Sie kamen als Bonner „Postbote“Räuber brachen Oma (89) Jochbein und Kiefer

Postbote_Symbolbild

Die Opfer öffneten, weil angeblich der Postbote vor der Tür stand.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Sie ahnte nichts Böses, als es an ihrer Tür schellte und sich der Postbote über die Gegensprechanlage ankündigte. Die Bonnerin (64) drückte auf – doch kurz darauf fanden sie und ihre 89-jährige Mutter sich in einem wahrgewordenen Alptraum wieder. 

Vor der Tür stand kein Postbote, sondern zwei Räuber, brutal und eiskalt…

Duo jetzt angeklagt

Der Fall vom 4. September letzten Jahres sorgte für Fassungslosigkeit. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft das Duo wegen besonders schweren Raubes in Tateinheit mit zwei gefährlichen Körperverletzungen angeklagt.

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Laut Anklage klingelten Stefan B. (44) und Uwe L. (54, Namen geändert) gegen 17.30 Uhr bei den zwei Frauen. In Erwartung des Postboten öffnete die Tochter. Dann erkannte sie: Das ist gar kein netter Postler!

Auf Tochter eingeschlagen

Panisch versuchte sie, die Tür wieder zu schließen. Doch Stefan B. drückte laut Anklage  dagegen und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass sie zu Boden fiel. Immer wieder forderte er demnach die Herausgabe von Gold und Bargeld, hielt dabei der Frau den Mund zu, so dass sie mehrfach würgen musste.

Mutter flog Gebiss raus

Aufgeschreckt durch den Lärm kam die 89-jährige Mutter dazu und fing an, vor Angst zu schreien. „Sei still!“, soll Uwe L. die alte Dame angebrüllt und ihr mehrfach so heftig ins Gesicht geschlagen haben, dass ihr das Gebiss rausflog!

Pin-Nummer verraten

Dann, so die Anklage weiter, durchsuchte er die Wohnung. Währenddessen drückte Stefan B. die Tochter weiter auf den Boden, schlug ihr mit der Faust gegen das Kinn und mit einer roten Schreibtischlampe auf den Hinterkopf. Vermutlich in Todesangst verriet sie ihren Peinigern dann die Pin-Nummer ihrer EC-Karte.

Mit dem Tod gedroht

Die Angeklagten sollen anschließend mit einer Geldbörse, Schmuck, Handy und den Wohnungsschlüsseln geflüchtet sein. Zum Schluss sollen sie den  Frauen aber noch gedroht haben: Wenn auf dem Konto nichts ist, kommen wir wieder und bringen euch um!

Kurz darauf hoben die Verdächtigen am Geldautomaten (Kölnstraße) zweimal 500 Euro ab, so der weitere Vorwurf. Das Geld teilten sie sich.

Aus Angst ins Hotel

Bei der Tat erlitt die 64-Jährige Kiefer- und Schädelprellungen sowie einen Rippenbruch. Ihre Mutter traf es noch schlimmer, ihr wurden unter anderem Jochbein und Kiefer gebrochen. Nach der Entlassung aus der Klinik zogen die Frauen aus Angst erstmal ins Hotel.

So wurde das Duo überführt

Stefan B. (25 Vorstrafen) wurde drei Tage später festgenommen, dank der Überwachungsbilder vom Geldautomat. Mehrere Polizisten hatten ihn darauf sofort wiedererkannt. Am 12. September klickten auch für Uwe L. (26 Vorstrafen) die Handschellen, sein Komplize hatte ihn verpfiffen. Beide sitzen seitdem in U-Haft.

Die Maschen der Betrüger

Sie geben sich als Enkel, Briefträger, Polizist oder Blumenbote aus – und bringen so ihre meist älteren Opfer um ihr Erspartes.

Erst am Mittwoch wurden mehrere Siegburger von einem angeblichen „Herrn Lorenz“ vom Raubdezernat der Polizei angerufen. „In vermutlich osteuropäischem Akzent teilte er mit, man habe zwei Rumänen als Mitglieder einer Einbrecherbande festgenommen und habe den Hinweis, dass auch in die Wohnung des Angerufenen eingebrochen werden sollte“, erklärt Polizeisprecher Burkhard Rick die Masche.

Der Betrüger wollte seine potenziellen Opfer dazu bewegen, ihre Wertsachen bei ihm in „Verwahrung“ zu geben. Zum Glück, so Rick, ging keiner der Angerufenen darauf ein. Diesmal nicht…

Letzte Woche verängstigte ein falscher Polizist am Telefon eine alte Dame (85) aus Lohmar so sehr, dass sie in einem Beutel mehrere Tausend Euro in bar und vier Goldringe aus ihrem Fenster warf. Kurz darauf hob ein Mann die Wertsachen auf und flüchtete.

In der gleichen Zeit waren unbekannter Betrüger in Bonn aktiv. Viermal versuchten sie, Rentner mit dem Enkeltrick um fünfstellige Geldbeträge zu erleichtern.

Auch mies: An Heiligabend tarnte sich ein Einbrecher als Blumenbote.Mit einem Strauß in der Hand klingelte er gegen 19 Uhr an einem Einfamilienhaus in Bonn-Mehlem. Als keiner öffnete, brachen er und Mittäter dort ein (EXPRESS berichtete).

(exfo)