Düsseldorfer „Schwan"-RestaurantsGeister-Gäste an leeren Tischen – das ist der Grund

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Ein Pappkamerad im Schwan-Restaurant an der Frankenstraße.

von Nathalie Riahi (nari)

Düsseldorf – Nachdem die Regierung in der Corona-Krise Lockerungs-Maßnahmen beschlossen und auch Restaurants, Cafés und Kneipen die Wiedereröffnung unter strikten Regeln erlaubt hat, müssen die Gastronomen sich konzeptionell neu aufstellen. Eine große Herausforderung, die trotz aller Schwierigkeiten auch viel Kreativität hervorbringt.

Die Vorschriften, nach denen ein Betrieb wieder öffnen darf, sind streng.

Gastronomie in Corona-Zeiten: Witzige Idee für leere Tische

Dazu gehört, dass die Plätze in einem Lokal nur zur Hälfte besetzt sein dürfen – ein Mindestabstand von zwei Metern ist einzuhalten. Das bedeutet, dass viele Tische aus den Lokalen weichen oder leer bleiben  müssen.

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Damit der Laden nicht so leer aussieht, hat die Düsseldorfer Gastronomin Kerstin Rapp-Schwan für ihre „Schwan"-Restaurants in Derendorf, Pempelfort, Flingern („Beethoven") und Neuss eine besondere Idee realisiert: An den Tischen, die als Abstandshalter dienen, hat sie Pappkameraden auf den Stühlen sitzen.

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Kerstin Rapp-Schwan in ihrem „Schwan"-Restaurant an der Frankenstraße in Derendorf.

Es sind Aufsteller aus einem Hartschaummaterial, bedruckt mit Fotos von Menschen, die mitunter witzig-schräge Grimassen schneiden.  Sie sitzen an den Tischen, haben Zeitungen vor sich oder spielen augenscheinlich Karten miteinander. Geeignet für drinnen und draußen.

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Kerstin Rapp-Schwan: „Die Dummys kommen super bei den Gästen an. Viele  lassen sich mit ihnen auch gerne fotografieren. Wir haben sie aufgestellt, damit es nicht so leer aussieht. Sie machen gute Laune. Außerdem sind sie extrem nützlich: Wenn eine Gruppe aus zwei Haushalten beispielsweise zu uns kommt und einen Zehnertisch braucht, dann können wir die Pappkameraden an den benachbarten Tischen als Abstandshalter platzieren und für die Gruppe die Tische ohne Probleme zusammenstellen."

Pappkameraden an Gastro-Tischen: Düsseldorfer Messebauer hatten die Idee

Auf die Idee dazu kam sie durch die Düsseldorfer Firma „Lug 2 Messebau". Die Messebauer Ullrich Ballnat, Jan Robert van der Vegte und Gaetano Fradella wiederum kamen durch die Publikums-Pappkameraden von Borussia Mönchengladbach auf den Gedanken, damit den Gastronomen zu helfen.

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Eine Pappkameradin zu Gast im Schwan an der Frankenstraße.

„Wir werden dadurch nicht reich, aber die Gastronomen auch nicht arm. Die Dummys sind doch viel schöner, als Tische mit Flatterband abzusperren. Viele reden darüber und freuen sich", sagt Ulli Ballnat. Ihr Projekt hat sich – vor allem durch die Aufsteller in den Schwan-Lokalen – schnell rumgesprochen. „Wir haben sogar Aufträge aus Süddeutschland. Aber das Beste daran ist: Es macht uns selber einen unglaublichen Spaß!"

In all ihren Restaurants hat Kerstin Rapp-Schwan die Dummys sitzen. „Nur im Schwan am Burgplatz. Leider haben wir zu allem Überfluss dort jetzt einen Wasserschaden, können das Restaurant erst in sechs Wochen öffnen."

Die Pappkameraden-Aktion kommt bei den Gästen bestens an.

Kerstin Rapp-Schwan: Gastronomie braucht schnell einen Rettungsschirm

Doch wie war die erste Woche nach der Wiedereröffnung für die Gastronomi? „Ich bin verhalten zufrieden. Noch spüren wir eine Zurückhaltung. Die Angstschürerei der Politik steht leider absolut im Gegensatz zu den Öffnungen der Restaurants. Die Gastronomie braucht dringend einen Rettungsschirm. Aber keine Gießkanne, sondern eine Unterstützung, die sich nach den individuellen Zahlen der Lokale richtet. Die liegen alle den Finanzämtern vor."

Zwei sehr wichtige Monate hatte die Gastronomie geschlossen. Messen fielen aus. „Die meisten haben das nicht auf dem Schirm: Die denken, dass die Lokale wieder geöffnet sind, alles super. Aber die wenigsten machen sich klar, was das für ein Kraftakt ist für uns alle."

Zudem sei es ein immenser organisatorischer und administrativer Kraftakt für die Gastronome, alle Auflagen umzusetzen. „Hinzu kommt, dass wir keine Planungssicherheit haben: Wie kalkuliert man? Wie kauft man ein? Wie viele Gäste werden kommen?" Belastend sei zudem, dass die Mitarbeiter Nöte und Ängste haben. Die würden sie ihnen gerne nehmen, sie motivieren.

„Da gewinnt man schnell den Eindruck, die Politik wartet erstmal ab: Schafft die Gastronomie es alleine? Aber: Wenn wir alle nicht wollen, dass es nur noch große Systemgastro-Ketten gibt, sondern die Vielfalt, die gerade Düsseldorf so ausmacht, erhalten bleibt, muss die Politik schnell handeln", fordert Kerstin Rapp-Schwan, die seit 18 Jahren selbstständige Gastronomin ist. „Ich bin eine Kämpferin. Aber die Situation ist mitunter sehr hart gerade. Es gibt Tage, da hängen die Flügel dann schon mal runter."