mit einem Jahresgehalt von 180.000 Euro!

Gut vier Stunden dauerte die Sondersitzung des Aufsichtsrates zur Rheinbad-Randale. Und das Ergebnis kann man auch so interpretieren: Roland Kettler soll schnellstmöglich eine Art „Aufpasser“ bekommen.

Kritik nur zwischen den Zeilen

Nach der Sitzung hatte Aufsichtsratschef Peter Schwabe noch versucht, den Ball flach zu halten: Die Diskussion sei ergebnisoffen und konstruktiv gewesen, „ohne Streiterei und Reiberei“. Zwischen den Zeilen wird allerdings auch deutlich, wo der Aufsichtsrat die Defizite von Roland Kettler sieht: „Wir haben einen exzellenten Baufachmann und Techniker ...“, sagt Schwabe. Aber eben auch nur das ...

Das waren die Vorwürfe gegen Kettler

Die Kritik an Roland Kettler war in den letzten vier Wochen immer heftiger geworden: Schon die Tatsache, dass Kettlers Vertragsverlängerung an der Stadtspitze vorbei durchgezogen worden war, hatte bei dieser nicht gerade für Hochstimmung gesorgt.

Schärfer wurde die Kritik, als der Bäderchef nach den beiden ersten Randale-Fällen im Rheinbad seinen Urlaub nicht abbrach, um nach Düsseldorf zu kommen - obwohl er doch nur im nahen Holland war.

Und dann wurde es auch für OB Geisel peinlich

Das Fass möglicherweise zum Überlaufen bringt nun der dritte Fall vor gut einer Woche: Die Räumung des Bades - so der Vorwurf - sei völlig überzogen gewesen. Und diese heftige Maßnahme hatte OB Thomas Geisel auch noch zu deutlichen Worten veranlasst (inklusive Formulierungen wie „marodierende Jugendbanden“ und „ausländerrechtliche Konsequenzen“).

Nach Sichtung des Videomaterials aus dem Bad musste Geisel zurückrudern. Und ausgerechnet dieses Video hatte Kettler dann löschen lassen - wegen angeblicher Datenschutz-Bedenken, vor allem aber ohne jeder Rücksprache mit Geisel. Der nennt diese Löschung „unerträglich“.

Düsseldorfs OB Geisel erklärt die Video-Verwirrung

Der OB erklärt im Gespräch mit dem EXPRESS die Widersprüche, die sich auch in seinen eigenen Aussagen aus dem Video ergeben haben: „Als ich nach der dritten Räumung ins Rheinbad gefahren bin, hatte ich eine Erwartungshaltung nach dem, was man mir erzählt hatte. Und ich sah tatsächlich eine Unruhe, die von dunkelhäutigen Jugendlichen ausging.“

Auf dem Heimweg allerdings habe er sich selbst gefragt: „Was habe ich auf den wenigen Videobildern eigentlich gesehen? Neben der angeblichen Randale waren Familien mit Kindern, die seelenruhig gebadet haben ...“ Er habe Stadtdirektor Burkhard Hintzsche angerufen und ihm genau diese Frage gestellt: „Und der antwortete: Wenn Du mich so fragst ...“

Erneute Sichtung des umstrittenen Videos

Genau aus diesem Grunde habe er sich - so Geisel - vor der Pressekonferenz am Montag das Video noch einmal ausführlich angesehen und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Räumung völlig überflüssig gewesen sei. Dann musste er öffentlich zurückrudern - eine Peinlichkeit!

Die Chronologie der Rheinbad-Randale lesen sie hier.