Gras-Prozess in KrefeldZahnarzt flog mit Cannabis-Plantage in seiner Wohnung auf

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Ein Zahnarzt aus Nettetal und seine Frau müssen sich in Krefeld vor Gericht verantworten, weil ein Mieter in ihrer Wohnung eine Cannabis-Plantage betrieb.

von Jonas Meister (meis)

Krefeld – Mit Betäubung kennt er sich bestimmt aus, aber es ist nicht anzunehmen, dass ein Zahnarzt aus Nettetal seinen Patienten vor einer Wurzelbehandlung Joints andrehte. Warum muss sich der 51-Jährige sich jetzt zusammen mit seiner Frau also in Krefeld vor Gericht verantworten?

Die Antwort: Er soll in seiner Wohnung eine Cannabis-Plantage betrieben haben. Hier stellte die Polizei nämlich vor fünf Jahren über 1300 Pflanzen sicher.

Mieter des Zahnarztes wurde zu fünf Jahren Knast verurteilt

Im Januar 2014 durchsuchten Ermittler ein Haus in Hinsbeck und stießen dabei auf die Plantage, die nach der Ernte über 50 Kilo feinstes Marihuana abgeworfen hätte. Dabei lief den Beamten auch ein Mieter in die Hände, der gerade dabei war zu flüchten. Der 34-Jährige entpuppte sich als Mieter der Wohnung, die dem Zahnarzt gehörte.

In einem ersten Prozess war der Mann als Betreiber der Plantage zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Problem für den Vermieter und seine Frau: Vor Gericht wurden sie dabei schwer belastet. Und deshalb ist das Paar jetzt eben wegen Drogenhandels und -anbaus vor dem Amtsgericht angeklagt.

Die Anwältin des Arztes hält ihren Mandanten für unschuldig. Am Rande des Prozesses sagte „dpa“, dass die Anklage auf einem Racheakt des Mieters fuße.

Im Gras-Prozess sollen bis zu neun Zeugen aussagen

Aus ihrer Sicht lief das Ganze komplett anders ab. So habe der Zahnarzt Verdacht geschöpft, dass in seiner vermieteten Wohnung illegale Dinge passieren und deshalb zur Ermittlung einen Privatdetektiv beauftragt. Der Detektiv habe die Plantage in der Wohnung in schließlich Nettetal entdeckt und, mit dem Einverständnis seines Auftraggebers, einem Polizisten von dem Fund berichtet.

Überzeugen konnte das die Staatsanwaltschaft nicht, die das Ehepaar jetzt schließlich vor Gericht brachte. Hier schwiegen sie beharrlich zu den Vorwürfen, wie ein Gerichtssprecher am Montag auf EXPRESS-Anfrage erklärte. Für den Prozess sind bis Mitte Juni noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt, an denen bis zu neun Zeugen gehört werden könnten.