Düsseldorfer Serienmörder Peter KürtenPost vom Killer

Neuer Inhalt (6)

Der erste Mörderbrief: Hier schildert Peter Kürten – auch mit Hilfe einer Zeichnung – den Mord an Maria Hahn und die Stelle, wo die Leiche verscharrt ist.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Der Serienmörder Peter Kürten – vor genau 90 Jahren wurde er festgenommen. Er gilt als „Jahrhundert-Mörder“. Der EXPRESS zeichnet in einer Serie einen der spektakulärsten Kriminalfälle der Geschichte nach – und er spielt in Düsseldorf.

Ob Peter Kürten seinen „großen“ Vorgänger als Jahrhundert-Mörder kennt und seine Geschichte verfolgt hat – „Jack the Ripper“, der gut 40 Jahre vor Kürten eine andere europäische Großstadt, nämlich London, in Angst und Schrecken versetzt hatte?

Fest steht: Beide Serienmörder-Geschichten wurden rund um den Globus mit Spannung verfolgt – und in beiden Geschichten spielen Briefe eine entscheidende Rolle.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Im Fall von „Jack the Ripper“ erhielten Polizei und Zeitungen tausende Briefe, darunter auch unzählige Bekennerschreiben. Ob von diesen wirklich einer oder mehrere vom Mörder stammten, darüber streiten bis heute die Experten. Bei dreien von ihnen allerdings gilt die Echtheit als wahrscheinlich.

Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: Er schickte Briefe an die Ermittler

Und fest steht: Im Fall Peter Kürten gab es tatsächlich echte „Post vom Serienmörder“.

Unmittelbar nach dem Mord an Elisabeth Dörrier geht bei den Ermittlern ein Brief ein, der am 13. Oktober 1929 aufgegeben worden war – adressiert an die „Polizeiverwaltung hier“. Der Brief ist mit blauem Stift auf unbedrucktem Zeitungspapier geschrieben und enthält die Zeichnung eines Tals in der Nähe des Gutes Papendelle.

Neuer Inhalt (4)

Serienmörder Peter Kürten weidete sich an dem Schrecken, den er in der Öffentlichkeit verbreitete.

In Druckbuchstaben steht darin: „Mord bei Pappendelle an der gekreuzten Stelle, welche nicht mit Unkraut bewachsen ist und mit einem Stein bezeichnet ist, liegt die Leiche begraben, 1 1/2 m tief. Düsseldorfer Stadtanzeiger und Landsmann (Gennat) haben Kenntnis.“

Serienmörder Peter Kürten: Post auch an in Düsseldorfer Zeitungen

Tatsächlich hatte Kürten schon Ende September einen ähnlichen Brief samt Skizze in den Briefkasten des „Düsseldorfer Stadtanzeigers“ geworfen – die Zeitung hatte allerdings nicht reagiert.

In beiden Briefen sind eindeutige Hinweise auf den Mord an Maria Hahn enthalten.

Aber auch bei der Polizei wandert der Brief – nach einer flüchtigen und ergebnislosen Suche durch Landjäger am Gut Papendelle – zu den Akten.

Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: Geheimnisvolles Schreiben an die Medien

Dann geht bei einer anderen Düsseldorfer Zeitung, der „Freiheit“ ein neues, geheimnisvolles Schreiben ein – aufgegeben am 8. November 1929.

Neuer Inhalt (4)

So adressierte der Serienmörder seinen Brief an die Düsseldorfer Zeitung „Freiheit“

Wieder ist eine Skizze enthalten, diesmal von der Stelle, an der kurz zuvor die Leiche von Gertrud Albermann an der Mauer der Firma Haniel & Lueg abgelegt worden war.

Schnell wird klar, dass der Brief geschrieben worden ist, bevor Polizei und Presse von diesem Leichen-Fundort erfahren haben. Und damit war auch klar: Das Schreiben stammt wirklich vom Täter.

Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: Echtheit seiner Briefe erst spät erkannt

Chefermittler Ernst Gennat erkennt, dass dieser Briefeschreiber ganz offensichtlich auch für die anderen Taten verantwortlich ist – und dass er die Öffentlichkeit sucht, um sich mit seinen Taten zu brüsten. Er lässt nach der Herkunft des verwendeten Zeitungspapiers fahnden, aber weder die Druckmaschine noch Händler sind zu ermitteln.

Wie im Fall „Jack the Ripper“ gehen in den folgenden Wochen bei der Polizei und den Zeitungen jede Menge „Mörderbriefe“ ein mit Hinweisen, Selbstbezichtigungen und Ankündigungen weiterer Morde – sie sind durchweg „schlechte Scherze“.

Peter Kürten selbst gibt nach seiner Verhaftung an, insgesamt vier Briefe geschrieben zu haben: Neben den drei genannten an die Polizei, den „Düsseldorfer Stadtanzeiger“ und die „Freiheit“ will er auch irgendwann an die „Niederrheinische Arbeitszeitung“ in Duisburg geschrieben haben.

Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: In Briefen kündigte er weitere Leichen an

In diesem Brief habe er angekündigt, dass weitere Leichen vergraben seien und dass bürgerliche Zeitungen informiert seien – was tatsächlich nicht der Wahrheit entspricht.

Hier lesen Sie mehr:

Bleibt die Frage: Warum überhaupt schrieb Kürten insbesondere an die Medien der damaligen Zeit? Er beantwortet diese Frage während der Vernehmungen nach seiner Festnahme selbst: „In der Absicht, in der Bevölkerung, hauptsächlich von Düsseldorf, sowie bei der Polizei und dann nicht zuletzt bei den Stellen, die ich mir immer als meine Peiniger vorgestellt hab, Aufregung und Empörung hervorzurufen“ …