LKA zerschlägt DrogenschmugglerringDealer-Boss (63) war offiziell Hartz IV-Empfänger

5F9936002FD317AA

Shoichi Sudo, Head International Intelligence Office, japanischer Zoll, Mika Sakurai, Commissioner Director Drugs and Firearms Investigation, japanische Polizei, Hilal Tanrisever, Staatsanwältin aus Düsseldorf, Frank Hoever, Direktor Landeskriminalamt NRW, Oliver Huth, Leiter der Ermittlungsgruppe im Landeskriminalamt und Andrea Humphrys, Senior Police Liasion Officer der australischen Bundespolizei, beantworten Fragen von Journalisten. Ermittler haben einen internationalen Drogenring zerschlagen, bei dem die Kuriere überwiegend aus Nordrhein-Westfalen stammen.

Düsseldorf – Simultandolmetscher kennt man sonst vom Eurovision Song Contest oder aus der UNO. Gestern jedoch wurden sie im Landeskriminalamt an der Völklinger Straße benötigt.

Das LKA hatte zu der wohl internationalsten Pressekonferenz seiner Geschichte geladen. Polizisten aus Japan und Australien stellten sich den Fragen der deutschen Journalisten.

Sie berichteten zu dem außergewöhnlichen Fall eines 63-jährigen Sozialhilfeempfängers aus Düsseldorf, der einen weltweit operierenden Drogenschmugglerring angeführt haben soll. Mit Kontakten bis hin zur japanischen Mafia, den „Yakuza“!

Kuriere führten Ermittler zum Boss

Aufgeflogen ist die Bande jetzt durch mehrere ihrer Kuriere. Fünf davon wurden bei der Einreise in Australien vom Zoll erwischt.

In ihren präparierten Rollkoffern fanden die Ermittler Down Under jeweils ein bis zwei Kilo Kokain. Ein weiterer Kurier wurde in Japan gefasst.

„Den Schmugglern drohen nun nach australischem Recht bis zu 25 Jahre Haft“, erklärte die australische Bundespolizistin Andrea Humphreys gestern.

Weil alle diese Kuriere aus Nordrhein-Westfalen stammten (u.a. aus Düsseldorf, Köln und dem Kreis Neuss) wurde das Landeskriminalamt eingeschaltet.

Boss wohnte auf 50 Quadratmetern

Drogenfahnder Oliver Huth übernahm mit seinem Team die Ermittlungen, die sie letztlich auf die Spur eines 63-jährigen Deutsch-Iraners führten, der ein augenscheinlich einfaches Leben als Hartz IV-Empfänger in einer bescheidenen 50 Quadratmeter-Wohnung hinter dem Hauptbahnhof führte.

Einst als angeblicher politisch Verfolgter aus dem Iran nach Deutschland gekommen, hat der Mann mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft.

Bei der Überprüfung des Mannes fiel auf, dass er in der Vergangenheit bereits einmal wegen des Schmuggels von 260 Kilogramm Rohopium acht Jahre hinter Gittern saß.

Hartz IV-Empfänger hatte Konten im Iran

Und dass er diverse Reisen in den Iran unternommen hatte und bei dortigen Banken Konten unterhielt. Das passte natürlich nicht zu seinem offiziellen Status als Leistungsempfänger.

Er soll die Im- und Exportfirma seines Sohnes als Vehikel für die Drogengeschäfte genutzt haben. Mit allen Mitteln: Im Januar wurde in Australien ein Industrieofen entdeckt, dessen Wärmedämmung durch Kokainplatten ersetzt worden war.

Absender: Die Scheinfirma des Sohnes des 63-Jährigen. Der einzige Angestellte: Ein verurteilter Anlagebetrüger, der nichts anderes zu tun hatte, als den ganzen Tag aus dem Fenster zu gucken.

Der Mann und seine Komplizen sollen in den letzten Jahren über fünf Millionen Euro mit dem Schmuggel von Kokain, Opium und Chrystal Meth nach Japan, Australien und die USA verdient haben.

71 Kilo Drogen sichergestellt

Bei Razzien im März wurden 71 Kilo Drogen und 400 000 Euro entdeckt. Gegen 40 Beteiligte wurde ermittelt.

Die Drogenkuriere sind dabei die ärmsten Schweine. Sie wurden in Diskotheken angesprochen. Die Gangster suchten sich dabei gezielt Menschen in finanziellen Problemen aus. Gelockt wurden sie mit Gratis-Reisen nach Australien, Japan und die USA. Man erzählte ihnen, dass sie Schwarzgeld schmuggeln würden.

Neben den Kurieren nutzte die Bande aber auch Postpakete. Die Drogen waren dann in Plüschtieren oder Kinderkleidung versteckt.

(exfo)