AbgesagtBonner SPD: Zoff um Parteitag mit „Anwesenheitspflicht“

Bonn_Rosenthal

Die Bonnerin Jessica Rosenthal möchte für die SPD in den Bundestag. Die 28-Jährige ist designierte Bundes-Jusovorsitzende. Das Foto zeigt sie beim Online-Bundeskongress der Jusos im Berliner Willy-Brandt-Haus.

von Marion Steeger (MS)

Bonn – In Bonn können nicht nur die Grünen „Fehlstart“. Jetzt hat es den wahrscheinlichen Koalitionspartner SPD erwischt. Der hatte trotz Corona einen Präsenz-Parteitag in einer Halle in Beuel geplant. 

Dass dieser Plan nicht ohne Probleme über die Bühne gegen würde, war eigentlich klar. Denn was hatte schon der Bundesparteitag der AfD in Kalkar für hohe Wellen geschlagen: 600 Delegierte kamen in Kalkar zusammen – trotz Corona-Krise und der offen propagierten Ablehnung von Mund-Nasenschutz durch die Partei. 

Bonner SPD-Parteitag abgesagt

Jetzt gab es die Klatsche für die Bonner Sozen: „Die Mitgliederversammlung mussten wir kurzfristig absagen, da sich die Anmeldezahlen am Freitag weit über unsere Erwartungen und die Erfahrungen der letzten Jahre hinaus entwickelt hat“, so Unterbezirkssprecher Leon Schwarze. Statt geplanter 160 Mitglieder hätten sich 250 angemeldet.

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Ob nur das der Grund war? Hinter den Kulissen hatten vor allem ältere SPD-Mitglieder ihrem Ärger Luft gemacht. Der Präsenz-Parteitag käme zur Unzeit. Nicht nur, dass die Gesundheit der Teilnehmer gefährdet werden könne. Auch das Signal, dass die SPD über Posten und Karrieren abstimme, während viele Bonner um ihre Existenz kämpften, sei fatal.

Gegenüber EXPRESS war sogar von „böser Absicht“ die Rede: Denn viele ältere Parteimitglieder hätten aus Corona-Angst nicht am Parteitag teilgenommen, während die junge Riege um Kandidatin Jessica Rosenthal ihr Ding hätte machen können, so ein Insider.

Am Donnerstag, 3. Dezember, hatte Partei-Sprecher Schwarze noch zu den Planungen für den 5. Dezember gesagt: „Das Wahlrecht schreibt das zwingend vor.“ Man habe den Termin auch nicht auf 2021 verschieben wollen. Denn im Januar oder Februar könnten die Corona-Zahlen nach der Weihnachtszeit ja noch höher gestiegen sein. 

Bonner SPD-Vorstand hat Jessica Rosenthal vorgeschlagen

Schwarze: „Die Bundestagswahl ist im September, wir müssen jetzt über die Kandidaten entscheiden. Auch um den Wahlkampf gut vorbereiten zu können. Der Vorstand hat Jessica Rosenthal vorgeschlagen.“

Die 28-Jährige ist Chefin der Bonner SPD, aber auch designierte Juso-Vorsitzende. Per Briefwahl könnte die einzige Kandidatin für diesen Posten am 8. Januar offiziell Chefin der Jungsozialisten sein. Pikant: Noch-Juso-Chef Kevin Kühnert (31) hat dieses Amt gerade aufgegeben, um sich voll und ganz auf seine Bundestagskandidatur konzentrieren zu können. Ebenfalls in Bonn für den Bundestag kandidieren will Stefan Gsänger (48), Generalsekretär der World Wind Energie Association. 

Bonner SPD-Parteitag in Jupp-Gassen-Halle

Die SPD wollte in der Jupp-Gassen-Halle in Beuel ihren Parteitag abhalten. Die Veranstaltung sollte außerdem auf dem Vorplatz der Halle übertragen werden, dort hätte man auch wählen können.