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Wir sind zu weit gegangenRheinbacher Schüler machen grausigen Fund auf Urlaubsinsel

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Ein Vogel hat sich im Plastikmüll verfangen und ist verendet. Er ist einer von Hunderten jedes Jahr.

von Martin Gätke (mg)

Rheinbach – Für eine Filmdoku über die Vermüllung unserer Erde reisten Medienschüler des Staatlichen Berufskollegs in Rheinbach nach Helgoland – und machten dort einen Fund, den sie nie vergessen werden: Für Dutzende Basstölpel wurde der Plastikmüll zur Todesfalle, unzählige Vögel wurden erdrosselt. Ein erschreckendes Erlebnis, das uns alle zum Nachdenken anregen sollte.

Der Schock sitzt noch tief bei Marina, Tobias und Stephan. Die Schüler hocken nachdenklich am Strand von Helgoland. Eigentlich eine traumhafte Gegend, Deutschlands einzige Hochseeinsel ist ein beliebter Urlaubsort, ein Paradies im Meer. Viele kommen her, um die Vögel zu beobachten.

Doch für die Jugendlichen ist Helgoland zu einem Ort geworden, an den sie furchtbare Erinnerungen haben.

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Durch ihre Kameras und Ferngläser erlebten sie Szenen, die sich tief in ihre Köpfe eingebrannt haben: unzählige tote Basstölpel und Trottellummen an den Helgoländer Vogelfelsen.

Ihre Köpfe und Hälse haben sich im Plastikmüll verheddert, die Tiere haben sich im Kunststoff selbst stranguliert und sind elendig verendet. Dutzendfach hängen Vogel-Kadaver an den Felsen, manche sind viele Jahre alt und haben schon die Farbe des Gesteins angenommen. Andere sind erst kürzlich verendet. Manchmal liegen sogar noch Eier neben ihren toten Elterntieren. „Es ist so bedrückend“, sagt Marina in die Kamera. Sie hat Tränen in den Augen.

Es sind Filmszenen, die auch den Zuschauern in der Bonner Brotfabrik unter die Haut gehen. „Flügel kriegen“ heißt die Dokumentation von Medienschülern des Staatlichen Berufskollegs Rheinbach, die am vergangenen Wochenende zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt wurde.

Wo kann ich den Film „Flügel kriegen” sehen?

Die 50-minütige Dokumentation „Flügel kriegen” der Medienschüler des Staatlichen Berufskollegs Rheinbach ist am Samstag, den 14.12. um 15 Uhr in der Brotfabrik Bonn zu sehen. Der Eintritt kostet 5 Euro.

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Unter der Leitung von Filmemacher Bernd Siering (64) haben sich die 18 bis 25 Jahre alten Schüler aus dem Bonner Raum über ein Jahr lang intensiv mit der Umwelt auseinander gesetzt. Und mit der Umweltverschmutzung.

Für die Doku haben sie Menschen getroffen, die zeigen, wie man Müll vermeiden kann. Sie haben Unverpacktläden besucht, haben am Bonner Rheinufer nach Müll gesucht – und bei der Bonner Tafel und in der Müllverbrennungsanlage gedreht. Immer wieder trafen sie dabei auf Plastik.

„Unsere Idee war es, einen Film zu realisieren, über Menschen, die anders leben, bewusster leben und sorgsam mit der Umwelt umgehen“, erklärt Bernd Siering. „Das Thema Plastik in Flüssen und den Weltmeeren ließ uns keine Ruhe mehr.“

Die Spur des Plastikmülls führte das Team dann bis nach Helgoland. Dort trafen die Schüler den berühmten Polarforscher Arved Fuchs, der nicht nur von seinen Reisen nach Nordgrönland berichtet. Sondern den Schülern auch zeigt, dass der Müll mittlerweile sogar am entlegenen Nordpol zu finden ist. „Es ist erstaunlich, wenn man vor so einer kleinen unbewohnten Insel vor Anker geht. Und dann plötzlich der ganze Strand voller Plastik ist. Und zwar von irgendwelchen Cremedosen über Flipflops, Öldosen und Fischereinetzen. Dann merkt man erst, dass dieser ganze Plastikmüll auch in die entlegensten Regionen unseres Erdballs getrieben wird“, sagt der Forscher.

Schüler auf den Spuren von Plastikmüll: Schock-Fund auf Helgoland

Doch der Mensch muss nicht weit reisen, um seinen Abfall wiederzufinden: Arved Fuchs zeigt den Schülern zusammen mit einer Biologin vom Alfred-Wegener-Institut, wie vermüllt der Strand von Helgoland ist. Bis sie dann die berühmten Vogelfelsen voller Basstölpel erreichen.

„Wir standen irgendwann hoch über den berühmten Klippen und waren alle sprachlos. Nicht wegen der tollen Aussicht, sondern wegen den erschreckenden Szenen, die sich an den Klippen abspielten“, erklärt Bernd Siering. „Die Vögel haben es sich im Laufe der Zeit angewöhnt, als Nestbaumaterial Plastikfasern aus Dolly Ropes zu nutzen.“

Dolly Ropes, so werden die dünnen Plastikfäden genannt, die in der Fischerei eingesetzt werden. Die Anhänge von Schleppnetzen reißen ab, werden angeschwemmt und von den Basstölpeln aufgepickt. Ganze Nester werden aus diesen Plastikfasern gebaut. Die Tiere fressen das Plastik nicht nur, es kann auch zur Todesfalle für sie werden. Etwa 100 Trottellummen kamen laut Experten so in einem Jahr zuletzt ums Leben. Mehr, als die Umweltschützer gedacht haben.

Eine Million Meeresvögel sterben pro Jahr an Plastikmüll

„Wir filmten das alles für unsere Doku. Und die Vögel wollten uns nicht mehr aus dem Kopf gehen“, sagt Bernd Siering. Ein Happy End hat der 50-minütige Film nicht. Doch er zeigt eindrucksvoll, welche Auswirkungen die mehr als zehn Millionen Tonnen Abfälle haben, die jährlich in unsere Ozeane gelangen. Jedes Jahr kostet er laut Nabu bis zu 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel das Leben. „Es wurde für uns eine Reise, die wir nie vergessen werden.“