Düsseldorfer Serienmörder Peter KürtenAuf der Spur – die Jagd nach dem Killer

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Ein Serienkiller wie Jack the Ripper: Peter Kürten beging in Düsseldorf eine beispiellose Mord-Serie und wurde vor genau 90 Jahren verhaftet.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Der Serienmörder Peter Kürten – vor genau 90 Jahren wurde er festgenommen. Er gilt als „Jahrhundert-Mörder“. Der EXPRESS zeichnet in einer Serie einen der spektakulärsten Kriminalfälle der Geschichte nach – und er spielt in Düsseldorf.

Peter Kürten ist unglaubliche lange nicht zu fassen – beinahe unbehelligt setzt er die Serie seiner Bluttaten fort. Wie kann es sein, obwohl doch die Stadt, ganz Deutschland und sogar die Welt auf Düsseldorf und die erschreckende Mordserie blickt?

Jagd nach dem Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: Darum war er so lange nicht zu finden

Der damalige Staatsanwalt Otto Steiner beschreibt dieses Phänomen als Kürtens „satanisches Glück“: Seine freundliche Art und das gepflegte Erscheinungsbild, auf das der Mörder so viel Wert legt, lassen ihn völlig unverdächtig erscheinen.

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So kann er sorglos an seine Tatorte zurückkehren, sich unter die Schaulustigen mischen und sich an ihrem Entsetzen weiden. Er spricht nicht selten sogar die Ermittler vor Ort an, ohne dass die Verdacht schöpfen.

Und es gibt sogar etliche Fälle, in denen Peter Kürten – auf der Suche nach Opfern – Frauen anspricht und diese ihm von ihrer Angst erzählen, dem Serienmörder von Düsseldorf zu begegnen – ohne zu ahnen, dass sie genau diesem gerade gegenüber stehen.

Jagd nach dem Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: zahllose Ermittlungsfehle

Viele Dinge erscheinen bei den Ermittlungen in Düsseldorf allerdings aus heutiger Sicht kaum verständlich und nachvollziehbar:

  • Wie kann es sein, dass der dutzendfach vorbestrafte Kürten nicht unter Verdacht gerät, obwohl beispielsweise die neunjährige Rosa Ohliger nur wenige Schritte von seiner Wohnung entfernt ermordet wird?
  • Weshalb werden Täterbeschreibungen von Zeugen und überlebenden Opfern nicht veröffentlicht?

Es ist durchaus fraglich, ob diese zu ihm geführt hätten, schätzen die Zeugen ihn doch auf jeden Fall erheblich jünger – zumal sich Kürten (wie seine Frau Auguste berichtete) sogar schminkt, um jünger zu wirken.

Jagd nach dem Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten: Ein falsches Geständnis führte in die Irre

Und wie kann es sein, dass es unglaublich lange dauert, bis die Mordserie überhaupt als solche erkannt wird? Hier hilft es Kürten sicherlich, dass ein Anderer, der geisteskranke Johann Stausberg, sich zu seinen Taten bekennt und Geständnisse ablegt.

Als dann endlich die Fahndung nach dem Serienkiller intensiviert wird und im September 1929 sogar eine extrem hohe Belohnung von 15.000 Mark ausgelobt wird, werden die Ermittler mit rund 12.000 Hinweisen geradezu bombardiert.

Jagd nach dem Düsseldorfer Serienmörder: Hinweise auf Kürten wurden nicht beachtet

Später wird klar: Mindestens drei dieser Hinweise nennen sehr konkret Peter Kürten als möglichen Täter. So meldet sich ein früherer Mithäftling und berichtet den Ermittlern, dass sich Kürten mit solchen Taten gebrüstet habe.

Die Polizei macht Fotos des Verdächtigen und legt sie einem überlebenden Opfer, Gertrud Schulte, vor ... aber die erkennt ihn nicht.

Die Panik vor dem Serienmörder, der immer noch frei herum läuft, wird in Düsseldorf zur Hysterie – das Innenministerium gerät unter Druck und richtet eine Sondermordkommission ein, zu der auch Ermittler aus Berlin nach Düsseldorf geschickt werden.

Jagd nach dem Serienmörder Peter Kürten: Super-Ermittler aus Berlin kam nach Düsseldorf

Unter ihnen ist auch der berühmteste deutsche Mordermittler seiner Zeit, Ernst Gennat. Der Mann mit seiner imposanten Körperfülle wird in Berlin der „Buddha der Kriminalisten“ genannt.

Er ist allerdings auch tatsächlich einer der wichtigsten Erneuerer der deutschen Kriminalistik: Gennat gilt als Erfinder der Mordkommission, wie wir sie bis heute kennen. Er führt zum ersten Mal eine systematische Spurensicherung an den Tatorten ein, lässt sogar einen eigenen Bereitschaftswagen entwickeln, der als „Mordauto“ bezeichnet wurde.

Und das wichtigste Verdienst Gennats ist die Schaffung einer „Zentralkartei für Mordsachen“.

Die Schlinge um Peter Kürten zieht sich erst im April 1930 langsam zu – und das auch nur durch einen unglaublichen Zufall: Die Hausangestellte Maria Buttlies schreibt ihrer Freundin Martha Prückner darüber, dass sie von Kürten im Grafenberger Wald sexuell missbraucht und gewürgt worden sei.

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Dieser Brief wird allerdings falsch zugestellt und landet bei der Nachbarin der Freundin, Elisabeth Brügmann. Und die bringt diesen Brief sofort zur Polizei, sagt dort aus, dass die Absenderin Maria Buttlies ihr völlig unbekannt sei: „Da die Briefschreiberin angibt, einem Mörder in die Finger geraten zu sein, übergebe ich den Brief der Polizei zur weiteren Veranlassung“, protokolliert ein Beamter die Aussagen von Elisabeth Brügmann.

Die Ermittler finden Maria Buttlies. Und die 25-Jährige kann sich tatsächlich an das Wohnhaus des Täters erinnern. Sie führt die Polizeibeamten zur Mettmanner Straße 71.

Das ist der Anfang vom Ende der Mord-Serie …