„Maruyasu“-Chef Akio AndoVom Bergmann zum Sushi-König

Sushi-König Akio Ando in seinem Laden

„Maruyasu“-Chef Akio Ando zeigt mit zwei Mitarbeiterinnen seine Sushi-Kreationen.

Im Einsatz für den Weltfrieden ist Akio Ando vor 53 Jahren aus Japan nach Deutschland gekommen – heute betreibt der frühere Kohlekumpel in Düsseldorf ein wahres Sushi-Imperium. Der Sonntag-EXPRESS hat den Japaner mit der erstaunlichen Karriere besucht.

Hiroshima-Schock

Als Akio Ando (75) ein junger Mann war, saß bei den Menschen in seiner japanischen Heimat der Schock wegen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki noch tief. Dauerhafter Frieden für die Welt war neben dem Wiederaufbau des Landes der große Wunsch der meisten Japaner.

Friedenseinsatz im Ausland

Auch Akio Ando, Landvermesser aus Mikasa auf der Insel Hokkaido, wollte sich als Anhänger des Nichiren-Buddhismus für den Weltfrieden einsetzen – im Ausland.

Und so besorgte er sich 1965 ein Visum fürs ferne Deutschland, verließ Eltern und Geschwister. „Obwohl es meiner Mutter sehr schwergefallen ist, hat sie mich damals doch gehen lassen. Dabei war ich bis dahin noch nie im Ausland gewesen und hatte auch überhaupt keinen Plan, wovon ich leben würde“, erinnert sich der heute ergraute Ando in seinem Sushi-Restaurant in den „Schadow-Arkaden“.

Bergmann in Duisburg-Hamborn

In Deutschland bekam Akio Ando die Chance, bei der „Friedrich Thyssen Bergbau-AG“ in Duisburg-Hamborn zu arbeiten. Als Bergmann, unter Tage. Ando: „Ich habe da in 1000 Metern Tiefe bei richtig hochsommerlichen Temperaturen mit meinem schweren Drucklufthammer ins Gestein gebohrt – die Splitter haben meine Arme immer zerkratzt. Wenn die Schicht zu Ende war, war ich jedes Mal einfach nur glücklich, den Tag überlebt zu haben.“

Gespräche über Buddhismus

Nach der Arbeit konnte er mit den Kollegen über den Buddhismus reden und so für sein Ideal vom Weltfrieden werben. Als aber 1969 einer der Kollegen vor seinen Augen im Stollen ums Leben kam, war für Ando endgültig Schicht im Schacht. Der Japaner hatte inzwischen die Krankenschwester Kimiko geheiratet und mit ihr eine Familie gegründet.

Wechsel nach Düsseldorf

Jetzt musste ein Job her, der weniger gefährlich war. Den gab es in Düsseldorf, wo sich damals eine große japanische Gemeinde bildete. Beim Restaurant und Lebensmittelhandel „Nippon-Kan“ in der Immermannstraße wurde Akio Ando Lagerverwalter.

Schritt in die Selbstständigkeit

1983 wagte er mit seiner Frau und seiner Mutter Tsuru, die er nach dem Tod des Vaters nach Deutschland geholt hatte, den Schritt in die Selbstständigkeit. Die drei bereiteten unter dem Namen „Maruyasu“ (etwa: „Rundherum günstig“) in Oberkassel japanische Gerichte zu, die dann von Haus zu Haus gefahren wurden. 1986 kam der Umzug in die Bismarckstraße, jetzt mit Stehimbiss. Ando: „Da habe ich dann auch vermehrt die deutschen Kunden erreicht.“ 1994 dann der Sprung in Kö-Nähe: Andos erstes echtes Sushi-Restaurant in den „Schadow-Arkaden“ eröffnet.

Sushi-Imperium in Düsseldorf und Frankfurt

Neun weitere sind seitdem dazugekommen, die meisten in Düsseldorf, eins in Meerbusch und zwei in Frankfurt. Der ehemalige Kumpel ist jetzt der Sushi-König von Deutschland!  Ando: „Das klassische japanische Sushi kennt eigentlich keine große Vielfalt. Für die Kunden hier in Deutschland habe ich mir aber immer wieder was Neues ausgedacht.“

Riesen-Speisekarte

Auf der „Maruyasu“-Speisekarte stehen denn auch heute an die 100 Sorten, vom einfachen mageren Thunfischfilet mit Reis bis zu „Temaki“, einer Kombi aus der Fischmasse Surimi, Gurke, japanischem Omelett und  Loddenrogen.

Mit 75 immer noch im Dienst

Akio Ando kommt immer noch treu zur Arbeit, obwohl er das gar nicht mehr bräuchte: Seine drei Söhne mischen inzwischen kräftig bei „Maruyasu“ mit. Aber die Kunden lieben es einfach, vom Senior-Chef bedient zu werden.

Noch Ziele

Friedliebender Buddhist ist er nach wie vor. Hat er seine Ziele erreicht? „Ich bin noch auf dem Weg“, sagt Ando weise.

(exfo)