„Ein Schlag in die Magengrube“Starke Worte des Düsseldorfer „Hosen“-Sängers Campino

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Campino, Frontsänger der Toten Hosen

von Michael Kerst (mik)

Der Tote-Hosen-Sänger Campino hält die Integration von Zuwanderern für gelungener als oft dargestellt.

„Man weiß zum Beispiel, dass jede Straftat, die nicht von einem Deutschen begangen wurde, von Populisten sofort benutzt wird, um eine ganze Volksgruppe zu stigmatisieren“, sagte der 57 Jahre alte Musiker aus Düsseldorf der „Welt am Sonntag“.

Campino zur Integration: „Migranten und Flüchtlinge ausschließlich negativ gesehen“

„Das ist für jeden, der sich für Integration einsetzt, immer wie ein Schlag in die Magengrube. Was mich an den Zuwanderungsdebatten in Deutschland stört, ist, dass Migranten und Flüchtlinge inzwischen fast ausschließlich negativ gesehen werden: Als ob sie für alle Probleme stehen.“

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Campino: „Integration keine Schlagzeile wert“

Dass viele der mehr als eine Million Flüchtlinge und Migranten, die 2015 gekommen seien, erfolgreich integriert und in Ausbildung und Beruf gebracht seien, sei keine Schlagzeile wert.

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„Die Probleme der Migration und auch bei der Integration von Flüchtlingen sind ja oft und klar benannt worden. Da muss sicher auch künftig vieles verbessert werden. Weil aber ständig nur negativ darüber berichtet wird, entsteht der Eindruck, dass Deutschland als Ganzes überfordert und überlastet ist“, sagte der Sänger.

Campino: „Gewalt einen Riegel vorschieben“

Campino betonte, dass für ihn Religionsfreiheit und Toleranz zu den wichtigen Werten gehörten. „Wenn es zu antisemitischen Übergriffen oder Gewalttaten kommt, ganz gleich ob sie von Rechtsextremen oder von Islamisten begangen werden, muss man einen ganz klaren Riegel davorschieben“, sagte der 57-Jährige.

Er empfinde „Wut und Enttäuschung darüber, dass wir jüdischen Mitbürgern hier kein sorgloses Leben gewährleisten können“, sagte Campino, der mit bürgerlichem Namen Andreas Frege heißt. Jüdische Kindergärten müssten mit Nato-Draht und Tarnnetzen gesichert werden, damit keine Sprengsätze darauf geworfen werden könnten. „Das ist schrecklich.“

Campino: Für Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet

Mit den Toten Hosen war Campino in der Vergangenheit oft wegen seines Engagements gegen Antisemitismus und Rassismus ausgezeichnet worden - unter anderem von der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf und in diesem Jahr vom Deutschen Fußballbund.

Bei der umstrittenen Echo-Verleihung 2018 war Campino der einzige, der die Preisübergabe an die Rapper Kollegah und Farid Bang kritisiert hatte, die ungeachtet ihrer antisemitischen Texte und Cartoons ausgezeichnet worden waren.

Campino erklärt den Song „Schwerelos“

In ihrem neuen Song „Schwerelos“ beschreiben die Toten Hosen das Schicksal einer Auschwitz-Überlebenden. Campino sagt, dass er ein Lied wie dieses vor 20 Jahren vielleicht „handwerklich nicht so hinbekommen hätte“ wie heute. „Der Text ist inspiriert von einem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz während unserer letzten Tour in Polen.“ Er habe viele positive Reaktionen auf dieses Lied bekommen, auch von seinen jüdischen Bekannten.