Vielleicht hat es Sie geärgertSeine Stimme haben alle Bonner schon mal gehört

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Benjamin Rose vor „seinem“ Bahnhof: Er ist DB-Serviceleiter in Bonn.

von Simon Küpper (sku)

Bonn – 16.33 Uhr am Bonner Hauptbahnhof. In Scharen stehen die Pendler am Bahnsteig, bis sie von einer schon bekannten Stimme erlöst werden. „Auf Gleis 2 fährt ein: RB48 nach Wuppertal-Oberbarmen über Brühl, Köln Süd und Köln Hauptbahnhof; Achtung bei der Einfahrt.“ Wer dahinter steckt weiß aber niemand von ihnen. Bis jetzt. Wir trafen Benjamin Rose (36) – die Stimme des Bonner Hauptbahnhofs.

Hauptbahnhof Bonn: Durchsagen kommen hier nicht vom Band

In DB-Uniform mit roter Krawatte und Mütze, ein freundliches Lächeln, schwarze Brille. Das ist das Gesicht zur Stimme. Seit er 2001 seine Ausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice startete, ist Benjamin Rose am Bonner Bahnhof Zuhause. Inzwischen ist er hier der Serviceteamchef. Wenn nicht gerade seine Stimme über die Bahnsteige hallt, dann die seiner Kollegen. Knapp 30 sind das am Bonner Hauptbahnhof. Einer der wenigen, an denen überhaupt noch echte Menschen die Durchsagen machen und diese nicht automatisch vom Band kommen.

„Dafür haben wir Schulungen und auch Seminare für Lautsprecherdurchsagen bekommen“, erklärt Rose. Dass er zur Bahn wollte, stand für den gebürtigen Stader früh fest. Ein Zugliebhaber. „Hauptgrund dafür ist aber der Kundenkontakt“, sagt er und unterbricht das Gespräch kurz. „Achtung auf Gleis 3, ein Zug fährt durch! Ich wiederhole: Achtung auf Gleis 3, ein Zug fährt durch!“ Routine für den 36-Jährigen, der trotz der vielen Anzeigen auf den acht Bildschirmen vor ihm den Überblick behält. Personenzüge und Güterzüge, Regionalbahnen und Fernzüge – in blau, grün und pink leuchten sie ihm entgegen.

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Zwischendurch ein Sicherheitshinweis für den Bahnsteig in Bad Godesberg: „Lassen Sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt.“ Den spielt Rose vom Band ein.

DB-Mitarbeiter Benjamin Rose: „Ärger abkriegen gehört zum Job dazu“

Zum Job gehört auch: Verspätungen durchsagen. Gut, dass man das Aufstöhnen der Reisenden – schließlich hat gefühlt ja immer genau der Zug Verspätung, mit dem man selbst fährt – in dem kleinen Büro im ersten Stock des Bahnhofs nicht so gut hört. Ein dickes Fell braucht man trotzdem. Rose: „Klar kriegt man auch den Ärger ab, das gehört dazu.“

Auch von Freunden gibt es ab und an einen gemeinen Spruch – dafür freuen die sich umso mehr, wenn sie sich bei Fahrkartenfragen an Rose wenden können. Und wie oft fährt er selbst Bahn? „In meine Heimat im Norden nehme ich immer den Zug. Dabei habe ich auch schon gute und schlechte Erfahrungen gemacht.“

Und schon fährt der nächste Pendler-Zug ein, diesmal auf Gleis 3: „RE 5 nach Koblenz Hauptbahnhof über Bonn UN Campus, Remagen, Andernach; Vorsicht bei der Einfahrt“.