Düsseldorf – Die Corona-Krise erschüttert Deutschland. Neben den nicht zu bestreitenden gesundheitlichen Risiken droht die Infektionswelle nun aber ganze Wirtschaftsbranchen dahinzuraffen.

Schon akut in ihrer Existenz bedroht sind die Unternehmer aus der Veranstaltungsbranche. Größen aus der Region Düsseldorf haben sich gestern mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt.

„Am Dienstag ist bei uns der Blitz eingeschlagen“, berichtet zum Beispiel Hans-Georg Späth. Er betreibt mit seinen Söhnen ein „Zeltimperium“ im Rheinland. Kein Schützenfest, auf dem nicht in einem seiner Zelte gefeiert wird, kein Oktoberfest ohne die Mithilfe der Familie Späth.

Veranstaltungs-Absagen wegen Corona: Firmen brechen alle Aufträge weg

Doch die Saison 2020 könnte ein echtes Horrorerlebnis für die Firma werden. „Wir haben an dem einen Tag durch die vielen Absagen, die plötzlich eingingen, Umsatz im sechsstelligen Bereich verloren“, klagt Späth.

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Der Unternehmer weiß nicht, wie er seine 300 Angestellten in den nächsten Wochen bezahlen soll.

Veranstaltungs-Absagen wegen Corona: Erlass von NRW-Gesundheitsminister Laumann

Der Hintergrund: Am Dienstag verschickte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) einen Erlass an die Kommunen, alle Veranstaltungen ab 1000 Besuchern aufwärts abzusagen.

Seitdem ist Landunter in der Veranstaltungsbranche. „Wir haben im Moment tatsächlich null Geschäft“, erklärt Oliver Becker, Inhaber von BEVT, einem Anbieter von Veranstaltungstechnik.

Veranstaltungs-Absagen wegen Corona: Caterer Georg Broich muss Lebensmittel für 20.000 Euro wegwerfen

Auch Düsseldorfs Catering-König Georg Broich hat es schwer erwischt. Am Mittwochabend hätte Broichs Firma das VIP-Catering bei Borussia Mönchengladbach liefern sollen.

Durch das Geisterspiel bleibt er jetzt auf den Lebensmitteln sitzen. „Ich muss Essen für 20.000 Euro wegwerfen.“ 60 Prozent seines Jahresumsatzes habe er durch die bisher eingegangenen Absagen schon verloren. Mit Aushilfen und Saisonkräften beschäftigt Broich mehrere hundert Mitarbeiter.

„Ich finde es unverantwortlich von Spahn und Laumann mit diesen durch nichts begründeten Zahlen und ohne jeden Zeitraum dieser Maßnahme zu operieren“, sagt Broich.

Er fragt sich, warum man nicht das Verhältnis zwischen Besucher und Raum als Maßstab nimmt. „Wenn ich 3000 Leute in einer Halle habe, die für 8000 ausgelegt ist, wirkt das auf mich besser als eine volle Halle, in die nur 1000 Leute passen“, sagt Broich.

Veranstalter Marc Pesch: „Das ist ein kompletter Kahlschlag für die Branche"

Marc Pesch ist Radiomoderator (u.a. Antenne Düsseldorf) und Event-Veranstalter. „Die Gesundheit geht natürlich immer vor wirtschaftlichen Interessen. Aber hier geht es um einen kompletten Kahlschlag in einer Branche. Wir fordern den Staat auf, uns zu helfen, so wie es vor einigen Jahren beim Ernteausfall der Landwirte durch Extremwetter der Fall war. Damals wurden 200 Millionen Euro bewilligt.“

Das Gegenteil sei im Moment aber der Fall. Viele Kommunen würden den Veranstaltern zurzeit die Entscheidung zur Absage aufdrängen. „Und das nur, weil sie nach dem Infektionsschutzgesetz für unsere Kosten haften müssten, wenn sie als Kommunen die Absage aussprechen. Da geht es nur ums Geld. Wir fühlen uns allein gelassen.“

Veranstaltungs-Absagen wegen Corona: Politik zögert mit finanziellen Hilfen

Davon ist zurzeit allerdings nichts zu sehen. Die Politik signalisiert nur die Einrichtung von Kurzarbeit und die Bereitstellung von Überbrückungskrediten.

„Kurzarbeit bringt mir nichts, wenn ich überhaupt keine Arbeit habe“, sagt Oliver Becker. Und Kredite müsste man auch zurückzahlen. „In der Veranstaltungsbranche kann man verlorenen Umsatz allerdings nicht mehr aufholen“, sagt Mike Schöneberg, der als Personaldienstleister in der Veranstaltungsbranche arbeitet.

Veranstaltungs-Absagen wegen Corona: Schausteller-Chef zittert um die Osterkirmes

Riesenprobleme haben auch die Schausteller. „Wir kommen sowieso aus der Winterpause, haben seit den Weihnachtsmärkten keine Einkünfte mehr gehabt. Und jetzt werden die ersten Kirmesveranstaltungen abgesagt“, klagt Düsseldorfs Schaustellerchef Oliver Wilmering.

Er hofft, dass die Osterkirmes am Staufenplatz (11.-19. April) stattfinden kann. „Wir planen mit Desinfektionsstationen und dreimal so viel Toiletten. Auf den Platz passen theoretisch 5000 bis 7000 Menschen. Wenn mal 1000 gleichzeitig da sind, ist noch viel Platz. Fahren in Bus und Bahn scheint mir da gefährlicher“.

Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auch diese Kirmes ein Corona-Opfer wird.