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Stadt Bonn machte Laden dichtTolle Nachricht: „Samen Schmitz“ darf wieder öffnen

sylvia schmitz

Sylvia Schmitz (49) betreibt das Traditionsgeschäft „Samenhandlung Schmitz“ in der Bonner City. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Sylvia Schmitz (49) war auf dem Baum, als sie sich beim EXPRESS meldete. Ihr kleines Geschäft „Samenhandlung Schmitz“ in der Bonner Innenstadt war am 19. März von der Stadt dicht gemacht worden – wegen der Coronavirus-Verordnung. 

Jetzt bekam die 49-Jährige einen Anruf von einer Mitarbeiterin der Bürgerdienste und die hatte eine tolle Nachricht: „Samen Schmitz“ darf wieder öffnen. 

EXPRESS hatte die Stadt um Stellungnahme gebeten. Daraufhin hatte man sich den Fall offenbar nochmals vorgenommen. Bei der Samenhandlung handele es sich um einen Sonderfall, erklärt Kristina Buchmiller vom Presseamt der Stadt. „Da ein Teil des Sortiments auch in einem Gartenmarkt angeboten wird und Gartenmärkte laut Allgemeinverfügung geöffnet bleiben dürfen, wurde der Fall neu bewertet.“

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Stadt Bonn machte „Samen Schmitz“ dicht: Wegen toller Neuigkeit bedankt Chefin sich beim EXPRESS

Sylvia Schmitz ist völlig aus dem Häuschen und bedankt sich beim EXPRESS. „Ich habe so viel Resonanz bekommen. Aufmunternde Worte, aber auch Bestellungen. Sogar Anwälte haben sich gemeldet und mir ihre Hilfe angeboten“, erzählt die Geschäftsfrau. „Ich denke, ich werde am Donnerstag wieder aufmachen. Ich muss jetzt erstmal neue Ware kaufen.“

Am 19. März war ihre Stimmung nach dem Besuch zweier Mitarbeiter des Ordnungsamtes und eines Polizisten am Boden. „Die behaupteten immer wieder, ich sei ein Blumenladen“, erzählte Sylvia Schmitz aufgebracht. Denn, dass sie unter anderem auch Blumen verkauft, steht in ihrer Gewerbeanmeldung. Und Blumenläden sind gemäß NRW-Erlass zu schließen. „Bei mir gibt es aber gar keine frischen Blumen“, so die Geschäftsfrau.

Die Gewerbeanmeldung habe sie vor acht Jahren gemacht, als man vom Coronavirus nichts ahnte. Stattdessen verkaufe sie hauptsächlich Saatgut, aber auch Tierfutter, Pflanzenschutzmittel, Deko-Artikel und Topfpflanzen. 

Stadt Bonn machte „Samen Schmitz“ dicht: Chefin fassungslos über Begründung

Das wollte sie dem Trio auch erklärt haben. „Daraufhin meinte einer, ich sei nicht systemrelevant, Samen bräuchte kein Mensch“, so Sylvia Schmitz fassungslos. „Das ist so ungerecht. Jetzt fahren alle in die Gartencenter und dort knubbelt es sich. Aber was unterscheidet mich von Gartencentern – außer der Größe?“

Viele ältere Innenstadtbewohner würden sich zudem darauf verlassen, dass ihr Geschäft geöffnet ist. „Sie kommen, um Futter für ihre Haustiere zu kaufen“, erklärte die 49-Jährige. Auch der Verkauf von Saatgut sei jetzt sehr wichtig, da es ausgesät werden müsse. „In den letzten zwei Wochen habe ich eine deutliche Verkaufssteigerung von Gemüse- und Kräutersamen bemerkt“, erzählte sie. 

Stadt Bonn machte „Samen Schmitz“ dicht: EXPRESS bat um Stellungsnahme

Damit es in ihrem zirka 50 Quadratmeter großen Laden in Zeiten des Coronavirus nicht zu voll wird, hatte sie draußen ein Schild aufgestellt, dass er nur durch zwei Kunden betreten werden dürfe. 

„Ich war stinksauer, als die meinen Laden dicht gemacht haben“, gab sie zu. Das hätten die Ordnungsamt-Mitarbeiter und der Polizist auch gemerkt. „Sie haben mir gesagt, wenn ich morgen wieder aufmache, würde ich Ärger kriegen.“

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Doch die 49-Jährige, die die Samenhandlung von ihrem Vater übernommen hat, war nicht nur sauer, sondern auch verzweifelt. „Ich überlebe das nicht, wenn ich jetzt für längere Zeit zu machen muss. Das ist jetzt meine Hauptsaison.“

Zum Glück hat sich das Blatt für die Geschäftsfrau jetzt wieder gewandt. (iri)