Düsseldorfs Kultmetzger im GesprächPeter Inhoven: „Vegetarisch ist mir Wurst“

Peter Inhoven vor dem alten Wahlspruch seiner Metzgerei in Wersten.

Peter Inhoven vor dem alten Wahlspruch seiner Metzgerei in Wersten.

Düsseldorf – Kultmetzger hört er gar nicht so gern. Ist er aber. Metzgermeister Peter Inhoven aus Wersten, rheinisches Original, Rockstar unter den Metzgern, Pferdeschwanz, Yves-St.-Laurent-Brille. Dicke Ringe, Stewart-Jacke mit goldenen Litzen.

Einer, der seine ungewöhnlichen Wurstkreationen bundesweit auf Rockfestivals, bei Straßenfesten und großen Food-Events präsentiert. Und einer mit einer Botschaft: Was fürs Fleisch tun. Und das bitte nicht „janz so ernst“ .

Herr Inhoven, wen möchten Sie zurzeit am liebsten mal durch den Fleischwolf drehen?

Die ganzen Schwachköpfe, die gegen die Flüchtlinge pesten und deren Heime anstecken. Aber ich weiß gar nicht, was ich danach mit dem Hackfleisch machen sollte.

Wie bekloppt muss man eigentlich sein, um als Metzger in einer weißen Jacke mit goldenen Litzen hinterm Tresen zu stehen?

Positiv bekloppt mit Hang zu Selbstironie. Das sind Steward-Jacken wie Sasha Hehn sie im Traumschiff getragen hat. Ich wollte unseren Beruf entkrampfen. Weg vom blutigen Metzgerimage.

„Wurstcircus“ nennen sie ihre Show, mit der sie quer durch Deutschland unterwegs sind, manchmal vor 5000 Menschen live wursten und braten. Warum bleiben sie nicht zu Hause?

Weil ich der ganzen Welt zeigen will, wie toll unser Beruf und unsere Produkte sind. Die ganzen Fernsehköche haben mich dazu inspiriert. Super, wie die ihr Handwerk präsentieren. Alle fahren darauf ab. Jetzt präsentiere ich mal mein Handwerk.

Sie packen Zitronengras, Koriander, Sojasoße, Ingwer oder Rote Beete in ihre Würste, nennen sie „Politbüro“ oder „Transsylvanische“ - warum?

Weil hinter jeder Bratwurst eine Geschichte steht. Beim Politbüro sind zum Beispiel nur Nichtsüdfrüchte drin. Weil es die in der DDR ja nicht gab. Dafür Gurke, Apfel, Rote Beete. Die Namen der Würste sind ein Türöffner, machen auch Leute neugierig, die eigentlich keine Wurst essen.

Haben sie als Kind die TV-Serie „Flipper“ geliebt?

Ja.

Warum nennen Sie eine ihrer Würste dann ausgerechnet „Tötet Flipper“?

Purer Punkrock, ich wollte mal ein bisschen provozieren. Ist übrigens Fisch drin. Schmeckt lecker.

Nächste Seite: Was bedeutet sein Ring am Finger?

Man nennt Sie Künstler am Darm, Wurstdesigner, Rockstar unter den Metzgern - wie würden sie sich selbst bezeichnen?

Ich bin ein leidenschaftlicher Metzger mit Meisterbrief und viel Respekt vor dem Beruf.

Was machen Sie anders als andere Metzger?

Ich beherrsche wie sie mein Handwerk, zerstöre es aber immer wieder und erfinde es neu. So wie Künstler das tun.

Was sagen Ihre Metzgerkollegen dazu?

Kaum was. Ich habe wenig Kontakt. Mit dem, was ich hier mache, stehe ich allein.

Vegetarisch und vegan ist immer mehr angesagt. Eine Option für Sie?

Vorweg: Ich finde es toll, wenn es hier möglich ist, dass man sich Gedanken um sein Lebensmittel machen kann. Das können manche Menschen bestimmt nicht. Aber wenn ich persönlich die ganze Palette geboten bekomme, mag ich mich nicht beschränken. Ich esse jeden Tag Fleisch. Bei allem Respekt - vegetarisch ist mir dann doch „Wurst.“

Der dicke Ring an ihrem Finger, was bedeutet der?

Unser Hochzeitsring. Er zeigt mein Metzgerbeil, dass sich mit dem Schneebesen meiner Frau kreuzt. Sie kocht, ich hacke.

Welches Stück Fleisch würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?

Wenn’s da Feuer gibt, immer ein Entrecote. Oder Schweinenacken. Schön mit Fett.

Wenn Düsseldorf ein Braten wäre, ...?

... dann wäre es ein Sauerbraten!