Prozessauftakt in BonnTrotz Spezialversteck: Zoll findet 6,6 Kilo Kokain

20200710_Gericht_Drogenkurier

Der junge Familienvater wird am Freitag in den Verhandlungssaal des Bonner Landgerichtes geführt.

Bonn/Rheinbach – Das Drogenversteck war dort, wo sonst Kaugummis, Bonbons oder Sonnenbrillen abgelegt werden. Unter der Armlehne seines VW Golf transportierte am 5. April 2020 ein junger Kroate (22) 6,6 Kilo Kokain über die Grenze von Holland nach Deutschland. Straßenverkaufswert: mehr als eine halbe Million Euro.

Am Rastplatz Peppenhoven jedoch fand die Fahrt in Richtung Frankfurt ein jähes Ende. Zollfahnder winkten den mutmaßlichen Schmuggler von der Autobahn und machten den kapitalen Fund.

Verkaufswert von 500.000 Euro: Zoll nimmt Drogenkurier hoch

Wegen Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie Beihilfe zum Drogenhandel muss sich der Kurierfahrer seit Freitag vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Während vor dem Gerichtssaal die Lebensgefährtin des Angeklagten mit der kleinen gemeinsamen Tochter auf dem Schoss wartete, gestand der junge Vater alles.

Geständnis vorm Bonner Landgericht: Drogenkurier hatte Schulden

Über 40.000 Euro Schulden habe er damals gehabt, versuchte er den kriminellen Ausflug zu erklären. Das erste finanzielle Debakel habe er, nachdem er sein Studium der Nautik abgebrochen habe, mit einer Touristikfirma erlebt. Die habe er gemeinsam mit einem Freund in Split aufziehen wollen.

Schließlich sei er wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wo er wiederholt bei seiner großen Familie untergekommen war. In Frankfurt habe er gehofft, mit guten Jobs etwas reißen zu können. So kam es aber nicht.

Bonner Landgericht: Junger Vater wegen sechs Kilo Kokain angezeigt

Obwohl er kein Geld gehabt hatte, habe er sich weiter übernommen. Er habe seiner Freundin ein Luxusleben bieten wollen. Eine zu teure Wohnung, zu teure Kita, ein zu teures Auto.

Die Finanznot trieb ihn zu „falschen Freunden“, erzählte der Angeklagte weiter. In Cafés mit Gästen vornehmlich aus dem Balkan hätte ihm ein Mitglied eines Clans aus Montenegro Kurierfahrten angeboten.

Kurierfahrt von Amsterdam nach Frankfurt: Zoll erwischt Schmuggler

Zunächst habe er Fahrten mit illegalem Geld übernommen, bis ihm schließlich ein lukrativer Drogentransport angeboten worden sei, für den er 3.000 Euro plus Taschengeld bekommen sollte.

Für die Kurierfahrt war sein Golf eigens abgeholt und mit einem Versteck versehen worden. Das konspirative Treffen in Amsterdam fand in einem Gewerbegebiet statt, ein Fremder habe ihm die Tüte mit dem Kokain in die Konsole eingebaut. Das Ganze habe kaum eine halbe Stunde gebraucht. Keine zwei Stunden später war die Fahrt bereits zu Ende.

Hier lesen Sie mehr: Junger Vater wandert für Kurierfahrt ins Kittchen

Jetzt muss der junge Vater, der vor dem Gerichtssaal von Freundin und Kind so sehnsüchtig erwartet wurde, mit einer Freiheitsstrafe von zwei bis 15 Jahren rechnen. (ucs)