Nach 3. Mieterhöhung in drei JahrenMieter in Angst um ihre Wohnungen

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Die Bewohner des Hauses an der Bunsenstraße 12 wehren sich gegen Mieterhöhungen. Ein Immobilienspekulant ist ihr neuer Eigentümer, wollte mehr Geld.

Düsseldorf – Dieter Kirchholtes lebt seit 76 Jahren in dem Haus an der Bunsenstraße 12. Seine Nachbarin Renate Röder seit 61 Jahren.

Müssen die Rentner im hohen Alter nun ihre Heimstatt verlassen?

Ihr Wohnhaus wurde von einem Immobilienspekulanten gekauft, mit der jüngst angedrohten Erhöhung wären die Mieten dann in nur drei Jahren um 45 Prozent gestiegen.

Dieter Kirchholtes war sechs Jahre alt, als er 1943 in das Haus an der Bunsenstraße in der Friedrichstadt einzog. Im Krieg ausgebombt, kehrte er nach 1945 in das schwer beschädigte Haus zurück. Seine Eltern halfen beim Wiederaufbau. Ein Vierteljahr dauerte es, bis das Mehrfamilienhaus bewohnbar war.

Auch Renate Röder erinnert sich noch an diese Zeiten. „Dieses Haus ist unsere Heimat“, sagt sie. Diese Heimat ist jetzt bedroht. Ein Düsseldorfer Immobilienentwickler hat das Haus im vergangenen Jahr gekauft.

Mieterhöhung jeweils um 15 Prozent

Sofort flatterte eine Mieterhöhung um 15 Prozent in die Briefkästen der Bewohner. Bereits die zweite Erhöhung dieser Art nach 2015 (noch vom Vorbesitzer veranlasst). Nun zahlen die Mieter zwischen 6,80 und 8,80 pro Quadratmeter kalt.

Und vor wenigen Wochen der nächste Brief. „Wieder 15 Prozent Erhöhung“, sagt Oliver Ongaro vom „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“. Er wohnt selbst mit seiner Familie seit 14 Jahren in dem Haus.

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Renate Röder lebt seit 61 Jahren in ihrer Wohnung in dem Haus an der Bunsenstraße. Jetzt hat sie Angst, ihr Zuhause zu verlieren.

„Dieser Investor arbeitet immer nach demselben Schema. Er sucht Häuser mit Investitionsstau. Dann kann er mit recht geringen Investitionen Mieterhöhungen durchsetzen. Das Ziel ist klar: Die Altmieter sollen raus. In Köln ist er 2012 auf eine ganz ähnliche Weise vorgegangen.“

„Wir fürchten, das unsere Haus in Eigentumswohnungen umgewandelt werden soll“, sagt Marlies Kirchholtes.

Dank Ongaro und dem Bündnis wehren sich die Bewohner jetzt doch. „Zuerst hatte ich Angst, wollte keinen Ärger. Doch wenn man sich einig ist, dann ist man stark“, sagt Renate Röder.

Nach Druck Mieterhöhung zurückgezogen

Die Bewohner schalteten den Mieterverein ein, informierten sich über ihre Rechte. „Mit diesem Beispiel wollen wir Betroffenen in anderen Häusern Mut machen, sich auch zur Wehr zu setzen. Denn das passiert fast nie“, sagt Ongaro.

Gestern kam dann ein Brief mit überraschendem Inhalt bei den Mietern an.

„Wir haben die Mieterhöhung zurückgezogen. Das war ein Versehen des Verwalters. Wir halten uns an das geltende Mietrecht. An einer Luxussanierung haben wir kein Interesse“, erklärte Jonas Roeben, ein Vertreter des Eigentümers, gegenüber dem EXPRESS. Er will damit dem Vorwurf der Spekulation entgegen treten.