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Zugunglück von Meerbusch 2017Versagen von Fahrdienstleiterinnen löste Unfall aus

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Am 5. Dezember 2017 kam es kurz vor Meerbusch-Osterath zu einem schweren Zugunglück.

Meerbusch – Fast ein Jahr nachdem eine Regionalbahn auf der Strecke zwischen Neuss und Meerbusch auf einen Güterzug prallte (40 Verletzte) haben die Ermittlungsbehörden nun den genauen Hergang des Unglücks rekonstruiert.

Jetzt steht fest: Der Unfall ist ein Folge menschlichen Versagens. Zwei Fahrdienstleiterinnen der Deutschen Bahn haben dieses Unglück durch diverse falsche Entscheidungen und Fehleinschätzungen ausgelöst - so sagt es die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

EXPRESS zeigt das Protokoll des Versagens:

19:09 Uhr, Stellwerk Neuss-Weißenberg

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Die diensthabende Fahrdienstleiterin gibt für einen Güterzug der Firma „Rhein Cargo“ eine falsche Zugnummer in die Meldeanlage des Streckenabschnitts 700 ein.

19:12 Uhr, Strecke zwischen Neuss und Meerbusch

Der Güterzug mit der falschen Nummer fährt in den Streckenabschnitt 201 bei Osterath ein, in dem später das Unglück passiert. Im Stellwerk Weißenberg gibt die Fahrdienstleiterin die Zugnummer, die sie schon einmal falsch vergeben hatte, erneut in den Abschnitt 700 kurz vor Weißenberg ein. Dadurch entsteht im Stellwerk Osterath eine Fehlernummer – eigentlich eine Absicherung gegen solche Irrtümer.

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Das Triebwagen einer Regionalbahn des privaten Anbieters National Express war durch den Aufprall ziemlich verbogen. Mit 85 km/h prallte der Personenzug auf die Güterwaggons.

19:16 Uhr, Stellwerk Neuss-Weißenberg

Die Fahrdienstleiterin hält die Fehlermeldung aus Osterath für eine technische Störung. Sie löscht den Fehler im Computersystem und gibt dem Rhein Cargo-Zug eine neue Zugnummer.

Diese Nummer gehört aber eigentlich zu einem Güterzug der Deutschen Bahn, der sich auf der Strecke hinter dem von Rhein Cargo befindet. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Fahrdienstleiterinnen in Weißenberg und Osterath irrtümlich von einer technischen Störung der sogenannten Streckenblockanlage aus.

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Nach dem Unglück dauerte es noch anderthalb Stunden, bis die Fahrgäste versorgt und gerettet werden konnten. Die Oberleitung war auf die Regionalbahn gefallen, die Hochspannung hinderte die Retter lange daran, zu den Verletzten vorzudringen.

Diese Anlage stellt die Signale auf Rot, wenn irgendwo Fehler im System auftreten. Die Fahrdienstleiterin aus Weißenberg bittet ihre Kollegin aus Osterath um eine „Einzelräumungsprüfung“ - also einem Check, ob das Gleis auch wirklich frei ist.

Sie vergisst aber, der Kollegin die Zugnummer mitzuteilen, für die dieser Check erfolgen soll. Die Kollegin aus Osterath gibt deshalb die falsche Rückmeldung, dass die Strecke frei sei. Sie hatte den Güterzug der Rhein Cargo passieren sehen. Jedoch war der Güterzug der Deutschen Bahn da gerade erst im Abschnitt 200.

19:22 Uhr: Strecke kurz vor Osterath

Der DB-Güterzug mit der falschen Zugnummer hält vor dem roten Signal am Übergang zum Streckenabschnitt 201.

19:24 Uhr Strecke zwischen Neuss und Meerbusch

Die Regionalbahn der National Express fährt in den Streckenabschnitt 200 ein. Der RE muss auch an einem roten Signal halten, weil die Strecke vor ihm ja durch den am Signal wartenden Güterzug blockiert ist.

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An den Tagen danach wurden die kaputten Waggons geborgen. Rechts sieht man eines der Signale, die eigentlich das Unglück verhindert hätten - wäre da nicht das menschliche Versagen der Fahrdienstleiterinnen gewesen.

19:25 Uhr, Strecke kurz vor Osterath

Die Fahrdienstleiterin aus Weißenberg erteilt dem Lokführer von National Express per Funk die Erlaubnis trotz des roten Signals in den Abschnitt 201 einzufahren. Sie bestätigt ein Ersatzsignal. Danach vergisst sie, den Lokführer zum „Fahren auf Sicht“ anzuweisen, wie es bei der Auslösung eines Ersatzsignals Vorschrift ist.

Der Zug hätte dann mit maximal 40 weiterfahren dürfen. So beschleunigt der Lokführer die Regionalbahn auf die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Als er den Güterzug sieht, der gerade erst wieder anrollt, leitet er eine Notbremsung ein. Dennoch kracht die Regionalbahn noch mit 85 km/h auf den Güterzug.

19:27 Uhr, Strecke kurz vor Osterath

40 Menschen sind zum Teil schwer verletzt und in dem Zug gefangen. Denn die Oberleitung ist abgerissen, hängt auf der Regionalbahn.

21:55 Uhr, Strecke kurz vor Osterath

Erst anderthalb Stunden später ist die Oberleitung geerdet, die Fahrgäste können versorgt und evakuiert werden.

Die rechtlichen Konsequenzen

Gegen die beiden Fahrdienstleiterinnen ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen fahrlässiger Körperverletzung. Strafmaß: Von Geldstrafe bis drei Jahre Haft.