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Urteil in Bonn gefallenAlbaner legten Feuer in Flüchtlingsheim und filmten alles

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Die beiden Angeklagten mit ihren Anwälten beim Prozessauftakt in Bonn.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Zunächst sieht es aus wie eine harmlose Entrümpelung. Der Film zeigt einen schmächtigen Mann, der mit viel Elan Matratzen, Koffer, Plumeaus und Klamotten in die Mitte des kargen Zimmers trägt. Aber dann wird deutlich, dass hier einer völlig unsystematisch eine Art Scheiterhaufen baut....

Die Brandstiftung in einem Flüchtlingsheim vom 5. August 2019 sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr – und bei vielen Bonnern für Fassungslosigkeit. Die beiden Albaner, von denen einer gezündelt, der andere gefilmt hat, stehen derzeit vor dem Bonner Landgericht. Am Dienstagmittag wurde das Urteil gegen die Männer gesprochen.

Beide müssen nun wegen gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung für mehrere Jahre ins Gefängnis. Der Zündler (damals 24) für vier Jahre, der Filmer (26) für dreieinhalb Jahre. Damit folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

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Hier lesen Sie mehr: Albaner zündeln in Bad Godesberger Flüchtlingsheim – und filmen sich dabei

Die jungen Männer waren unabhängig voneinander im April vorigen Jahres aus ihrer albanischen Heimat per Bus nach Deutschland gekommen, wo sie sich ein besseres Leben erhofften. Doch ihre Asylanträge wurden innerhalb weniger Tage abgelehnt. Sie kamen im Mai in das Muffendorfer Heim, in dem vor allem Asylbewerber aus dem Balkan leben. Im letzten Sommer waren es 250, darunter 43 Kinder.

Feuer im Flüchtlingsheim gelegt – wegen Stress mit der Security

Auslöser der Wahnsinnstat war nicht nur der Frust über die abgelehnten Asylanträge, sondern vor allem Stress mit der Security. Sicherheitsmänner hatten den Jüngeren am 3. August kurz vor Mitternacht zur Ordnung gerufen, weil er zu laut telefoniert habe. Landsleute scharten sich um ihn, er rief über Notruf die Polizei, die dem Vorfall aber keine große Bedeutung beimaß.

Zwei Tage später, am 5. August, bat der heute 25 Jahre alte Mann die Hausleitung, ihn zu verlegen, weil er bedroht werde. Sein Gesuch wurde aber abgelehnt. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Schmitz-Justen am Dienstag im Prozess: „Da sann er auf Rache.“ Er beschloss nämlich, sein Zimmer anzustecken. Der ein Jahr ältere Landsmann ließ sich überreden, mitzumachen und die Brandstiftung zu filmen. Beide Männer packten ihre Habseligkeiten in Sporttasche und Koffer und verstauten sie eine Etage höher im Zimmer eines Freundes.

Feuer im Flüchtlingsheim: Staatsanwaltschaft nennt das Video „widerlich“

Um 13.25 Uhr drückt der 26-Jährige für drei Minuten und 48 Sekunden die Videotaste seines Smartphones. Anfangs spricht der 25-Jährige in die Kamera: „Ich bin gekommen, um hier mal auszugehen“.

Dann stapelt er Bettzeug auf den Tisch. Ein Arm des Kameramanns kommt ins Bild. Es ist zu sehen, wie er eine Matratze auf den Haufen wirft. Es folgen nationalistische und auch deutschfeindliche Sprüche des Zündlers.

Staatsanwalt Sebastian Buß nannte das Video „widerlich“ – eine Einschätzung, der sich das Gericht anschloss. Um 13.28 Uhr dreht der 26-Jährige einen zweiten Film, drei Minuten lang. Dann gehen die Männer.

Feuer im Flüchtlingsheim: Täter schickt mieses Video an seine Verwandten

Das weitere Geschehen haben Überwachungskameras festgehalten. Um 13.32 Uhr gibt es eine Verpuffung, die Fensterscheibe von Zimmer 736 zerplatzt. Um 13.38 stehen zwei Kinder vor der Tür des brennenden Raums, ein Bewohner öffnet sie, Rauch quillt heraus. Der Richter: „Das war lebensgefährlich“. Väter hasten in das Haus, um ihre Kinder zu holen. Um 13.40 Uhr kommt die Feuerwehr und hat den Brand schnell unter Kontrolle.

Anklage erhoben: Bonner Schreinerei in Flammen – Brandstifter ist erst 15 (hier lesen Sie mehr)

In der Zwischenzeit hatte der 26-Jährige das Video an Verwandte und eine Freundin in Albanien geschickt, wo es gleich in Youtube hochgeladen wird. Um 14 Uhr stellt sich der Brandstifter der Polizei und gesteht, der Mittäter wird zwei Stunden später festgenommen. Seitdem sind sie in Untersuchungshaft.

Die Hausbewohner werden in einer Unterkunft nach Sankt Augustin untergebracht, der betroffene Gebäudeteil an der Deutschherrenstraße ist auch heute nicht nutzbar. Der Schaden wird auf 120 000 Euro geschätzt.

Feuer im Flüchtlingsheim: Richter findet deutliche Worte

Die Angeklagten, die eine geringe Bildung haben, hätten „nicht überblickt, wie gefährlich die Tat war“, so Schmitz-Justen, „aber keiner versteht, dass Sie ein Gebäude anstecken, wenn Sie Stress mit der Security haben“.

Die Männer auf der Anklagebank wirkten während der Urteilsbegründung niedergeschlagen. Es ist nicht auszuschließen, dass sie nach der Hälfte der Haftzeit abgeschoben werden. „Wenn Sie nach Deutschland zurückkehren, werden Sie einkassiert“, warnte der Richter vor einer erneuten Einreise. (ucs, iri)