Rhein-Sieg-KreisMit fiesem Trick: Senioren Teppiche abgezockt – 370.000 Euro Beute

Die Polizei hat betrügerische Teppichhändler geschnappt.

Bei ihrer Betrugsmasche zogen die Täter alle Register: Sie zockten bei Senioren Teppiche ab. Jetzt schnappte die Polizei die Betrüger. Das Symbolfoto zeigt einen Mann, der in einem Lager Teppiche sortiert.

von Marion Steeger (MS)

Sankt Augustin – Was für eine miese Masche! Und wieder mal wurden Senioren Opfer. Bei dem großangelegten Betrug hatten die Täter Teppiche im Visier.

Bei einer Razzia am 27.10.2020 durchsuchten Polizeikräfte Wohnungen in Köln, Frankfurt/Main und im Rhein-Erft-Kreis mit dem Ziel, drei Drahtzieher betrügerischer Teppichhändler festzunehmen.

Fieser Trick: Bande von Teppichbetrügern geschnappt

Den Männern im Alter von 35, 46 und 55 Jahren wird vorgeworfen, in mehr als 20 Fällen zumeist ältere Mitmenschen im Zusammenhang mit dem Handel und der Reinigung von Teppichen um mehr als 370.000 Euro gebracht zu haben. Es besteht der Verdacht, dass sie als Bande Menschen gewerbsmäßig betrogen haben.

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Ein Seniorenehepaar aus Sankt Augustin hatte Ende 2019 bei der Polizei im Rhein-Sieg-Kreis Anzeige erstattet. Betrüger hatten ihnen einen Orientteppich abgezockt unter dem Vorwand,, diesen gegen eine hohe Vorauszahlung zu reinigen.

Fieser Trick: Teppich-Bande in ganz Deutschland aktiv

In kurzer Zeit meldeten sich zwei weitere Geschädigte, die Ähnliches zur Anzeige brachten. Im Betrugskommissariat der Polizei Rhein-Sieg-Kreis liefen diese Anzeigen zusammen und die Ermittler nahmen ihre Arbeit auf. Schnell stellte sich heraus, dass es bundesweit eine Vielzahl ähnlich gelagerter Betrugsdelikte gab. Darum wurde die „Ermittlungsgruppe (EG) Hereke" ins Leben gerufen.

Nach mehreren Monaten harter Ermittlungsarbeit im gesamten Bundesgebiet konnten elf Tatverdächtige ermittelt werden. Auf bislang ungeklärte Weise waren die mutmaßlichen Betrüger in den Besitz von Kundendaten von Teppichhäusern gelangt.

Fieser Trick: Teppichreinigung für überzogenen Preis

Sie riefen die Kunden an, gaben sich als Mitarbeiter des Teppichhauses aus und vereinbarten einen Termin für einen Hausbesuch. Dort boten sie die Reinigung von Teppichen zu einem oftmals überzogenen Preis an. Sobald die Tatverdächtigen im Besitz eines Teppichs waren, begann die eigentliche Betrügerei.

Den Opfern wurde suggeriert, dass sich der Teppich nach der Reinigung als besonders wertvolles Stück herausgestellt habe und es vermögende Kaufinteressenten für diese Teppiche gäbe. Mit fiktiven Gebühren für Echtheitszertifikate, Gutachter, Ausfuhrzölle oder Transportversicherungen wurden die Betrogenen immer weiter um ihr Geld gebracht. Ein Verkauf hat tatsächlich nie stattgefunden.

Fieser Trick: Sogar Angehörige von Opfern abgezockt

In einem Sankt Augustiner Fall gingen die Täter besonders dreist vor: Weil ihr Opfer das Geld nicht aufbringen konnte, drängten sie ihn, bei Verwandten das Geld zu leihen. Die händigten dem Betrügern dann tatsächlich einen fünfstelligen Geldbetrag aus.

Die Razzia gegen die Betrüger startete am Dienstag um 7 Uhr. Vollstreckt wurden insgesamt elf Durchsuchungsbeschlüsse, überwiegend im Rhein-Erft-Kreis. Gegen die drei Haupttäter, zwei Frankfurter und ein Frechener, lagen außerdem Haftbefehle vor. Sie wanderten gleich in den Knast.

Begleitet wurden die Maßnahmen von Finanzermittlern der Polizei, die richterliche Vermögensarrestbeschlüsse in den Taschen hatten. Sie stellten jegliche Wertsachen der Verdächtigen, darunter mehrere Luxusuhren und Champagnerkisten, sicher. Als Beweismittel fanden die Ermittler weitere Teppiche, Vordrucke für „Echtheitszertifikate", Kundendaten und Smartphones.

Fieser Trick: Polizei warnt vor Haustürgeschäften

Die Auswertung der elektronische Geräte und der Unterlagen dauert noch an. Die sichergestellten Teppiche müssen jetzt den Opfern der Betrüger zugeordnet werden.

Die Polizei rät, bei Haustürgeschäften das Angebot sorgfältig zu prüfen und misstrauisch zu sein.

  • Prüfen Sie den Anbieters auf Referenzen und Qualifikationen.
  • Holen Sie sich zwei bis drei Kostenvoranschläge ein und vergleichen Sie diese.
  • Schließen Sie einen Vertrag ab, in dem die anstehenden Arbeiten, Anforderungen und Preise genau festgehalten sind.
  • Fordern Sie eine vollständige Rechnung ein, in der Lohn-, Fahrt- und Materialkosten sowie die Kontaktdaten und Steuernummer oder Umsatzsteueridentifikationsnummer des Anbieters aufgeführt sind.
  • Zahlen Sie niemals den vollen Betrag, sondern leisten Sie nur eine Anzahlung.
  • Wenn Sie sich in Ihrer Wohnung von einem Dienstleister oder Handwerker unter Druck gesetzt fühlen oder Sie den Verdacht haben betrogen zu werden, ziehen Sie die Polizei hinzu.
  • Sollten Sie Opfer unseriöser Betriebe geworden sein, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.