Mord ohne LeicheKrefeld: Freund der Vermissten verhaftet - er filmte die tote Anna

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So haben Angehörige und Freunde Anna in Erinnerung. So sah sie als, als sie am 23. Juni 2019 verschwand.

Krefeld/Gelsenkirchen – Wochenlange EXPRESS-Recherchen führten immer wieder nach Krefeld zum Freund der seit dem 23. Juni vermissten Anna S. (35) aus Gelsenkirchen. Am Mittwoch verkündete der Untersuchungsrichter gegen Michael Sch. einen Haftbefehl wegen Mordverdachts. Ein Verbrechen, bei dem die Tote fehlt – ein Mord ohne Leiche!

Vermisste Anna: Tatverdächtiger verhaftet

Bei dem 46-Jährigen waren „Datenträger“ mit Videomaterial gefunden worden.  Es soll die Tote zeigen, die von den Ermittlern eindeutig als die vermisste Anna identifiziert wurde. Es soll auch keine Zweifel geben, dass Anna auf den Bildern tot war.

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Was kann einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen, sein totes  Opfer entwürdigend  zu filmen oder zu fotografieren? Ist der Verdächtige, der auch wegen Totschlags vorbestraft sein soll, krank? Wo hat er die Leiche  versteckt?

Staatsanwältin  Dr. Sonja Hüppe zum EXPRESS: „Wir  machen keine weiteren Angaben. Die Ermittlungen laufen noch.“ Die Kinderpflegerin Anna war in Gelsenkirchen sehr beliebt, stets freundlich, hilfsbereit, bescheiden, aber auch  vertrauensselig. Sie wollte sich  mehrfach von dem Krefelder trennen,  schaffte es nicht. Er stellte ihr nach, bedrängte und beobachtete sie, soll auch im September 2018 ihre Wohnung in Brand gesetzt haben.

EXPRESS hat eine Dokumentation über die Lügen- und Verwirrspiele des extrem eifersüchtigen 46-Jährigen, der nichts unterließ, Anna  zu täuschen und zu drohen. Mal mit Selbstmord, mal  mit einer  gestorbenen Mutter, mal mit einem gefälschten  Scheck über 754 000 Euro, mal mit einer erfundenen reichen Tante.

Alle warnten Anna vor ihm, die Schwester, der Schwager, die Eltern. Doch Anna hörte erst zu, als es zu spät war. Da verschwand sie spurlos.

Fall Anna: Mysteriöser Scheck aufgetaucht

Mit diesem gefälschten Scheck wollte Sch. die Anna beeindrucken, doch bevor sie erfuhr, dass er falsch war, war sie vermisst.

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Dass sie vermisst war,  schlimm genug, da konnte man noch hoffen,  aber zu wissen, dass sie nicht mehr lebt, ist noch grausamer.  Was für die Angehörigen aber noch schlimmer ist: Sie können keinen Abschied nehmen. Ihre Leiche ist  verschwunden. Anna wurde nur 35 Jahre alt. Und sie hatte noch so viel vor...

Arbeit der Polizei trotz Erfolg im Zwielicht

EXPRESS beobachtete die Ermittlertätigkeit der Gelsenkirchener Polizei.  Sie hat den Fall zwar mit der Essener Staatsanwaltschaft einer möglichen Klärung zugeführt, aber es war eine mit erheblichen Lücken und Zeitverzögerungen. So wurden beispeilsweise nach der schweren Brandstiftung in der Wohnung von Anna S. erst ein Jahr später zielführende Ermittlungen durchgeführt, die sofort nach dem Brand hätten erfolgen müssen.

Oder der Wagen des Tatverdächtigen., der nicht auf ihn zugelassen und mit dem er ständig unterwegs war, auch zu beiden Tatzeiten im September 2018 und Juni 2019  wurde erst vier Monate später Ende Oktober 2019 versteckt in einer Garage in Krefeld gefunden.

Tatfahrzeug frei zugänglich für Fremde

Erst vor wenigen Wochen wurde der schwarze BMW, der als Tatauto infrage kommt, auf Spuren und Navigations-Speicherungen untersucht. Dabei war das Auto frei zugänglich für Jedermann auf dem Hof eines Krefelder Vertragshändlers.

Spurensuche und Beweissicherung sieht kriminalistisch eigentlich etwas anders aus. Ein Mitarbeiter der Firma gab Auskunft: "Das Auto hier hat mit einem Verbrechen zu tun. Es kommt von der Vereinsstraße." Das Navigationsgerät war ausgebaut.

Und am 23. Juni 2019 soll sich die Polizei in Gelsenkirchen sogar geweigert haben, von Angehörigen eine Vermisstenanzeige anzunehmen. Schon zu diesem Zeitpunkt wusste die Polizei nachweislich EXPRESS vorliegender Anwalts-Dokumente, um wen es sich bei Michael Sch. handelt, dass er schon mehrfach polizeilich aufgefallen war. Erst eine Freundin von Anna schaffte es anderntags in Bottrop, Anzeige zu erstatten.

Hätte Anna gerettet werden können?

Bleibt bei Allem die Frage: Wann starb Anna S.?  Wo war sie ab dem 23. Juni 2019? Hätte sie noch gerettet werden können?