+++ EILMELDUNG +++ Hausordnung wird geändert Bericht: Bahn mit neuem Verbot in allen Bahnhöfen – in ganz Deutschland

+++ EILMELDUNG +++ Hausordnung wird geändert Bericht: Bahn mit neuem Verbot in allen Bahnhöfen – in ganz Deutschland

Düsseldorfer Pop-up-RadwegImmer absurder: Befreit die Prachtstraße aus „Geisel-Haft“

Neuer Inhalt (4)

Chaos, Staus, Verwirrung durch immer neue Verkehrsregelungen: Der Pop-up-Radweg hat das alles zu bieten – nur kaum einen Radfahrer, der auf ihm fährt.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Langsam muss es doch mal genug sein mit dem  tagtäglichen Schlingerkurs in Sachen „Pop-up-Radweg“ an der Cecilienallee! OB Geisel, die Politik und die Stadtverwaltung eiern jetzt seit zwei Wochen so herum, dass man mit der Beschreibung neuer „Verschlimmbesserungen“ kaum noch nachkommt.

Jetzt muss die Parole lauten: Befreit die Prachtstraße aus der Geisel-Haft!

Umstrittener Düsseldorfer Pop-up-Radweg: Niemand braucht ihn, auch nicht die Radfahrer

Um es vorweg zu schicken: Die „Protected Bike Lane“ (Deutsch spricht man im Rathaus ja offenbar nicht mehr!) braucht kein Mensch, die Anwohner nicht, die Autofahrer nicht, die Fußgänger nicht und – vor allem – die Radfahrer auch nicht.

Der Beweis für den letzten Punkt ist leicht erbracht: Der EXPRESS hat am Samstag den Pop-up-Radweg abgelaufen, und auf dem fuhren zwischen Rheinterrasse und Homberger Straße gerade mal sieben Radfahrer – auf dem parallelen Weg im Rheinpark waren es in der gleichen Zeit 39.

Umstrittener Düsseldorfer Pop-up-Radweg: Symbolpolitik an der Prachtstraße

Warum also dieses Experiment gerade an dieser Stelle? Die Antwort ist einfach: Es handelt sich schlicht um Symbolpolitik. Gute und sichere Radwege sind an tausenden Stellen in der Stadt erforderlich – bloß nicht hier.

Aber: Es handelt sich um die teuerste Wohnstraße Düsseldorfs, mit einem einmaligen Rheinpanorama und höchster Attraktivität für Anwohner und Besucher. Hier und nirgendwo anders sollte ein Exempel statuiert werden.

Umstrittener Düsseldorfer Pop-up-Radweg: Das tägliche Hin und Her

Das ging mächtig in die Hose, funktionierte von Anfang an nicht. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Das ganze Ausmaß des „Rein-in-die-Kartoffeln-raus-aus-den-Kartoffeln“ wird deutlich, wenn man sich die Ereignisse mal chronologisch in Erinnerung ruft:

  • 5. Mai 2020: Der Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) beschließt die „Einrichtung einer temporären Protected Bike-Lane“. Richtig ist: OB Thomas Geisel stimmte nicht mit ab, weil er nicht Mitglied des OVA ist – aber klar ist auch, dass die Initiative „seiner“ SPD nicht ohne sein Wissen ergriffen wurde. Eingebracht hatten den Antrag SPD, Grüne und FDP. Die FDP sprang sofort ab, als ein Verkehrsversuch beschlossen wurde, dafür gab es dann eine rot-rot-grüne Mehrheit.
  • 13. Juni 2020: OB Geisel lässt es sich nicht nehmen, den Radweg persönlich zu eröffnen, schwingt sich dazu auch im feinen Zwirn aufs Rad und radelt im vollen Wahlkampf-Modus ein paar Meter. Er gibt sich begeistert von dem Provisorium, dass zu diesem Zeitpunkt schon 70.000 Euro verschlungen hat.
  • 15. Juni 2020: An dem Radweg passiert ein erster Unfall. Geisel behauptet, die Polizei sehe keinen Zusammenhang (was bis heute nicht bewiesen ist) und kritisiert eine „populistische Politik gegen diese Fahrradspur“.
  • 17. Juni 2020: Nach heftiger Kritik von allen Seiten beruft der OB kurzfristig eine Pressekonferenz ein, kündigt „Optimierungen“ des Radweges an, etwa durch Umkehrung der Fahrtrichtungen und Ampeln für die Radfahrer.
  • 18. Juni 2020: Im Stadtrat wird der Antrag verhandelt, das Experiment an der Cecilienallee sofort wieder zu beenden. Der Antrag wird mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt – und die kommt von OB Thomas Geisel. Spätestens jetzt kann er nicht mehr sagen, „die Politik“ habe ihn zu diesem „Pop-up-Radweg“ gezwungen.
  • 20. Juni 2020: Der OB trifft sich mit kritischen Anwohnern vor Ort. Längst ist der Radweg kein Wahlkampf-Plus mehr für ihn. Deshalb gibt er wieder „der Politik“ die Schuld, obwohl er der entscheidende Akteur dieser Politik in der Stadt ist. Und er kritisiert die Umsetzung des Radweges durch „die Verwaltung“ – dabei ist er selbst doch deren Chef und damit verantwortlich.
  • 24. Juni 2020: Noch einmal verkündet der OB, an dem Radweg „nachbessern“ zu wollen. Wieder werden Fahrtrichtungen für die Radfahrer neu festgelegt, Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen geändert.
  • 26. Juni 2020: Es ereignet sich der zweite Unfall an dem Radweg. Plötzlich gibt er OB zu: „Durch die bisherige Lösung einer »Protected Bike Lane« gab es ein erhebliches Gefährdungspotential.“ Aber: Er stoppt das Projekt immer noch nicht, sondern will weiter herumdoktern lassen, sogar eine Spezialfirma beauftragen, die den Radweg völlig neu markieren soll. Dass die Kosten sich inzwischen mehr als verdoppelt haben dürften, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Und der eigentliche Hammer kommt ganz zum Schluss in Geisels Mitteilung: Vorerst wird auf der Cecilienallee Tempo 30 eingerichtet.

Umstrittener Düsseldorfer Pop-up-Radweg: Inzwischen eine Frage der Machtpolitik

Die vielleicht schönste Düsseldorfer Prachtstraße in „Geisel-Haft“ – warum macht der OB das? Eines ist völlig klar geworden: Aus einem Akt der Symbolpolitik ist längst eine Frage der Machtpolitik geworden.

Hier lesen Sie mehr: OSD und Polizei müssen Altstadt wegen Menschenmassen die zweite Nacht in Folge räumen

Thomas Geisel will beweisen, dass er etwas gegen alle Widerstände durchsetzen kann, ohne Rücksicht auf Verluste!

Ob diese Strategie verfängt, das wird sich noch erweisen, spätestens am 13. September, wenn die Düsseldorfer darüber abstimmen, wer künftig ihr OB sein soll. (mik)