Düsseldorfer Kö-GrabenMurat rettete die Insassen (79/82) aus sinkendem Auto

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Murat Alkan ist einer der Retter, denen es gelang, nach dem Absturz eines Autos in den Kö-Graben dessen Insassen aus dem Fahrzeug zu holen.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Bei der Frage, ob er denn ein Held sei, wehrt Murat Alkan (46) entschieden ab: „Ich will nicht als Held dastehen. Was ich gemacht habe, erwarte ich eigentlich auch von anderen“, sagt er leise, „Menschlichkeit, Zivilcourage.“

Videos zeigen, was er am Vortag auf der Düsseldorfer Königsallee vor den Augen Hunderter Schaulustiger mit einem weiteren Helfer vollbracht hat: Nachdem ein Auto in den Kö-Graben gestürzt war, rettete er zwei Senioren aus dem sinkenden Wagen.

Nach dem Kö-Graben-Absturz: Retter stürzte sich ins Wasser

„Ich habe einen Knall gehört und dann das Auto im Wasser versinken sehen – und zwei Köpfe darin“, berichtet er.

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Alkan, der auf der Kö für einen Sicherheitsdienst arbeitet, zögert nicht und stürzt sich sofort ins Wasser: „Manchmal muss man denken und dann handeln, manchmal muss man handeln ohne zu denken“, sagt er. „Ich hatte Angst, dass da ein Kind im Auto drin ist.“

Der Retter vom Kö-Graben: So schwer war seine Heldentat

Wie kalt das Wasser war, habe er wegen des Adrenalins zuerst gar nicht gemerkt. „Hinterher merkt man das dann schon.“ Zum Glück habe ihm die Polizei mit trockener Kleidung ausgeholfen.

Leicht sei die Rettungsaktion nicht gewesen: „Da war ein ganz schöner Sog. Zuerst ging die Tür nicht auf, dann ging der Gurt nicht auf – und der ältere Herr im Wagen stand unter Schock. Er ist wohl auch gehbehindert“, erzählt Alkan.

Rettung aus dem Kö-Graben: Insassen so gut wie unverletzt

Aufnahmen von Passanten zeigen, wie er und ein weiterer Passant als Lebensretter schließlich doch die Beifahrertür öffnen können und dem älteren Ehepaar (sie 79, er 82) entschlossen unter die Arme greifen. Sie holen die Senioren aus dem Auto und ziehen sie an Land. „Ich freue mich, dass sie nicht verletzt sind – nur etwas unterkühlt“, sagt Alkan.

Gymnasiast Philip Roth (13) wurde Augenzeuge der Rettungsaktion: „Die hätten das aus eigener Kraft nicht geschafft. Die Helfer haben sie die Böschung hochgezogen. Das Ehepaar wirkte ziemlich verstört, war erstmal ganz still und hat gar nichts gesagt.“

Absturz in den Kö-Graben: Es passierte beim Einparken

Das Malheur sei beim Einparken passiert, berichtet ein Polizeisprecher. Der Wagen durchbrach das eiserne Geländer, touchierte einen Fußgänger, der ebenfalls ins Wasser fiel und begann in dem Wassergraben in der Mitte der Nobel-Einkaufsmeile sofort zu sinken.

Fünf Menschen waren bei dem Unfall leicht verletzt worden. Die Feuerwehr konnte den Wagen am Dienstagabend mit einem Kran aus dem Wasser bergen. Die Fahrspuren und das zerstörte Geländer waren am Mittwoch zu besichtigen.

Eingebüßt hat der Solinger Alkan bei der Aktion allerdings sein Handy: „Das hatte ich noch in der Tasche. Aber das ist nicht schlimm, das kann man ersetzen.“

Rettung aus dem Kö-Graben: Polizei dankte den Ersthelfern

Nach der spektakulären Rettungsaktion bedankte sich die Düsseldorfer Polizei auf ihrer Facebook-Seite mit bewegenden Worten bei den Rettern: „Nur dem beherzten Eingreifen von unbeteiligten Passanten, die ohne zu zögern in den Wassergraben sprangen, ist es zu verdanken, dass die Fahrzeuginsassen überlebt haben. Unser Dank gilt allen, die sich an den Rettungsmaßnahmen beteiligt haben.“

Kö-Graben-Absturz: Das passierte am Dienstagabend

Es war ein gewaltiger Knall, der am Dienstag kurz vor 16 Uhr über die Düsseldorfer Nobelmeile Königsallee schallte: Ein Auto hatte das schwere Stahlgeländer durchbrochen und war ins Wasser des Kö-Grabens gerast.

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Deutlich ist zu erkennen, wo das Auto das Geländer des Kö-Grabens durchbrochen hat und über die Böschung ins Wasser gerast ist.

Ein Auto im Wasser – das bedeutete höchste Alarmstufe vor allem für die Retter: Schnell waren starke Einsatzkräfte der Feuerwehr und die Polizei vor Ort – und konnten zunächst einmal durchatmen: Die beiden Insassen waren bereits gerettet.

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Das Einzige, was die Ärzte bei den Insassen des Fahrzeuges, ihrem Retter und einem weiteren Passanten, der sich als Helfer ins Wasser gestürzt hatte, feststellen konnten, waren leichte Unterkühlungen.

Wie es zu dem Unfall kam: Offenbar hat die Seniorin mit ihrem Fahrzeug (es handelt sich um einen Golf) einparken wollen und dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen Vollgas gegeben.

Das Auto muss einen gewaltigen Satz gemacht haben, denn das Auto schoss nicht nur den Bordstein hoch, sondern durchbrach auch das massive Geländer des Kö-Grabens und bog es komplett zur Seite, bevor es ins Wasser stürzte.

Dort schwamm es zunächst einige Minuten in Richtung Graben-Mitte, bis es unterging und fast komplett versank – Zeit genug für die Retter, die Insassen zu bergen.

Kö-Graben-Absturz: So wurde das Auto der Senioren geborgen

Die Feuerwehr ließ Taucher anrücken, die sich dem Fahrzeug im Wasser vorsichtig näherten. Als diese die Türen öffneten, schwamm auch ein Kindersitz an der Wasseroberfläche – wahrscheinlich für das Enkelkind des Rentnerpaares, das glücklicherweise nicht an Bord war.

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Nach dem Absturz in den Kö-Graben: Rund zwei Stunden dauerte es, bis das Auto geborgen werden konnte.

Sehr zügig rückte dann ein Kran an, um das Auto aus den „Fluten“ des Kö-Grabens zu bergen. Das gelang ebenfalls ziemlich unproblematisch – kurz vor 18 Uhr schwebte der Golf im Licht der festlichen Weihnachtsbeleuchtung der Königsallee wieder zurück aufs Trockene. (mik, dpa)