Es gibt noch echte OriginaleDüsseldorfer Eckkneipen sterben - aber nicht überall

Kneipen

Im „Wellnetz“ in Oberbilk läuft es ordentlich. Seit TV-Koch Frank Rosin hier vor fünf Jahren den großen Löffel genommen und einmal ordentlich durchgerührt hat, können sich Inhaber Jörg Wellnetz und seine Barfrau Eva nicht über ausbleibenden Besuch beschweren. Um ihn herum wurde es allerdings immer leerer.

Düsseldorf – Düsseldorf Nach der Arbeit zum Stammtisch in der guten, alten Eckkneipe und dort über Gott und die Welt reden. Oft gibt es das in dieser Stadt nicht mehr.

Kürzlich machte eine Zahl die Runde, die aufhorchen ließ. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatte darauf aufmerksam gemacht, dass das Kneipensterben unaufhörlich auch in Düsseldorf voranschreitet.

Demnach hat sich in den vergangenen zwölf Jahren jede neunte Kneipe im Rheinland verabschiedet. In Zahlen: Waren es 2007 nach rund 28 000 Betriebe zwischen Rhein und Ruhr, sind es heute noch rund 24 900 – ein Minus von elf Prozent, Tendenz sinkend.

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In Düsseldorf stagniert das Kneipensterben

Allerdings hält Düsseldorf trotz prominenter Beispiele (zuletzt musste das „Fortuna-Eck“ in Flinger nach fast 50 Jahren schließen) wacker dagegen. Hier gab es 2007 exakt 1152 Kneipen, Eisdielen oder Gaststätten. Vor zwei Jahren waren es noch immerhin 1129 – ein kaum spürbares Minus.

Und es gibt sie noch, die echten Treffpunkte. In Oberbilk zum Beispiel. Dort treffen sich viele Stammgäste im „Wellnetz“. Chef Jörg Wellnetz schwärmt noch heute von seinem „Retter“: Promi-Koch Frank Rosin krempelte die Kneipe vor fünf Jahren um.

„Seitdem läuft es hier gut. Wir haben ein treues Stammpublikum, aber auch einige Konzertbesucher der »Mitsubishi Electric Halle« kommen hier her“, freut er sich.

Auch die Kult-Rockkneipe „Die Blende“ an der Friedrichstraße floriert. Seit 45 Jahren gibt es den Laden. Hier kommen ältere Menschen hin, aber auch Studenten, die Karten oder eine Runde Billard oder Darts spielen wollen.

Nette Gäste, entspannte Atmosphäre - das ist Kneipe!

Die Wirtin, die EXPRESS an diesem Tag antrifft, macht ihr Job großen Spaß: „Die Stimmung ist immer gut, die Gäste nett – das macht das Arbeiten leichter.“

Für sie, die eigentlich aus der Restaurant-Branche kommt, ein Traumjob.

Das sehen allerdings nicht alle so: „Nachts und am Wochenende hinterm Tresen zu stehen, das wollen viele nicht mehr. Deshalb hat die Branche schon heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, sagt Zayde Torun vom NGG Düsseldorf.

Und dennoch: Ein Hoch auf die Eckkneipe.